Review

Der ehemalige Football-Profi Brian Bosworth feierte Anfang der Neunziger mit „Stone Cold“ seinen immerhin verheißungsvollen Einstieg ins Filmgeschäft. Der Durchbruch gelang ihm dieser ersten Hauptrolle aber nicht. Nach einer mehrjährigen Pause zog es ihn deswegen ins B-Action-Business, wo er inzwischen immerhin auf einige passable Genrevertreter wie „One Tough Bastard“ oder „Phase IV“ zurückblicken kann, leider aber auch in Murks wie „Mach 2“ oder eben „Spill“ mitspielte, die ihm sicherlich nicht dabei halfen, sich als feste Größe in den Videotheken festzubeißen.

Der ohnehin wenig begabte Filmemacher Allan A. Goldstein („Freedom Strike“, „Nature Unleashed: Fire“) inszeniert hier einen leider sehr flachatmigen Thriller, der offensichtlich über ausreichende Production Values verfügte, um die Story ansprechend zu gestalten, aber weder einen fähigen Regisseur noch einen einigermaßen begabten Autor fand.
Dafür wurde aber an Actionszenen und vor allem am Drehbuch gespart, das in seiner Konstruiertheit den Zuschauer auch noch ständig frech mit den dubiosesten Ideen bewirft. Weil ringsherum leider keine Shootouts, pyrotechnische Einlagen, Martial Arts oder Autoverfolgungsjagden für ausreichende Abwechslung sorgen, fällt dieses große Manko umso mehr ins Gewicht. Schon einmal großer Mist, wenn man alle elementaren Bestandteile eines unterhaltsames B-Action-Thrillers nicht aufbieten kann.

Brian Bosworth verdingt sich dennoch als Ken Fairchild im Dienste des Staates. Er darf als Sicherheitschef des Secret Service auf den U.S. – Präsidenten aufpassen, genießt dessen Vertrauen und hat normalerweise auch alles fest im Griff. Als er für ein anstehendes Meeting mitten in einem Naturschutzgebiet die ländliche Gegend erkundigt, wird er allerdings mit einem unliebsamen Zwischenfall konfrontiert. Aus einem megageheimen Forschungskomplex des Militärs wurde ein Tanklaster, bis zum Rand mit einer tödlichen Biowaffe gefüllt, entwendet und segelt natürlich postwendend dort vor Ort versehentlich die Klippen runter. Bald rückt das Militär an, will alles vertuschen, die Meute neugieriger Reporter abhalten und alle eventuellen Zeugen töten... Auch Ken...

Was sich in Folge entwickelt ist leider kein knackiger Actionthriller, in dem sich Brian Bosworth auf der Suche nach einem Gegenmittel gegen Horden bewaffneter Soldaten durch den Wald kämpft, sondern ein lahme Wanderung voller hirnrissiger Ideen. So tötet der Virus zwar alle lebenden Organismen in Rekordzeit, aber wer Schnupfen hat, ist gegen ihn immun. Um ihn zu neutralisieren, kommt Bosworth auf die geniale Idee einen unterirdischen Fluss zu kochen (!!!) und so weiter und so heiter. Da fragt man sich nicht, warum Les Standiford nie über sein Debüt als Drehbuchautor hinaus kam.

Goldsteins einfallslose Regie trägt ihr Übriges ergänzend dazu bei. Den Einstieg im Labor mit dem entweichenden Virus setzt er noch gelungen um, aber dann beginnt eine nicht enden wollende Talfahrt voller Plotholes. Die wenigen Actionszenen sind extrem schwach choreographiert, so dass während der rar gesäten Shootouts meist alle Beteiligten wild ballernd blindlings aufeinander zurennen anstatt in Deckung zu gehen oder sich auf den Boden zulegen, Granatpistolen werden auch nicht nachgeladen und ausgebildete Elite-Soldaten erweisen sich als totale Dussel, die Fairchild grundsätzlich die Gelegenheit geben, sie zu überrumpeln und niemals ins Schwarze treffen.
Dabei könnte man in so einem Genrefilm sogar bar jeglichem Realismus’ zielgenaue Schüsse mit einer Maschinenpistole am ausgestreckten Arm inszenieren, aber dann muss zumindest etwas Ästhetik, dynamisches Posing und Style in die Umsetzung, aber davon fehlt hier jede Spur.

