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Filmemacher Jeff Lau als der wohl mit ungewöhnlichste der (ehemaligen HK und heute) in China tätigen 'alten' Regisseure; ein bekannter Name seit den später Achtziger, welcher damals schon durch Genrewechsel und tonalen Brüche auffiel und heute immer noch am Hausieren ist. Seit mindestens zehn Jahren sind die angekündigten und absolvierten Projekte eines nebulöser als das andere, der finanzielle Erfolg derer auch oft übersichtlich und begrenzt, wird dennoch nicht innegehalten und mehr produziert als gesehen und mehr hergestellt als letztlich konsumiert.

Kung Fu League dabei als eine der Kreationen, die eigentlich nur von ihm kommen kann und nur nach Jeff Lau aussieht und auch so schmeckt; eine Idee, die im Grunde gar nicht so fern und vielmehr naheliegend ist, an die sich aber keiner ernsthaft und schon gar nicht mit Geld im Rücken getraut hat und als Endergebnis auch noch etwas ganz anderes ist als man vorher verspricht. Die Zusammenführung verschiedener Recken aus einem Milieu, in einem SciFi-Setting und mit Parodie versprechenden und das Drama forcierenden Tönen; dazu eine Humorprägung, die keine und nur Altbackenes ist. Ein echter Lau eben, im Guten wie im Schlechten:

Der Comiczeichner Fei Ying-xiong [ Ashin Shu ] ist unsterblich, aber scheinbar auch unnahbar in seinen in derselben Firma tätigen Schwarm Bao'er [ Madina Memet ] verliebt, die wiederum von ihrem reichen und auch gutaussehenden Cousin Zhang Peng [ Steven Zhang ] empor gehalten und verehrt wird. Nach einer Blamage vor den Kollegen aller beschwört Fei, dass doch seine Graphic Novel über vier vereinte Kung Fu Recken der Vergangenheit wahr werden und diese ihm bei seiner Liebesjagd dienlich sein sollen. Kurz darauf stehen tatsächlich die verdatterten und in der Gegenwart sich nicht auskennenden Wong Fei-hong [ Vincent Zhao ], Chen Zhen [ Danny Chan ], Huo Yuanjia [ Andy On ] und wohl auch Ip Man [ Dennis To ] vor ihm; was ganz hilfreich deswegen ist, weil Zhang Peng auch seine Helferlein wie Qiao Shan-Hu [ Bruce Leung ] auffährt.

Erfahren im Umgang mit Hommagen, die seit jeher seine Karriere umgeben, ist die Behandlung dieser noch der interessanteste Teil der Geschichte und der Part mit der Zeitreise und der Anpassung und Übertragung von Tradition und Vergangenheit in die Gegenwart gleich mit. Lau, der zuvor in jüngerer Zeit u.a. Just Another Margin (2014) und Just Another Pandora's Box (2010) als Zusammenlegung von bekannten Bildern und Figuren mit dem Humor der Verfremdung und Überzeichnung gebracht hat, legt auch hier zumindest Wert auf ein minimales Setting der Einführung an die Originale, wobei der Gimmick mit der Besetzungscouch für einige der vorherigen Darsteller, allen voran natürlich Zhao, Chan und To als ehemalige filmische Verkörperungen der berühmten Personen ein Clou für sich und eigentlich schon fast die halbe Miete ist. [Andy Ons Huo ist dafür der große Knackpunkt, und wo man die ganze Zeit auch nicht so richtig weiß, wen er nun darstellt und wer der Typ nun eigentlich ist. Warum man da nicht auf bspw. Ekin Cheng zurückgegriffen hat, welcher die Figur in der gleichnamigen Fernsehserie von 2008 gespielt und auch bereits mehrfach mit Lau zusammengearbeitet hat, und auch ein besserer Komiker als On ist: man weiß es nicht.]

Dabei gelingen auch einige Szenen der Übertragung, so wacht Wong Fei Hong nach einem eher merkwürdigen Traum auf, eilt durch sein Haus, und sieht sich plötzlich blutverschmierten japanischen Soldaten (Komparsen für einen entsprechenden Film) gegenüber; dass ihm dann noch die moderne Technik in die Quere kommt und er unfreiwillig als Kameramann fungiert, macht das Chaos komplett und zeigt immerhin die Möglichkeiten dieser spinnerten Fantasie. Dass die Gegend ihm und den anderen anfangs immer noch bekannt und dennoch fremd vorkommt, liegt der Nachstellung der Setbauten – man befindet sich auf einem riesigen Studioareal – und überschneidet so die Themen vom Schein und vom Sein sowie von der Kunst und dem 'wahren Leben' und ist bis dato auch die beste Szene der Zeitreisemystery.

Da ist der Film aber auch schon 25min alt, und alles davor konnte man im Grunde vergessen und nicht vergeben; gerade die Rahmenhandlung um einen jammernden Jüngling, der den Mund nicht richtig aufkriegt und sich auf der Jagd nach seinem Mädel in die träumerische Unwirklichkeit begibt, ist zumindest in dieser Behandlung hier unsympathisch und niemals involvierend, sondern eher das Gegenteil von empathisch. Aufgrund der sowieso spinnerten Grundidee und der hier gebotenen Wechsel in der Behandlung dieser plus vielerlei unnötige Zutaten gerade auch in der Inszenierung, oftmals mäßiges CGI, Actionszenen als großer Brei aus ein paar Bewegungen und vielerlei Computertricks, dazu mancherlei Blutattacken als 'Lacher' und eine komische Mischung aus spielerisch und 'ernst' entsteht nach und nach eher ein Albtraum für die Beteiligten und den Zuschauer gleich mit; ein schlechter Rausch quasi, der immer nur für Sekunden durch einige trockene Gags (die drei Heroen in der U-Bahn, mitsamt ihren Pferden, oder beim ersten Besuch eines McDonalds) und oftmals durch die ebenso trockene Anwesenheit von Dennis To als Fake Ip Man durchbrochen wird.

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