Review

iHaveCNit: Ben Is Back (2019)
11.01.2019

Vor fast tagesgenau 2 Jahren war ich im gleichen Kinosaal wie heute und habe dort den großartigen „Manchester By The Sea“ von Kenneth Lonergan gesehen – mit Casey Affleck in der Hauptrolle – und einem großartigen Lucas Hedges in der Nebenrolle. Seitdem scheint für Lucas Hedges die Karriere immer wieder Top-Filme bereit zu halten. Egal ob „Lady Bird“ ; „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, den bereits genannten „Manchester By The Sea“, und aktuell sowohl den im Februar startenden „Der verlorene Sohn“ als auch „Ben Is Back“, bei dem er für seinen Vater Peter Hedges vor der Kamera steht und Julia Roberts an seiner Seite steht. „Ben Is Back“ ist ein unmittelbares Familien- und Drogendrama, das es in sich hat.

„Ben Is Back“ - mit dem Filmtitel ist eigentlich alles gesagt. Eigentlich sollte es für die Familie Burns ein ruhiges Weihnachten werden als ohne Ankündigung der große Sohn Ben vor der Tür steht. Ben ist seit einiger Zeit auf Entzug in einer betreuten Wohneinrichtung. Trotz immer präsenter und schmerzhafter Erinnerungen an Bens vergangenen Eskapaden wagt die Familie den Versuch, Weihnachten mit Ben zu verbringen. Vor allem seine Mutter Holly ist fortwährend immer an seiner Seite, während Ben seine Vergangenheit schneller einholt als ihn lieb ist und seine Mutter erkennen muss, was ihr Sohn für eine Vergangenheit hat.

Schon in den ersten Filmminuten mit den ersten Minuten des Wiedersehens zeigt der Film schon auf, auf welche Marschroute wir uns gefasst machen müssen. Der Film schafft es, nicht nur durch die Dialoge, sondern auch durch das, was uns einfach nur gezeigt wird, das Innenleben der Familie Burns darzustellen und den präsenten Schmerz und das Misstrauen gegenüber Ben spürbar zu machen. Gerade in der ersten Hälfte des Films, wenn wir die Familie und vor allem Ben und Holly bei alltäglichen Dingen erleben können, gibt uns das einen wunderschön ambivalenten Blick auf das Thema, das an manchen Stellen unter die Haut geht und erfrischenderweise auf Klischees verzichtet, um einen möglichst authentischen Blick darzustellen. In der zweiten Hälfte wandelt sich der Film dann noch in ein waschechtes Thrillerdrama, in dem wir als Zuschauer und Holly noch tiefer in Bens Vergangenheit abtauchen – und das alles in der komprimierten Zeit von ca. 24 Stunden, in dem die Ereignisse spielen – leider kann sich der Film dann nicht mehr ganz von Klischees fern halten. Für Julia Roberts ist eine regelrechte Tour de Force, die sie hier absolvieren muss. Da der Film sehr authentisch und unaufdringlich wirkt, wirkt auch ihr sehr empathisches und vielschichtiges Schauspiel noch weitaus besser. Und Lucas Hedges hat hier ebenfalls wieder mal eine unglaublich tolle Performance abgeliefert und ich nehme ihm die tiefgründige Ambivalenz seines Charakters zu jedem Zeitpunkt ab. Insgesamt ist „Ben Is Back“ eben ein sehr aufrichtiges und ambivalentes Drama über eine Familie in der Krise und einem jungen erholenden Süchtigen.

„Ben Is Back“ - My First Look – 9/10 Punkte.

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