Review

GODZILLA No. 26

GODZILLA AGAINST MECHAGODZILLA

(GOJIRA TAI MEKAGOJIRA)

Masaaki Tezuka, Japan 2002

Vorsicht – das folgende Review enthält SPOILER!

Godzilla war gut beschäftigt zu Beginn des neuen Jahrtausends: Im Jahrestakt ging es weiter mit den Filmen seiner Millennium-Ära – und damit auch flott deren Ende entgegen, denn mit dem vorliegenden Streifen wurde bereits ihre zweite Hälfte eingeläutet. Das wusste seinerzeit aber noch nicht einmal der Große Grüne selbst. Wer etwas genauer hinsah, konnte die bevorstehende Entwicklung jedoch schon erahnen, da sich erwiesen hatte, dass es den Verantwortlichen im Hause Tōhō beträchtlich an Innovationsgeist gebrach und sie stur auf den alten Pfaden entlangmarschierten, solange sich damit noch ein paar Yen verdienen ließen. Nachdem man im Vorgängerfilm wieder einmal nur auf alte Bekannte zurückgegriffen hatte und mit den verdienten Monsterveteranen King Ghidorah, Mothra und Baragon angetreten war, holte man hier nun den gleichfalls sehr beliebten und damit „sicheren“ Mecha vom Schrottplatz und brachte ihn einem neuen Jahrtausend angemessen auf Vordermann.

Und so sehen wir mit Godzilla Against Mechagodzilla (im Original Gojira tai Mekagojira) lediglich eine weiteren Variante der bereits zu Shōwa- und zu Heisei-Zeiten zelebrierten Begegnung Godzillas mit einen mechanischen Ebenbild: Nach Jun Fukudas Gojira tai Mekagojira (der gleiche Titel, tatsächlich!), hierzulande idiotischerweise als King Kong gegen Godzilla verkauft (1974), Mekagojira no gyakushû, hierzulande Die Brut des Teufels oder auch Terror of Mechagodzilla (1975) und Gojira vs Mekagojira, hierzulande Godzilla vs. Mechagodzilla II (1993), dürfen sich die Titelhelden mittlerweile ein viertes Mal durch die Tōhō‘schen Modellbauten prügeln. (Überdies sollte man MOGERA aus Godzilla vs. Spacegodzilla von 1994 nicht vergessen – der kämpft zwar nicht gegen Godzilla, ist aber auch ein reinrassiger Mecha.) Das regt nun wirklich fast zwingend zu ein paar kritischen Gedanken an ... aber man soll ja nicht schon im Vorfeld herummäkeln. Und schon gar nicht an einem Godzilla-Film.

Japan im Jahr 1999 (herrlich: in der deutschen Fassung ist sogar die eingeblendete Jahreszahl 1999 mit „1999“ untertitelt – das nenne ich mal Service ...). Wir erfahren zunächst, dass hier bereits im Jahr 1966 eine inzwischen 4072 Mann starke „Bio-Armee“ oder genauer gesagt eine „Armee zur Verteidigung gegen unbekannte biologische Phänomene“ gegründet wurde (in der man übrigens recht unbekümmert mit dem Hitlergruß operiert, wie uns ein Soldat auf schneidige Weise vorführt ...!), um auf, ähm ... biologische Phänomene reagieren zu können. Was das für Phänomene sind, ahnen wir natürlich, aber es gibt noch ein paar nützliche Informationen: Godzilla selbst ist zwar 1954 wie bekannt verstorben (womit der Reboot-Charakter der Millennium-Reihe erhalten bleibt), aber seitdem sei „der biologische Kreislauf des Landes in Unordnung geraten und es tauchten immer häufiger Riesenmonster auf“. Ganz konkret sind damit Mothra und Gaira (das grüne Monster aus Ishirô Hondas Frankenstein – Zweikampf der Giganten) gemeint, was die Formulierung „immer häufiger“ ein Stück weit relativiert.

