Hinter dem Pseudonym „Crazy Pictures“ stecken sechs schwedische Filmschaffende, die seit ihrer frühen Jugend kleine Streifen drehen und nun per Kickstarter ein Katastrophenszenario auf die Beine gestellt haben. Unter der Regie von Victor Danell, der das Drehbuch gemeinsam mit Hauptdarsteller Christoffer Nordenrot verfasste, besticht die Mischung aus Drama und Endzeit durch eine latent beklemmende Atmosphäre.
Musiker Alex (Nordenrot) verlor seine Jugendliebe Anna (Lisa Henni) vor Jahren aus den Augen, doch nach der Beerdigung seiner Mutter trifft er sie wieder. Fast zur selben Zeit werden aus Stockholm mehrere Bombenanschläge gemeldet, was erst den Anfang einer mysteriösen Reihe markiert. Alex Vater Björn (Jesper Barkselius), der den Kontakt zu seinem Sohn abbrach und früher fürs Militär arbeitete, sieht sich in seinen Verschwörungstheorien bestätigt…
In der ersten Stunde liegt der Fokus klar auf Familiendrama und Beziehungsgedöns. Weihnachten 2005 gestaltet sich prägend für Alex, der sich eine Gitarre wünschte und gemeinsam mit Anna von einer gemeinsamen Karriere träumte. Bereits hier kristallisiert sich die Impulsivität von Björn heraus, der diese Eigenschaft nicht durch sein vermeintliches Wissen über diverse Staatsgegner kaschieren kann. Folgerichtig taugt er nicht als Sympathieträger, obgleich ihm im Verlauf ein relativ komplexer Handlungsstrang gewidmet wird. Aber auch Alex ist als Erwachsener zum Egozentriker mutiert und Anna gegenüber nicht immer fair, wodurch zwei von drei Hauptfiguren nicht wirklich als Helden taugen.
Besser gelingt die Etablierung der Unsicherheit im Land, was mit sehr viel Regen, Nebel und grauschwarzen Farbgebungen einhergeht. Man ahnt, dass die Bombenanschläge erst die Spitze des Eisbergs waren und als es um einen möglichen Zusammenbruch der Stromversorgung geht, wird auch Björn unruhig und trifft ein paar Vorkehrungen.
Im letzten Drittel spitzen sich die äußeren Umstände zu und es kommt zum Überlebenskampf, der phasenweise wörtlich genommen werden kann.
Mit einem Budget von umgerechnet zwei Millionen Dollar haben die Macher beachtliche Schauwerte in Sachen Action hinbekommen. Auf einer Brücke kollidieren nach und nach diverse Fahrzeuge, es knallt und explodiert so einiges und sogar Helikopter fallen vom Himmel, während die ganz großen Zerstörungsorgien natürlich ausbleiben oder allenfalls im Hintergrund angedeutet werden. Zudem gibt es einige Schießereien, einen kurzen, aber knackig choreographierten Zweikampf und viel Bewegung.
In diesem Kontext gibt es allerdings einige arg konstruierte Begebenheiten, denn der Figurenkosmos bleibt recht überschaubar und zuletzt sind nicht manche Handlungsweisen einiger Figuren kaum mehr nachvollziehbar. Demgegenüber sind die letzten Einstellungen nebst Pointe überaus gelungen, was einem nach rund 129 Minuten mit einem zufriedenen Gefühl zurücklässt.
Neben den soliden Darstellerleistungen, der versierten Kamera und der mindestens zweckdienlichen Ausstattung bleiben die deutlichsten Mankos die wenig sympathischen Figuren und die etwas zerfaserten Erklärungsansätze für die Misere. Ansonsten ein Katastrophenfilm, der zunehmend zum Actionthriller mutiert und trotz gemächlich erzählten Vorlaufs vieles richtig macht.
7 von 10