Seine Nebenrolle in „Predator“ war für Shane Black, der danach als Drehbuchautor und später Regisseur Karriere machte, eines des ersten Engagements in Hollywood. 2018 kehrt er in letzteren Eigenschaften für eine erneute Fortsetzung der Reihe zurück, an seiner Seite seinen alten Kumpan Fred Dekker als Co-Autor des Scripts.
Es kommt dieses Mal mehr als ein Predator auf die Erde, wobei Elitesoldat und Scharfschütze Quinn McKenna (Boyd Holbrook) Erstkontakt mit nur einem Wesen hat, als er und sein Team Drogendealer bei einer Geiselübergabe in Mexiko ausschalten sollten. Es kommt zum Kampf, den Quinns Team nicht überlebt, während er den Predator schwer verletzen und einige Ausrüstung mopsen kann, die er an sein Postfach schickt – das dummerweise aufgelöst wurde, weshalb das Equipment seinem hochintelligenten, unter Asperger-Syndrom leidenden Sohn Rory McKenna (Jacob Tremblay) in die Hände fällt, der bei Quinns Ex-Frau Emily (Yvonne Strahovski) lebt.
Schnell laufen die Maßnahmen der Regierung an: Man sackt den verletzten Predator und alle Fundstücke an der Absturzstelle ein, bestellt die mit Aliens befasste Wissenschaftlerin Casey Brackett (Olivia Munn) ins Labor und versucht Quinn aus dem Verkehr zu ziehen, indem man ihn für verrückt erklärt. Zusammen mit einer anderen Gruppe von Soldaten, denen man psychische Probleme diagnostiziert hat, packt man ihn in einen Gefängnisbus, womit Black und Dekker eine ähnlich illustre Gruppe vorstellen wie das Söldnerteam in „Predator“ oder die Polizeieinheit in „Predator 2“: Da sind Kettenraucher Nebraska Williams (Trevante Rhodes), der dauernd Witze erzählende Coyle (Keegan Michael-Key), der an Tourette leidende Baxley (Thomas Jane), der Sprengmeister Lynch (Alfie Allen) und Bibelfreak Nettles (Augusto Aguilera).
Brackett veranlasst, dass die Gefangenen noch zum Labor gebracht werden, damit sie Quinn befragen kann. Währenddessen kann sich der gefangene Predator jedoch befreien, diverse Wachen töten und aus dem Labor fliehen. Das Wesen macht sich auf den Weg zu seiner Ausrüstung – und damit zu McKennas Haus. Deshalb brechen er und seine neuen Vertrauten aus und machen mit Casey Jagd auf den Predator, dem jedoch noch ein weiterer, geupgradeter Predator folgt…
Black hat Erfahrung mit der „Predator“-Reihe gesammelt, die auch schon im Ursprungsfilm einiges an Ironie und lockeren Machosprüchen bot, doch eigentlich sind Blacks Drehbücher seit seinem Erstling „Lethal Weapon“ noch mehr auf Oneliner und Comedy getrimmt, was man auch „The Predator“, hierzulande „Predator: Upgrade“ getauft, anmerkt. Die Sprüche erinnern teilweise eher an „Last Boy Scout“, gerade wenn Coyle das Tourette seines Kumpans Baxley mit Witzen über dessen Mutter herausfordert, während auch die Marotten der geistig versehrten Ex-Soldaten (noch eine Parallele zu „Lethal Weapon“) Aufhänger für flotte Sprüche und schräge Situationen sind, etwa wenn diese auf das Verhalten Caseys nach Erwachen aus einer Ohnmacht wetten oder im Eigenheim der McKennas einer Ansprache lauschen, auf die sie jedoch anders reagieren als erwartet.
So mag der Ton etwas lockerer sein, die Horror-Elemente etwas weniger betont als in den Vorgängern, doch insgesamt bleibt auch „The Predator“ dem Stil der Reihe treu. Wenig zimperlich schnetzeln sich der Predator und seine Artverwandten durch ihre Gegner, wobei hier anfangs in erster Linie gesichtslose Soldaten und Wissenschaftler den Aliens zum Opfer fallen, ehe schließlich in der zweiten Hälfte auch die illustre (Anti-)Heldentruppe nach und nach dezimiert wird. Mit herausgefallenem Gedärm, blutigen Treffern und abgetrennten Gliedmaßen wird auch der Härtegrad der Vorgänger gehalten, entgegen Fanbefürchtungen des angeblichen Weichspülens des Stoffs.