Egal, denn in Tateyama taucht plötzlich ... Godzilla auf – ein neuer Godzilla offenkundig, der eben einfach da ist. Auftritt der „Bio-Armee“: Todesmutig werfen sich die Soldaten mit modernster Waffentechnik dem Monster entgegen, unter ihnen auch die junge Soldatin beziehungsweise Offizierin im Leutnantsrang Akane Yashiro, welche die unvermeidliche Maserkanone bedient. Wie immer ist jedoch der Einsatz der Armee, „Bio“ hin, „Bio“ her, zum Scheitern verurteilt und das Militär muss sich recht flott zurückziehen. Im dabei entstehenden Chaos unterläuft Akane ein verhängnisvoller Fehler: Sie stößt beim Zurücksetzen mit ihrem Fahrzeug einen mit mehreren Kameraden besetzten Jeep von der Straße. Der Jeep kullert einen Abhang herunter und wird unten samt Besatzung von Godzilla zu Brei getrampelt. Der Große Grüne hat danach genug und verzieht sich wieder, während es für Akanes Militärkarriere erst einmal mau aussieht: Sie wird zur Strafe (und zur Sicherheit ihrer Mitstreiter ...) ins Archiv versetzt.

Das Aufkreuzen Godzillas und das Versagen der „Bio-Armee“ hat Japans Regierung derweil in helle Aufregung versetzt – es muss etwas unternommen werden, um beim nächsten Monsterangriff besser gerüstet zu sein. Daher trommelt man die besten Wissenschaftler des Landes zusammen und beauftragt sie mit der Entwicklung einer geeigneten Riesenechsenbekämpfungswaffe. Auf geht’s: Der Biologe und Genetiker Professor Tokumitsu Yuhara, der in der Folge auch unser Co-Protagonist sein wird, der Roboter-Ingenieur Professor Akamatsu, die renommierte Mikrowellenforscherin Professor Yamada und der Spezialist für Niedrigtemperaturphysik Professor Kanno machen sich an die Arbeit. Man will warum auch immer genetisches Material aus dem Skelett des Ur-Godzillas in einen neuen mechanischen Godzilla einpflanzen ... und kommt gut voran. Schnitt.

Japan, im Jahr 2003: Nach vierjährigem Bau ist der genetisch aufgerüstete neue Mechagodzilla einsatzbereit und hört auf den Namen „Typ-3-Kiryū“, kurz „Kiryū“ (in den deutschen Untertiteln „MFS 3 Kiriu Typ 3“, kurz „Kiriu“). Er besitzt einen „DNA-Computer als Befehlssystem“ und als mächtigste Waffe eine „Absolute-Zero-Kanone“, die auf den absoluten Nullpunkt heruntergekühlte Strahlen (!!) verschießen und damit jede Materie in den Orkus frosten kann. Gesteuert werden muss der Kampfroboter allerdings von speziellen „AC3-Shirasagi“-Flugzeugen aus, weil Menschen den verwendeten Ur-Godzilla-Bestandteilen lieber nicht zu nahe kommen sollen. Verantwortlich für ihn ist eine zur JSDF („Japan Self-Defense Force“) gehörende Kiryū-Sondereinheit, der auf Betreiben ihres Leiters auch Akane zugeteilt wird – seiner Meinung nach ist sie lange genug im Archiv eingestaubt. Allerdings gerät die junge Frau damit vom Regen in die Traufe, denn die Männer der Einheit, allen voran Leutnant Hayama, dessen Bruder beim Einsatz in Tateyama durch Akanes Verschulden ums Leben kam, mobben sie aufs Übelste.

Bald haben jedoch alle Beteiligten andere Sorgen: Just während Kiryū von Professor Yuhara stolz der Landesführung vorgestellt wird, taucht Godzilla in der Bucht von Tokio auf, und so kommt der Mecha schneller zu seinem ersten Einsatz als erwartet. Flugs wird er an drei AC3-Shirasagi-Jets gehängt und zum Einsatzort, sprich vor die Füße seines lebendigen Vorbilds geflogen. Zunächst schießt er mit dem üblichen Erfolg (also: keinem) ein paar Raketen auf den Großen Grünen ab, und dann ... unterliegt er einer Systemstörung! Nichts geht mehr.

