Es ist bereits einige Jahrzehnte her, dass sich ein Film mit der jüdischen Legende des Golems auseinandersetzte, denn Paul Wegeners „Der Golem, wie er in die Welt kam“ von 1920 zählt zweifelsohne zu den Klassikern des deutschen Stummfilms. Eine Variation der Legende liefern die israelischen Brüder Doron und Yoav Paz, bei der aus dem ursprünglich aus Lehm geformten Hünen ein telekinetisch veranlagter Junge wird.
Eine kleine jüdische Dorfgemeinde in Litauen anno 1673: Vor sieben Jahren verlor Hanna (Hani Furstenberg) ihren Sohn und möchte trotz der Bemühungen ihres Mannes Benjamin (Ishai Golan) nicht wieder schwanger werden. Als benachbarte Christen in das Dorf einfallen und den Bewohnern drohen, wendet Hanna ein Ritual an und schwört den Golem herauf, welcher die Gemeinde beschützen soll. Doch der setzt seine übermenschlichen Fähigkeiten nicht nur gegen den vermeintlichen Feind ein…
Die Exposition setzt in Prag an, wo auch der Legende nach die Ursprünge des Golems zu finden sind. Von dem angedeuteten Hünen ist im Verlauf jedoch nichts mehr zu sehen, stattdessen wütet ein stummer Bengel mit zumeist teilnahmslosen Blick, was im Grunde nur eine Variante vom üblichen Satansbraten darstellt.
Bis der zulangt, widmet sich das Geschehen den Dorfbewohnern, insbesondere Hanna und ihrem Umgang mit dem Trauma, während die benachbarten Christen, bei denen die Pest grassiert, allein durch die entsprechenden Maskierungen düster und bedrohlich erscheinen.
Überhaupt sorgt die schlichte Ausstattung für ein weitgehend authentisches, spätmittelalterliches Szenario, die treffende Besetzung und der orchestrale, gut abgestimmte Score tragen ebenfalls dazu bei.
Derweil sind bei den Effekten einige Abstriche zu machen. Schwarze Klüsen und hervortretende Adern sind zwar passabel umgesetzt, doch bei den Gewalteinlagen, primär bestehend aus zerplatzenden Köpfen und herausgerissenen Herzen, kristallisieren sich minderwertige CGI heraus. Immerhin fällt der Bodycount relativ hoch aus.
Mit ihrer zweiten Regiearbeit liefern die Gebrüder Paz recht stimmungsvollen Mittelalter-Horror, der mit grundsoliden Darstellern und überwiegend ordentlicher Inszenierung zu punkten vermag. Nach einiger Vorlaufzeit sorgt der unberechenbare Knabe für ein paar spannende als auch blutige Einlagen, allerdings fallen die meisten Begebenheiten relativ vorhersehbar aus und auch der Showdown bietet keine nennenswerten Überraschungen.
Dennoch unterm Strich sehenswert, schon aufgrund des überzeugend umgesetzten Settings.
6 von 10