So funktioniert „The Predator“ über weite Strecken als gelungener Actionreißer, in dem die Heldentruppe, die Regierungsagenten, der Predator und ein weiterer Jäger aus dessen Heimat sich Mehrfrontenkriege liefern. Die Action ist nicht zu schnell geschnitten, verliert nur hin und wieder mal die Übersicht und liefert neben einem Hauen und Stechen, vor allem mit Predator-Waffen, in erster Linie Shoot-Outs und dicke Explosionen. Der eine oder andere schicke Stunt, etwa ein umkippender Gefängnisbus, ist ebenfalls zu bewundern, während Black und Dekker immer wieder Verweise auf die Vorgänger einbauen: Genannte frühere Sichtungen des Predator erinnern sowohl an die Handlungs- als auch Erscheinungsjahre der Vorgänger (wir erinnern uns: „Predator 2“ spielt 1997), Dialogzeilen wie „Kontaaaakt“ werden wiederholt und Jake Busey spielt einen Wissenschaftler namens Keyes, höchstwahrscheinlich den Sohn des Geheimdienstlers Peter Keyes, den sein Vater Gary Busey in „Predator 2“ verkörperte. Zudem wird öfter diskutiert, ob das Wesen nicht eher ein Sportjäger als ein Raubtier ist – „Hunter“ war ein ursprünglich geplanter Titel für den Original-„Predator“. Aber vermutlich kamen die Produzenten zum gleichen Urteil wie die Regierungsagenten im Film: „Predator“ klingt cooler als „Hunter“.
Das sind alles keine schlechten Voraussetzungen und doch macht „The Predator“ nicht komplett glücklich. Zum einen fehlt der Truppe die Chemie, welche die eingespielten Teams aus Teil 1 und 2 hatten: Hier müssen sich alle noch kennenlernen, sodass es seltsam erscheint, wenn die Teammitglieder nach wenigen Stunden des Überlebenskampfes füreinander sogar in den Tod gehen. Einzig und allein die respektvolle Annäherung zwischen Quinn und Nebraska überzeugt, aber als Spezialist für Buddy-Movie-Scripts von „Lethal Weapon“ und „Last Boy Scout“ über „The Long Kiss Goodnight“ und „Last Action Hero“ bis zu „Kiss Kiss, Bang Bang“ und „The Nice Guys“ ist Shane Black auch auf dem Gebiet beschlagen genug. Nur die Dramatik und die Dynamik manch früherer Black-Arbeit erreicht auch das Zusammenspiel der beiden nicht, die Gesamttruppe eh nicht.
Dabei stimmt das Casting durchaus. Boyd Holbrook wird nicht wie Arnold Schwarzenegger in die Actiongeschichte eingehen, macht aber einen guten Job, auch wenn Trevante Rhodes als knallharter Partner mit Abgründen ihn noch etwas aussticht. Olivia Munn ist ebenfalls recht brauchbar als Wissenschaftlerin mit Tough-Girl-Qualitäten, während ausgerechnet die als schlagkräftige „Chuck“-Agentin bekannte Yvonne Strahoski zur besseren Stichwortgeberin wird. Ähnlich hat es auch Thomas Jane getroffen, der nach einem guten Start mit Werken wie „Deep Blue Sea“ und „The Punisher“ es doch nicht in die Actionstarliga schaffte, und hier nur Randerscheinung bleibt, ähnlich wie Augusto Aguilera und Alfie Allen. Einzig und allein Keegan Michael-Key kann seine Komikerpersona gewinnbringend in den Film einbauen. Jacob Tremblay ist nicht auf dem Vorschusslorbeerenniveau seiner Darbietungen aus „Raum“ und „The Book of Henry“, nervt aber im Gegensatz zu anderen Kinderdarstellern auch nicht.
Ein anderes Problem des Films bezieht sich allerdings auf die Erweiterung der Predator-Saga. Interessant ist sicherlich der Ansatz den Jagden der Predators mehr Hintergrund zu geben. Das verknüpft Black dann noch mit Themen wie Klimawandel und der etwas bananigen These, dass Asperger nach Ansicht mancher Wissenschaftler keine Störung, sondern die nächste Stufe der Evolution ist. Vor allem laufen diese Erweiterungen allerdings darauf hinaus, dass man am Ende schon den Grundstein für ein oder mehrere Sequels legt, mit einer grauenhaften letzten Sequenz, die an Dreistigkeit und Blödheit zum übertreffen ist. Außerdem merkt man „The Predator“ phasenweise auch an, dass das Endergebnis ein paar Nachdrehs und Umschnitte über sich ergehen lassen musste: Mancher Ansatz wird fallen gelassen, nicht alle Anschlüsse passen und einige Szenenfolgen irritieren, etwa wenn man erst so wirklich erfährt, dass ein paar Figuren in den letzten Szenen abwesend waren, weil sie nun mit einem geklauten Helikopter anrücken.
So hinterlässt „The Predator“ dann gemischte Gefühle: Shane Black bleibt dem Rezept des Originals treu und liefert durchaus harte, temporeiche Sci-Fi-Horror-Action mit einer illustren Heldentruppe, weitestgehend gelungenen Effekten und druckvollen Spektakelszenen. Leider ist die Interaktion der Figuren nicht immer überzeugend, der Film dramaturgisch nicht immer rund (was wohl auf die Produktionsgeschichte zurückzuführen ist) und die Erweiterungen des Predator-Mythos manchmal interessant, manchmal diskutabel und manchmal sogar richtiggehend übel. 5,5 Punkte.