Godzilla, nunmehr ohne Gegner, zieht sich gelangweilt zurück. Kiryū aber macht sich selbstständig und gerät völlig außer Kontrolle: Er startet einen regelrechten Amoklauf und vernichtet Industrieanlagen, Wohngebiete und den Vergnügungspark auf der Insel Hakkeijima, bis ihm endlich die Energie ausgeht. „Er verhält sich wie Godzilla“, stellt Professor Yuhara abschließend in der Eisatzzentrale fest. Nachdem Akane draußen noch schnell dem mit seinem Kampfjet verunglückten Hayama das Leben gerettet hat und dafür wiederum nur aufs Gröbste beschimpft worden ist, sind die Wissenschaftler gefragt. Professor Yuhara muss einräumen, dass der DNA-Computer mit der Ur-Godzilla-Original-DNA wohl doch nicht die beste Idee war und verspricht den umgehenden Bau eines besseren Befehlssystems.

Währenddessen freunden sich Akane und Professor Yuharas etwa zehnjährige Tochter Sara an und klagen einander ihr Leid: Sarah musste als Vierjährige den Tod ihrer Mutter miterleben und Akane stellt sogar fest, dass ihr ganzes Leben unerwünscht ist und dies auch schon immer war. („Niemand wünscht sich, dass ich auf der Welt bin. Ich sollte gar nicht geboren sein.“) Da übertreibt sie’s allerdings ein wenig – für den allein erziehenden Professor Yuhara zum Beispiel ist sie sehr wohl erwünscht, denn der macht ihr eigentlich schon seit einer ganzen Weile den Hof. Nur stellt er sich dabei so ungeschickt an, dass die Botschaft nicht ankommt (beziehungsweise nicht in Akanes militärisch determiniertes Bewusstsein dringt). Nebenbei bastelt er aber auch Kiryū so weit zurecht, dass man von ihm in Zukunft ein störungsfreies und hinlänglich kontrollierbares Arbeiten erwarten darf.

Ob’s funktioniert, kann auch gleich überprüft werden, denn schon kreuzt der nervende echte Godzilla wieder auf. Diesmal landet er im Tokioter Bezirk Shinagawa und beginnt dort zu randalieren. Da die reguläre Armee in dieser Sache so machtlos ist wie eh und je, bekommt der Mecha seine nächste Chance – und ja, er funktioniert, von der wild und zu allem entschlossenen Akane gesteuert. Wirklich rund läuft’s aber auch diesmal nicht: Godzilla ist ein starker Gegner und schleudert Kiryū ein ums andere Mal in die (zum Glück rechtzeitig blitzevakuierten ...) Gebäude Shinagawas, weshalb auch der famose Absolute-Zero-Strahl nicht zielgerichtet eingesetzt werden kann (ein Versuch kostet drei unschuldige Hochhäuser das Leben). Am Ende bleibt der Mecha ziemlich ramponiert liegen und bietet Akane damit eine perfekte Möglichkeit, die Heldin zu spielen. Entgegen ihres Befehls steigt sie durch eine Versorgungsluke in den Mecha und steuert ihn nun von Hand. Auch unter ihrer Führung landet Kiryū zweimal in den Häusern beziehungsweise Ruinen von Shinagawa, aber am Ende kann er Godzilla greifen, aus der Nahdistanz ein wenig einfrosten und sich mit ihm ins Meer stürzen ... aus dem nach kurzer Zeit sowohl der Große Grüne als auch der Mecha wieder auftauchen. Für den immer noch ausreichend fitten Godzilla ist es dabei kein großes Problem, sich aus dem rings um ihn gefrorenen Wasser zu befreien, aber die Lust auf weiteren Zoff ist ihm erst einmal vergangen – und so verzieht er sich in die Weiten des Pazifiks. Akane steht derweil auf der Schulter des Mechas und darf sich über Funk eine Menge Lob für ihr tapferes Handeln anhören. Die Sonne geht unter.

Sehr schön, das alles – nur gibt es für überschäumenden Jubel noch keinen Grund. Premierminister Igarashi bringt es auf den Punkt: „Wir haben Godzilla nicht geschlagen, sondern nur verjagt.“ Die Geschichte könnte und sollte also weitergehen ...

Der Geduldige wird schließlich noch mit einer überraschenden Post-Credit-Sequenz belohnt, die allerdings kein Mensch vermisst hätte, zumal sie damit endet, dass Akane mit allem Ernst dieser Welt die Hand zum Kopf führt, um Kiryū (und in gewissem Sinne auch uns) die militärische Ehrenbezeugung zu erweisen (arrrgh!). Nein, liebe Akane, das wollten wir nun wirklich nicht sehen.

