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Was soll man da sagen? Natürlich ist „Death and Rebirth“ reine Geldbeutelschneiderei. Die erste Kino-„Fortsetzung“ der Evangelion-Reihe dürfte der preiswerteste Spielfilm aller Zeiten sein: Er zeigt fast ausschließlich Material aus der 26-teiligen Fernsehserie, die 1995 in Japan ihren phänomenalen Siegeszug antrat. Nur wenige Schnipsel sind von den Machern neu eingefügt worden. Zumindest im 67-minütigen „Death“. Rasend schnell ist der Zusammenschnitt, wie die Serie selbst hält er sich dabei nicht an chronologische Abläufe. Shinji, Rei, Asuka, Mitsumo… Alle Figuren werden umrissen, ihre Stärken und Schwächen gezeigt. Der Unkundige kann mit der rasenden Bildfolge und den Standbildern aus der (unter katastrophalem Finanzmanagement entstandenen) Serie gar nichts anfangen. Teilweise tolle Bilder der heute allerdings etwas überholten Animationen können begeistern. Ebenso der Soundtrack mit Stücken aus dem TV-Score und mit klassischen Motiven. Dennoch: Was bringt es, wenn man nichts versteht? Gibt also (mit sehr viel Wohlwollen) 4/10 für den längsten Trailer aller Zeiten.

Es ist nicht besonders lange her, dass ich mir NGE erstmals angetan habe. Anfangs nette Mecha-Action mit typischer Teenie-Erotik, sympathischer Character-Zeichnung, grandiosem Opening-Song. Doch wie kommt es, dass „Evangelion“ weltweit so viele Fans in Hysterie versetzt? Sicherlich alles andere als unschuldig daran ist die merkwürdige Geldpolitik des produzierenden Studios. Was so unglaublich aufwändig beginnt, rettet sich schließlich mit über Minuten langen Standbildern über die Zeit. Handlung spielt sich dabei nur durch Dialoge aus dem Off ab. Oder es gibt sogar nur Musik im Hintergrund. Merkwürdigerweise sind es diese Momente, die NGE so aufwerten. Die in schon in der ersten Hälfte aufkommenden philosophischen Aspekte geben dem Gesamtwerk eine zu Beginn nicht zu erahnende Tiefe.

Die Weiterentwicklung der Geschichte und der Charaktere war den Machern wichtiger, als NGE um zwei Folgen zu kürzen und auf ein Action-betontes Ende zu setzen. Nun haben ungemein viele Fans mit den (großartigen!!!!!) Schluss-Episoden nicht besonders viel anfangen können. Sie spielen sich im Kopf des verunsicherten Shinji Ikari ab. Auf der Reise in seine Psyche werden einige lose Fäden der ungemein komplexen Handlung zusammengeführt. Dennoch: Der Erfolg der TV-Ausstrahlung spülte neues Geld in die Kassen, so dass die Fans mit einem Spielfilm und einem alternativen Ende versöhnt werden konnten: „End of Evangelion“. Die (saumäßige) Idee der Produzenten: Ein Zusammenschnitt der Serie feuert das Interesse neu an, zusätzlich gibt es einen 20-minütigen „Vorgucker“ auf das eigentliche Spektakel. Die Geburt von „Death and Rebirth“.

Was soll ich sagen. Kann man den geschäftstüchtigen Produzenten sauer sein? Ich nicht. (Im übrigen liebe ich Trailer.) Und eines steht außer Frage. Der Zusammenschnitt der 24 Fernsehfolgen ist wirklich ungemein kunstvoll. Weniger die Handlung soll „Death“ beschreiben. Statt dessen erzeugen viele Szenen beim Zuschauer, der die Serie kennt (und liebt) Emotionen, die einen intensiveren Rückblick verschaffen, als es eine reine Inhaltsangabe je könnte. Schon beim Anblick des ersten Engels habe ich eine Gänsehaut bekommen, die sich sehr häufig wieder gemeldet hat. Im Grunde hat „Death and Rebirth“ keine Lebensberechtigung verdient. Aber ich liebe ihn.

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