Review

Surf's Up!

"Aquaman" ist für mich eine der positivsten Überraschungen des Kinojahres. Ein Popcorn-Fest in XXL und eine weitere heftige, starke Richtungskorrektur für das DCEU. James Wan hat Unmögliches möglich gemacht und mir mit seinem Unterwasser-Epos einen grandiosen Abend beschert. Und ganz nebenbei sicher auch für ein paar Sorgenfalten in James Camerons Gesicht gesorgt, wenn man an seine Avatar-Fortsetzung denkt, die ja ebenfalls größtenteils unter Wasser spielen soll... Ich kann nicht fassen, wieviel Spaß ich mit dieser (über)ambitionierten Kindheitsfantasie hatte. Zum Teil erinnert das ans Kinderzimmer, zum Teil an Seifenopern, zum Teil an Big Budget-Trash und zum Teil an Retro-Kult-Vehikel wie "Masters of the Universe" - und selbst die fragwürdigeren Kategorien und Bezeichnungen davon, meine ich hier mal alle absolut positiv.

Wer sagt, "Aquaman" sei langweilig, sollte keine Filme mehr gucken. Dieses Tiefseeabenteuer ist alles, nur nicht langweilig. Spaßig, augenzwinkernd, selbstbewusst und sogar etwas subversiv. Eine bunte Tüte voller Wahnsinn und Überraschungen. Chaos war selten genüsslicher. Sicher manchmal etwas überladen, käsig und aufgeblasen - aber so wunderschön sympathisch dabei, dass nur ganz griesgrämige Superheldenhasser hier etwas zu motzen haben. Arthur Currys Aufstieg zum Beschützer der blauen Tiefen hat das Zeug zum Megahit der Saison, zum Retter eines ganzen Kinouniversums und gleichzeitig zum Kulthit. Was für 'ne Kombi, was für eine gestemmte Last. Bravo!

Natürlich erkennt man in Wans riesiger Seesaga einige bekannte Muster. "Thor: Ragnarok" und "Black Panther" lassen manchmal grüßen, ebenso wie "Uncharted" (das Videospiel) oder "Das fünfte Element", "Valerian", "Clash of the Titans". Es gibt an jeder Ecke etwas zu entdecken, zu schmunzeln, zu staunen, zu schwelgen und sicher auch mal zum Kopfschütteln. Aber insgesamt überwiegt das gute Gefühl. Ein sehr gutes bei mir sogar. Außer bei "Ready Player One" gab es dieses Jahr kaum ein ähnlich voll getanktes Nerd-Spektakel bis in kleinste Details. Von Kaijus bis Haien mit verf****** Laserkanonen am Kopf (!!!) - was nicht passt, wird passend gemacht und reingequetscht. Und irgendwie funktioniert das Ganze. Das hätte ich vorher nie gedacht. Im besten Fall einen guten Film, der an "Wonder Woman" kratzt. Doch alle Erwartungen wurden ebenso wie die Zweifel schnell weggeblasen. Wer wert auf pure Unterhaltung und zuckerhaltige Realitätsflucht legt, ist bei dieser goldig schimmernden Action-Soap genau richtig.

Einige krachende Kämpfe und Sequenzen sind genial und spektakulär, das Feeling ist magisch, die eigentlich durchgehend aufdrehenden Effekte sind (meist) fantastisch und noch nie dagewesen. Das hat man im weit verbreiteten und extrem beliebten Superheldengenre so einfach noch nicht gesehen. Da ist kein Hype und es gibt genug zu kritisieren, vielen gefällt er wenig, ist er zu unübersichtlich und überladen - doch ich finde ihn einfach explosiv und überwältigend. Mitreißender Bombast, der von einem charismatischen Jason Momoa gekrönt wird. Dieser Mann macht aus einem einst belächelten Witz einen Weltklasse-Arschtreter und Badass vor dem Herrn. Und Sympathiemagnet obendrein. Die Frauen wollen ihn und die Männer wollen mit ihm ein Bier trinken. Oder dreizehn. Wahrscheinlich die Rolle seines Lebens. "Aquaman" lohnt sich auf der größten Leinwand, die man finden kann. Danach fühlt man sich nass, kaputt, aber verdammt glücklich. Sogar der synthielastige, majestätische, vielfältige Soundtrack ist perfekt. Was für eine Ladung. Alles dreht hier bis auf Anschlag. 120%. Ist das zu viel, bist du zu schwach. Oder so ähnlich.

Fazit: man kommt als Skeptiker, man geht als kleines Kind und absolut begeistert. Zumindest ging es mir so. "Aquaman" ist mein Lieblingsfilm aus dem DCEU und ein Heidenspass. Eskapistisch, unterhaltsam, groß. Trotz Kitsch-, Chaos- und Trash-Appeal. Jason Momoa rockt! 

Details
Ähnliche Filme