Wer sich eine private Reinigungskraft leistet, muss nicht nur über das nötige Kleingeld verfügen, sondern eine Menge Vertrauen aufbringen können, denn schließlich sind gewisse Einblicke in die Privatsphäre unausweichlich. Basierend auf seinem Kurzfilm von 2016 erschuf Regisseur Jon Knautz eine Langfassung des gleichnamigen Stoffes über eine dubiose Putzfrau, bei dem Alexis Kendra, eine der beiden Hauptdarstellerinnen als Co-Autorin fungierte.
Kosmetikerin Alice (Alexis Kendra) arbeitet zuhause in ihrem Luxus-Apartment und hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann, die sie eigentlich beenden will. Um standhaft zu bleiben soll ihr die neue Putzfrau Shelly (Rachel Alig) Gesellschaft leisten, woraus sich eine zaghafte Freundschaft entwickelt. Noch ahnt Alice nicht, was für ein Trauma in Shelly schlummert…
Wenn jemand Mäuse in einen Mixer packt, lässt eine solche Aktion nicht gerade auf einen ausgeglichenen und lebensfrohen Charakter schließen. Und das mit der Eröffnungsszene eingeleitete Unbehagen soll sich im Verlauf intensivieren. Etwas zuviel Zeit lässt sich die Erzählung allerdings mit der Einführung der Hauptfiguren, welche auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten. Schon von Berufswegen her ist Alice auf ihr Erscheinungsbild angewiesen und gibt sich recht kontaktfreudig, während Shelly Schlabberlook, Cappy und strähnige Haare bevorzugt und eine regelrechte Elendsgestalt abgibt. Für die Brandnarben im Gesicht kann sie ja nichts, wie spätere Rückblenden untermauern. Die junge Frau gibt sich auffallend wortkarg und in hohem Maße introvertiert.
Erst nach und nach offenbaren eben jene Flashbacks die Hintergründe eines tief verankerten Traumas, welches wahrlich garstiger Natur ist. Leider bleibt die Figurenkonstellation sehr überschaubar und folgerichtig fällt der Verlauf in einigen Punkten vorhersehbar aus. Auch dauert es eine ganze Weile, bis die Aktionen einen bedrohlichen Charakter annehmen, der letztlich kurze Gewalteinlagen impliziert. Zwar wird die Schlusspointe etwas zu abrupt gesetzt, doch sie fügt sich nahtlos ins Gesamtbild einer bewegenden Hintergrundgeschichte.
Speziell Rachel Alig vermag als Außenseiterin Shelly zu begeistern, die mit überzeugender Mimik und ausdrucksstarker Körpersprache eine teils unheimliche Gestalt abgibt. Dazu trägt die recht versierte Kamera ebenso bei wie die gut durchdachte Ausleuchtung. Auch die solide Ausstattung eines düsteren Domizils verbreitet eine unwohlige Atmosphäre.
Der ganz große Wurf ist Knautz mit seinem Horror-Thriller zwar nicht gelungen, doch er sorgt ab einem bestimmten Zeitpunkt für passable Spannungsmomente. Während größere Überraschungsmomente ausbleiben, vermag die Hintergrundgeschichte durchaus zu fesseln und auch handwerklich ist wenig anzukreiden. Kann man mitnehmen.
6 von 10