Der 1906 erschienene Abenteuer-Klassiker von Jack London wurde bereits einige Male verfilmt, bis dato jedoch noch nicht als Animation. Regisseur Alexandre Espigares, der hiermit sein Langfilmdebüt feiert, macht sich die die Möglichkeiten der Technik zunutze, indem er oftmals die Sicht des Titelhelden einnimmt.
Nordamerika um 1900: Halb Hund, halb Wolf, wächst Wolfsblut zunächst bei seiner Mutter auf und landet mit ihr schon bald als Schlittenhund bei einem Indianerstamm. Nachdem ihr Häuptling beim Verlauf seiner Fäustlinge übers Ohr gehauen wird, landet das Tier im Besitz des habgierigen Beauty Smith, der mit Wolfsblut mithilfe von Hundekämpfen das große Geld wittert…
Speziell im ersten Drittel kommt die Geschichte nahezu ohne Dialoge aus, als veranschaulicht wird, wie der tapsige Welpe lernen muss, mit widrigen Bedingungen umzugehen und Menschen und Wolfsherden mit Argwohn zu begegnen. Die Tiere werden nicht vermenschlicht, man kommt ohne alberne Stimmchen aus und es gibt auch keinen unpassenden Erzähler, da die Bilder schlicht für sich sprechen.
Die Story reißt insofern umgehend mit, da man das Tier sogleich ins Herz schließt. Für junge, zart besaitete Gemüter könnten der Fiesling und einige Hundekämpfe zwar etwas zu hart ausfallen, doch düsteren Passagen folgen stets positive, während das Ende nicht besser hätte gesetzt werden können. Im Roman geht es in Kalifornien noch weiter, doch dies hätte einen deutlichen Stilbruch und womöglich ein wenig Kitsch zufolge gehabt.
Animationstechnisch punkten primär die Landschaftsaufnahmen, wie etwa ein Sonnenaufgang über einen verschneiten Nadelwald. Der Stil, der zuweilen an grobe Pinselführung erinnert, ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig und äußert sich mit kleinen Mankos gegenüber menschlichen Gesichtszügen, doch die flüssigen Bewegungen der Tiere, einige rasante Fahrten aus der Egoperspektive und viele Details in der Natur bügeln dieses locker aus. Hinzu gesellt sich ein fein abgestimmter, orchestraler Score, der zu keiner Zeit drüber ist, die emotionalen Passagen jedoch adäquat untermalt.
Gute Synchronsprecher wie Kaspar Eichel, Lutz Riedel und Thilo Schmitz runden die Sache ebenfalls ab.
Obgleich die Geschichte vielen bekannt sein dürfte, zieht sie immer wieder, zumal die Sicht von Wolfsblut sehr häufig im Vordergrund steht und schon allein dadurch eine starke Bindung auszumachen ist. Animationsfreunde, die das Natur-Abenteuer bevorzugen, erhalten eine spannenden und zugleich kurzweiligen Streifen für Jung und Alt, der als absolut sehenswert einzustufen ist.
8 von 10