1673. Die Pest wütet in Osteuropa. So auch rund um eine kleine, ländliche jüdische Gemeinde, die bislang allerdings verschont geblieben ist. Das ruft natürlich die christlichen Nachbarn auf den Plan, die – wie sollte es auch anders sein – die Juden für den schwarzen Tod verantwortlich machen. Als ein besonders grausamer Katholik die Juden zwingt, entweder seine an der Pest erkrankte Tochter zu heilen oder aber das Dorf auszulöschen, erweckt die seit dem Unfalltod ihres Sohnes zweifelnde Hanna mit Hilfe dunklen Thora-Wissens einen Golem, der sie beschützen soll. Doch das nach dem Ebenbild des toten Sohnes geformte Wesen bringt schließlich Unheil über alle...
Interessant, interessant. Manchmal sind es eher die kleinen, unbekannten Horrorfilme, die das übliche Schlitzer-Einerlei partout hinter sich lassen wollen und mal ganze andere Wege beschreiten. So auch „Golem – Wiedergeburt“ aus den Händen der Gebrüder Paz, der schon vom Setting her mächtig Abwechslung bietet: angesiedelt im späten Mittelalter und unterfüttert mit (vielen unter uns ja unbekannter) jüdischer Folklore – das nenne ich mal ein starkes Kontrastprogramm zur typischen Highschool-, Kalifornien- und Teenager-Mixtur. Hinzukommt, dass hier der Horror eher schleichend in einer wirklich mal durchdachten Geschichte (quasi ein Prequel zu Paul Wegeners 1920er-Golem) Einzug hält, kaum etwas mit dem berühmten Holzhammer vorgetragen wird und den handelnden Figuren - allen voran natürlich Hanna - viel Raum zur charakterlichen Entfaltung geboten wird. Das alles ist innerhalb einer nicht gerade mit Multi-Millionen-Dollar-Budget gesegneten israelischen Produktion sehr wohlfeil und optisch überzeugend an ukrainischen Drehorten umgesetzt worden. Lediglich bei den Spezialeffekten hapert es leicht an der einen oder anderen Stelle, was man aber angesichts der atmosphärischen Dichte von „Golem – Wiedergeburt“ durchaus vernachlässigen kann. Nein, „Golem – Wiedergeburt“ punktet rundum als kleine, überraschende Genre-Perle für alle diejenigen unter uns, die ihren Blick über den Tellerrand hinaus noch nicht verloren haben. Fazit: „Omen“ goes jiddisch. Bildformat: 2,35:1. Mit Hani Furstenberg, Ishai Golan, Kirill Cernyakov, Lenny Ravitz u. a.
Ab 22.08.2019 DIGITAL und ab 05.09.2019 auf DVD und BLU-RAY erhältlich.
© Selbstverlag Frank Trebbin