Der dezente Einsatz von Stock Footage fällt nur dem geschulten Auge auf, wohingegen der schrecklich stupide Humor, der vor allem zwischen Fairchild und der Tierärztin auftritt, bisweilen gehörig auf den Wecker geht. Aber das tratschende Duo kommt auf seiner Wanderung durch die Botanik in seinen Gesprächen ohnehin komplett vom Thema ab, so dass man als Zuschauer kaum darum herumkommt mal auf die Schulter tippend dezent nachzufragen, ob die Protagonisten überhaupt wissen, in was für einer schlimmen Lage sie sich befinden.

Der Subplot um den investigativen Reporter, der Lunte riecht und dafür bezahlt, lässt die Handlung natürlich genauso wenig voranschreiten wie die Tatsache, dass Fairchild zwischendurch einkassiert wird und wieder flüchten kann. Aber seine Gefangennahme macht sowieso wenig Sinn, weil man eigentlich alle Zeugen töten wollte, wo wir wieder beim Thema fehlende Logik sind. Der Kreis schließt sich...
Immerhin sind dahinsiechende Kinder selbst für so einen Film radikal und auch der klassische Luftröhrenschnitt in letzter Sekunde wird nicht ausgelassen, um das Leiden auch ja zu verlängern. Zumindest in dieser Hinsicht verschreibt sich „Spill“ nicht völlig den Konventionen, um die Pluspunkte mal mit der Lupe zu suchen.

Dass der ach so vertrauenswürdige Präsident mehr weiß als der gutgläubige Fairchild meint, ergibt sich natürlich obligatorisch mit zunehmender Laufdauer. Weil dessen Berater auf eigene Faust Mist gebaut hat und nun das politische Ränkespiel beginnt, um seinen Arsch zu retten, geht Ken am Ende auch entrüstet mit belastendem Beweismaterial an die Presse, damit die ganze Wahrheit nicht unter den Teppich gekehrt wird.

Bis dahin ist es aber ein langer, langweiliger Weg, der für den passionierten Genrefan wirklich keinerlei Highlights aufbietet, wenn man von unfreiwilliger Komik einmal absieht. Der öffentliche Auftritt des Präsidenten am Schluss gleicht nämlich in seiner merkwürdigen Weise eher einer fundamentalen Sektenzusammenkunft anstatt eines Vertragsabschlusses. Aber vielleicht wirken da auch nur Reste des Kampfstoffes nach...

Mehr als ein Trauerspiel kommt hierbei also nicht raus. Der versteinerte Bosworth müht sich allerdings auch nicht sonderlich, um als heldenhafter Agent Sympathien auf seine Seite zu ziehen, sondern schließt sich dem allgegenwärtigen, niedrigem Niveau an. Mehr als ein paar Gegner aushebeln darf er eigentlich auch nicht.
Nun benötigt das Szenario darüber hinaus auch viel zu viel Zeit um in Schwung zu kommen und addiert zu viele bekannte Klischees anstatt sich mit Actioneinlagen über Wasser zu halten Vor allem die schwache Tricktechnik und der nichtexistente Spannungsbogen fallen negativ deutlich auf. Aus Mangel an Innovationen hielt man es wohl für einen gutee Einfall sein Duo einfach ewig durch das Waldgebiet rennen zu lassen, bis die zündende Idee vorbeischaut und der verantwortliche Bösewicht sein Schicksal findet.

Dabei möchte ich final nicht leugnen, dass der Film ein paar gelungene Momente bietet, die sich vor allem mit den diversen Einrichtungen beschäftigen. Zum Beispiel das Feldlabor mit der mobilen Verbrennungsanlage und die umherwuselnden „Astronauten“ hinterlassen schon einen ziemlich atmosphärischen Eindruck, aber viel mehr bietet „Spill“ dann leider wieder auch nicht (Warum reicht eine einfache Folie aus, um die Kranken zu isolieren und überhaupt... wie wird der Virus übertragen?) und schaltet nach einer schrecklich simplen wie unspektakulären Verfolgungsjagd wieder in den Leerlauf.


Fazit:
Brian Bosworth hat sich mit „Spill“ keinen Gefallen getan und dies wohl offensichtlich auch früh während der Dreharbeiten gemerkt. Gute Actionszenen, egal welcher Kategorie, findet man hier leider genauso wenig wie eine spannende Geschichte. Trotz einer ordentlichen Optik glänzt der Unterhaltungswert mit Abwesenheit, weil das kaum Abwechslung bietende Szenario vom Drehbuch mit unvorstellbar lächerlichen Ideen, zu vielen Klischees und noch mehr dummen Einfällen abgestraft wurde. Allein der Masterplan des Bad Guy ist zum Wiehern. Ganz sicher kein Totalausfall, aber total belanglos, unspektakulär und einfallslos.

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