„Open Range“ – das heißt übersetzt in etwa „Offenes Land“ und bezeichnet einen Geschichtsabschnitt der Vereinigten Staaten von Amerika, in dem freie Cowboys mit ihren Herden durchs Land zogen, ohne Dach über dem Kopf, vor ihnen nur weite Prärie. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wird dieser Lebensstil von Viehbaronen, die ihre Herden auf gewaltigen Rangen halten, zunehmend weniger toleriert. In diese Zeit fällt Costners Film, in dem er als Charley Waite zusammen mit „Boss“ Spearman (Robert Duvall) umherzieht, einen Freund verliert und dem fiesen, einflussreichen Denton Baxter (Michael Gambon) Rache schwört.
13 Jahre nach dem grandiosen „Der mit dem Wolf tanzt“ war es wieder Costner, der in den Kinos für ein kleines Western-Revival sorgte, das nur wenig später allerdings erneut abgeflaut ist. Sein „Open Range“ erfindet natürlich das Rad nicht neu, sondern variiert sämtliche Mythen, die es vom einsamen Cowboy, der in der offenen Prärie herumzieht, und entlarvt einige von diesen. Selbstverständlich geschieht das nicht so krass wie etwa in Eastwoods „Unforgiven“, sondern in einer sehr gemächlichen Art und Weise.
So wird bis zum finalen Showdown kein einziges Mal geschossen, von den Verbrechen des Sheriffs sieht man immer nur das Resultat, nie die Durchführung an sich. Stattdessen verharrt die Kamera sehr oft auf Landschaftsaufnahmen, die James Muro derart schön in Szene setzt, dass man sich nicht nur eine Einstellung gerne als Bild ins Zimmer hängen möchte. Sein Umgang mit der Kamera täuscht sicherlich über die eine oder andere Länge bis zur Hälfte des Films hinweg, in der außergewöhnlich wenig Essentielles geschieht. Ungeduldige Naturen seien deshalb gewarnt: „Open Range“ ist mit Sicherheit nicht der Film, der minutiös neue Storywendungen und großartig Action bietet. Stattdessen wird die etwas dünne Geschichte um die zwei Männer, deren Lebensstil keinerlei Zukunftsaussichten bereithält, genüsslich ausgedehnt.
Durch Moses Ermordung bekommt der Film schließlich etwas mehr Würze, denn irgendwie müssen sich Charley und Boss einer Übermacht erwehren, gegen die sie normalerweise chancenlos sind. Eine Lovestory um Charley und einer Arztschwester lockert das Geschehen nebenbei auf, die Sets bleiben faszinierend, wenn sie auch mit zunehmender Dauer immer düsterer und bedrohlicher wirken. Alles gipfelt letztendlich in einer Schießerei, die zum Besten gehört, was das Western-Genre jemals hervorgebracht hat. Kein klassisches Duell unter vier Augen, sondern ein knüppelharter Kampf Costner/Duvall gegen all ihre Feinde. Es ist bemerkenswert, dass die Schlacht immer noch realistisch wirkt, obwohl die Beiden irgendwann einmal ins Gras beißen müssten. Doch die schroffe Direktheit, mit der hier inszeniert wurde, lässt vermuten, dass es auch in Echt so hätte ablaufen können.
Erwartungsgemäß schließt die Geschichte mit einem Happy End und lässt nicht viel Raum für Überraschungen. Eben typisch Hollywood, ein tragisches Finale des überragenden „Der mit dem Wolf tanzt“ findet man dann doch nicht vor, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss.
„Open Range“ ist ein schöner Film, auch wenn ihm des Öfteren etwas zu viel Landschaftskitsch und eine behäbige Erzählweise vorgeworfen werden. Die Kritiker mögen damit Recht haben, mir hat Costners Comeback nach der etwas langweiligen Anfangsphase trotzdem sehr gefallen und kann es denjenigen, die mit klassischen Hollywood-Western noch etwas anfangen können, bedenkenlos weiter empfehlen.