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Jetzt ist auch Kevin Costner im Spätwerk angekommen, spätestens mit „Open Range“ macht sich der Mime auch im klassischen Western breit und beweist, dass dem scheinbar schon gestorbenen Genre noch ein paar interessante Ecken abgewinnen kann.

Dabei macht die Geschichte an sich sicherlich keinen Staat mehr, wieder mal nehmen es zwei Männer allein mit einem ungerechten System auf – der von einem Großrancher beherrschten Stadt im Aufbau.
Weil sie als freie Rindertreiber ungern gesehen sind, werden ihre Begleiter ange- bzw. erschossen und folgerichtig sehen der alte Boss und sein Angestellter mit düsterer Bürgerkriegsvergangenheit keine andere Möglichkeit, als den Konflikt auszutragen.
Wieder einmal muß ein Mann hier tun, was er tun muß, um die Zustände zu ändern, wobei die persönliche Ehre diesmal über die der Stadtrettung gestellt wird. Boss Spearman und Charley Waite wollen sich als frei Männer nicht unterdrücken lassen, ihr Aufbegehren wird zum Katalysator für die ganze Stadt, die ihren Widerstand als willkommen erachtet, aber nicht offensiv unterstützt, von einem alten Stallburschen mal abgesehen.

Mehr als zwei Stunden nimmt sich Costner für diese einfache Geschichte Zeit, die wie ein Uhrwerk auf ein unausweichliches Finale zusteuert. In einer Mischung aus Naturschönheit und Westernklischee betont er aber etwas, was in der heutigen Kinolandschaft nur noch selten hervorgekramt wird: er widmet sich seinen Figuren.
Schicht für Schicht dringt man tiefer in den wortkargen Charley und seinen eher jovialen und erfahrenen Treckboss, die nie unterstreichen müssen, dass sie auf der richtigen Seite stehen, sondern einfach nur einer simplen, allgemeingültigen Moral folgen.
Weil aber die Action an sich auch nicht abendfüllend ist, entwirft Costner für sich das Bild des schweigsamen Ex-Kriegsmarodeurs, der von Schuld getrieben die Menschen scheut und die Hunde liebt und doch nicht verhindern kann, dass die Schwester des lokalen Arztes sich in ihn (und umgekehrt) verliebt.
Es ist beinahe rührend, wie Waite wieder in ein zivilisiertes Leben hineinschlüpfen will, obwohl er das in der Wildnis (unter Männern) schon fast abgelegt hat, ein Getriebener, der mit zarten Teetassen kämpft und den Stiefeldreck im Salon schuldbewusst beseitigt.
Noch dankbarer dürfte sein Partner Robert Duvall davon kommen, der mit dem Treckboss Spearman noch einmal einen von diesen überlebensgroßen Charakteren zum Leben erwecken darf, in dem sich Mensch und Mythos paaren. Ein Mann, am Ende seines wilden Lebens angekommen und zur Einkehr bereit, kurz vor dem Schritt in eine neue Zukunft, für den seine Angestellten die Kinder sind und das Leben die Schule.

In einer geradezu genialen Sequenz gehen die beiden kurz vor dem großen Fight in einen Gemischtwarenladen, wo sie aufgrund ihrer Überlebensgröße natürlich den Besitzer allein durch ihre Anwesenheit einschüchtern, um dann mit dem Klischee zu brechen. Angesichts des möglichen baldigen Todes kauft Duvall teure Zigarren und verlangt dann etwas Süßes (Dunkle Schokoladenriegel), während Costner linkisch ein Ersatzservice für die Ärztin auswählt.

Die letzten 20 Minuten gehören dann einem monumentalen Duell, das nicht klassisch, sondern mit dem größtmöglichen Realismus ausgeführt wird, ein harter, gnadenloser Shootout, bei dem eine Kugel nicht sofort den Tod bedeutet, viele Schüsse daneben gehen und die Eleganz der üblichen „Gunslinger“ zugunsten eines Überlebenskampfs flöten gehen.
Am Ende mischen sich dann zwar doch ein paar Klischees in den Brei, aber dennoch hat der ganze Aufbau dieser Sequenz eine Tendenz zum Klassiker, der man kaum widersprechen kann. Da soll dann auch nicht das HappyEnd fehlen.

So wird hier weder der Western neu erfunden, noch ihm wirklich Neues beigefügt, doch Costner weiß genau, wie man die alte Story modern im Fokus behält und, so viel steht fest, wirkliches Interesse für die Figuren entwickelt. Das wahre Drama sind hier die Figuren, nicht die Schusswechsel.
Bittersüß oldschool. (8/10)

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