Review
von Leimbacher-Mario
Schwedens Sonderweg
In dieser schwedischen Dystopie in dunkeldüster fallen Bomben auf das gelb-blaue Königreich und es wird von massiven Terrorangriffen geplagt. Viele Menschen sterben, es gibt kaum valide Infos zur Ursache und den Angreifern, Leute verlieren Hab, Gut und Geist, Wunden reißen auf, Ängste werden wahr, Familien werden auseinandergerissen. Und einer sehr gebeutelten davon folgen wir in „The Unthinkable“ - irgendwo zwischen „The Road“ und neueren Serien wie „Sløborn“ oder „Into The Night“. Etwas unnötig schwammig und wirr erzählt - insgesamt aber packend und unglaublich hochwertig. Letzteres nicht nur für ein einstiges Kickstarterprojekt!
„The Unthinkable“ lief vor ein paar Jahren auf dem Fantasy Filmfest - allerdings nur in einer oder zumindest wenigen Städten als Bonus- bzw. Ersatzfilm. Ganz genau weiß ich das nicht mehr - da ich definitiv nicht in einer dieser Spielorte war. Nun konnte ich diesen ungewöhnlichen schwedischen Untergang aber nachholen - und bin ziemlich beeindruckt! Düster, teuer aussehend, (einigermaßen) komplex. Mit vielen offenen Fragen, frischen Gesichtern und bizarren Ansätzen, über die sich hervorragend diskutieren oder gar streiten lässt. Krachende Action, ungeahnte Urängste, intime Emotionen, freche Verschwörungstheorien, gewaltige Anschläge. Eine einnehmende Untergangsstimmung im Ikealand. Mit Zeitsprüngen und Putin (!) als letztes Bild, mit nebulösem Regen und vertaner Liebe, mit in Kirchen abstürzende Helikopter und gewaltsam eindringendem Militär. Keineswegs realistisch, klischeefrei und lückenlos sinnvoll - aber ambitioniert, unterhaltsam. Und das trotz seiner klar zu langen Laufzeit. Und der brummend-tragende Score unterlegt die Bombenstimmung edelst.
Fazit: Apokalypse mal anders. Die rote (?) Glut. Ein hochambitioniertes, schattiges und durchaus empfehlenswertes (Über-)Kickstarterprojekt zwischen Genres, Paranoia und fesselnder Endzeitaction. Aber im Kern vor allem ein Charakterstück.