So richtig nachzuvollziehen und entsprechend zu erklären ist es nicht, warum ausgerechnet die bisher auf drei existierende Teile (und bereits einen zukünftig in der Planung befindlichen) angewachsene "Storm - Reihe" gerade in der Volksrepublik China nicht nur aktiv im Zuspruch von den Zuschauern aufgenommen wird, sondern sich sogar in der Gunst der Stunde noch kräftig am Steigern ist. 2014 als Comeback des zuvor über ein Jahrzehnt in der Versenkung und dem Hiatus verschwundenen Filmemachers David Lam mit Z Storm gestartet und 2016 als S Storm fortgesetzt, waren die beiden Vorgänger bestenfalls und mit Wohlwollen durchschnittliche Vertreter eines Finanz- und Korruptionsthriller und bessere Werbeversprechen der dargestellten Organisation des ICAC; sowohl materiell als auch formell eher blasse Darbietungen mit wenig Finesse im Skript und auch nur wenig Schwung im Geschehen.
Zudem sind die Erzeugnisse von den Mitarbeitern hinter der Kamera und auch davor recht deutlich auf ein eigentlich lokales Publikum, also dem der Sonderverwaltungszone Hong Kong und bislang nicht wirklich anbiedernd an etwa rein festlandchinesische Bedürfnisse angelegt und scheinbar nicht für die breite Masse orientiert. Von der gesamten asketischen bis aseptischen Erscheinung her hat man sich bislang wie ein Fernsehfilm und so als Art Serienspecial zu den ebenso (in unregelmäßigen Abständen seit 1975 als Hong Kong Television Miniserie existierenden) ICAC Investigators gegeben und damit keinerlei Begeisterungsstürme bei etwa den Kritikern ausgelöst. Irgendetwas muss man aber doch richtig gemacht haben, wurden jeweils die Einspielergebnisse von ursprünglich ca. 16 Mio. USD auf 30 Mio. USD und nunmehr 63 Mio. USD gesteigert und damit gar Nachrichten in ausländischen Gazetten erregt (die Filme sind allesamt bis dato nicht in den Westen distribuiert), und die schon im Vornherein angekündigte weitere Fortsetzung für 2019 namens P Storm ist entsprechend nur obsolet:
Um einem Geldwäschering auf die Spur zu kommen, der ehedem von Tsui Yau-choi [ Liu Kai-chi ] und dessen rechte Hand Ho Tai-sing [ Louis Cheung ] geführt, nunmehr aber von der Konkurrenz von Wong Hoi-wo [ Patrick Tam ] und dem Finanz- und Kampfexperten Thomson Yau [ Adam Pak ] gewalttätig übernommen wurden, arbeiten gleich mehrere staatliche Organisationen eng zusammen. Investigator William Luk [ Louis Koo ] vom Independent Commission Against Corruption (ICAC) heftet sich an den korrupten Zollbeamten Dik Wai-kit [ Michael Tse ], während sein Kollege Lau Po-Keung [ Julian Cheung ] von der Joint Financial Intelligence Unit (JFIU) sich an die Geldbotin Zhao Mei-xin [ Sienna Li ] heranmacht. Als Luk plötzlich von seiner eigenen internen Abteilung, allen voran von Ching Tak-ming [ Kevin Cheng ] vom Internal Disciplinary Investigation Team mit Korruptionsvorwürfen belastet wird, wendet er sich direkt und inoffiziell an die vermeintliche Belastungszeugin Eva Ng [ Stephy Tang ].
Attestieren kann man dabei, dass Filmemacher Lam nunmehr mehr Übung in Sachen Aufbau all der verschiedenen Parteien und Personen im Gewusel unterschiedlicher Bürokratien und Korruptionsgefilden und der Gegenüberstellung von Gesetzeshüter und Krimineller als bei den beiden vorangegangenen Teilen hat; ist das Geschehen zwar immer noch recht steif und wie fest gewachsen bei all den Anzugs- und Entscheidungsträgern in ihren Büros inszeniert, wird durch einen forschen Schnitt und vielerlei Bewegung zwischen den Organisationen und ihren Orten und Motiven allerdings von Beginn an auf Tempo und etwas Brisanz auch gespielt. Altgediente werden aussortiert oder auseinander gerissen und neue Gruppierungen mit anderen Methoden und so auch mit anderen Antworten darauf gebildet. War zuvor ein nebulöser Börsengang und anschließend ein Engagieren und Manipulieren im Wettspiel das Thema wird nun die Geldwäsche im großen Stil und mit rabiaten Mitteln auch angegangen, wobei die ersten Actionszenen wie eine Autohatz auf nächtlichen Straßen, eine parallele Verfolgungsjagd zu Fuß durch die Treppenhäuser und auch über die Häuserdächer hinweg, eine Autobombe und ein körperliches Zusammentreffen zwischen Polizistin und Attentäter am Strand nicht lange auf sich warten lassen und so durchaus Druck in das Geschehen bringen. Auch zwischenzeitlich wird immer wieder Dynamik in das ansonsten natürlich etwas hüftsteife Prozedere gebracht, die Choreographie wie bspw. beim Dreifach-Showdown (eine Klopperei im Bad, eine Schießerei per Maschinenpistolen vor dem Gebäude mit der heranrückenden Polizei, die dann auch ihre Großkaliber zücken, und ein Kesseltreiben auf Hoher See) ist auch bestenfalls durchschnittlich, aber eben auch übersichtlich eingefangen und gegenüber der Vorgänger geradezu ein Exzess.
Verwundern und positiv heißen muss man auch, dass trotz der bereits stattfindenden Erfolge gerade in China hier dennoch und weiterhin nahezu lokal geblieben wird und man wie festgewachsen in der Metropole, auf angenehme Art und Weise allerdings und dies auch ausgestattet mit allem Drum und Dran wie fast nur einheimische Darsteller und dies die üblichen Verdächtigen wie Koo, Cheung oder Tse und damit auch nicht wirklich den Schauspielgiganten ist. Man strebt nicht unbedingt nach Größerem, sondern bleibt in seinem Bereich und nutzt die Gunst der Stunde, die ausgerechnet diese Saga hier umgibt. Regisseur Lam, der Anfang der Neunziger mit ebensolchen Werken wie First Shot (1993) oder Powerful Four (1992) fast noch imposanter angelegt war und dort in der Masse an ebensolchen damit eher übersehen wurde, steht heute mit seinen Filmen allein auf weiter Flur und sieht sich scheinbar dennoch nicht bemüßigt, unbedingt großspurig zu tun und sich als Besseres zu generieren.
Zudem ist hier tatsächlich die Geschichte vergleichsweise interessant und auch mit mehreren dies verkörpernden neuen Figuren belegt; durch die Korruptionsaffäre bzw. die Anschuldigungen bei Luk wird nicht nur dessen Ermittlung erschwert, sondern auch eine Umkehrlage gebildet, die den hoch integren (und auch so hüftsteif und geschniegelt und gestriegelt aussehenden) Mann von jetzt auf gleich in den Verdachtsmoment und auf der anderen Seite des Gesetzes sieht. Ein Interessenkonflikt, der zusätzlich durch das Kompetenzgerangel der verschiedenen Bürokratien angereichert wird und bald alle Personalien auf der Seite der Obrigkeit auf der Kippe stehen und einander durch die Straßen jagen und aufeinander losgehen, während die eigentlichen Kriminellen zwischenzeitlich komplett außer Sicht sind.