Sie können’s nicht lassen, die Japaner. Schon der Reihen-Vorgängerfilm Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack hatte sich mit dieser stramm militärischen Geste verabschiedet und einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen. Während dieser Film jedoch generell eher auf der mythologischen Schiene unterwegs war, gibt sich Godzilla Against Mechagodzilla durchweg martialisch – im Kern erleben wir hier den (wenn auch zuvorderst von Spezialkräften, also zunächst von der „Bio-Armee“ und später von der „Einheit Kiryū“) geführten Kampf der Armee gegen den erneut eindeutig als böse definierten Godzilla. Selbst die Wissenschaftler arbeiten unmittelbar fürs Militär – ein Wunder, dass sie keine Uniformen tragen müssen. Ihr Ringen um Lösungen für das Riesenmonsterproblem bleibt überdies eine Randnotiz (wir erfahren nur anhand fertiger Ergebnisse etwas davon), was sogar für Professor Yuhara gilt, der zwar als eine Art Second-Level-Protagonist fungiert, dabei aber nicht als Forscher, sondern als Privatmann gebraucht wird. Etwas Spielraum müssen die menschlichen Mitwirkenden schließlich auch hier bekommen, und so gibt es eine Spur Melodramatik rund um den auf tragische Weise zum Alleinerziehenden gewordenen Yuhura und seine Tochter Sara sowie deren Annäherung an die gleichfalls traumatisierte und geradezu roboterhaft soldatische Akane. Auf diesem Nebenschauplatz treibt sich Godzilla Against Mechagodzilla allerdings nur kurzzeitig herum, und die entsprechenden Szenen sind auch kein Ärgernis. Sara geht einem nicht auf die Nerven (das ist bei Kindern im Kaijū Eiga alles andere als selbstverständlich!) und die linkischen Annäherungsversuche Yuharas an Akane sorgen sogar für etwas Humor – ein bislang ausnehmend seltener Gast in den Filmen der Millennium-Reihe. Es ist nicht viel und er ist nicht gut, aber er bricht die aufdringlich kämpferische Grundstimmung des Streifens wenigstens an einigen Stellen ein Stück weit auf. Die Reduzierung der menschlichen Neben- oder Begleithandlung auf ein hauchdünn über der reinen Alibifunktion liegendes Maß mag nun durchaus als Makel interpretierbar sein, andererseits aber bekommt sie Godzilla Against Mechagodzilla ganz hervorragend, weil der Streifen dadurch nicht nur kurz und knackig geraten ist (die effektive Laufzeit beträgt knapp 80 Minuten), sondern sich auch sehr entspannt verfolgen lässt. Anders als beim Reihen-Vorgänger Godzilla, Mothra and King Ghidorah: Giant Monsters All-Out Attack, dessen immer wieder weit an der Ratio vorbeitrudelnder, lückenhafter und zudem miserabel vermittelter mythologischer Hintergrund den Zuschauer zu beträchtlicher Aufmerksamkeit und leider nicht immer nutzbringender Denkarbeit gezwungen hat, geben sich die Dinge im vorliegenden Streifen schlicht und transparent. Warum auch nicht – Godzilla Against Mechagodzilla ist ein Kaijū Eiga und damit nicht grundsätzlich Aspekten wie Tiefgang und Komplexität verpflichtet. Dass es dem Streifen auch ganz gewiss niemand übel nehmen würde, wenn er inhaltlich etwas mehr zu bieten hätte als eine dumpfe, in Patriotismus und Militärverehrung eingebettete Heldengeschichte, steht auf einem anderen Blatt – wie auch die eingangs schon angedeutete Frage, inwieweit man sich nun eigentlich darüber aufregen sollte, dass den Tōhō-Verantwortlichen nichts Besseres einfallen wollte, als wieder einmal einen Mechagodzilla auf das Kinopublikum und den Großen Grünen loszulassen. Ich persönlich hätte lieber ein neues Monster gesehen, denke aber, dass hier auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt haben, denn der Riesenkampfroboter galt, zumal im ohnehin mechabegeisterten Japan, als eine der beliebtesten Kaijū-Eiga-Figuren, und mit ihm glaubte man zumindest ein allzu hohes Risiko ausschließen zu können – so richtig gut liefen die Godzilla-Filme seinerzeit nämlich nicht (Godzilla Against Mechagodzilla selbst spielte in seiner Heimat mit 16 Millionen Dollar letztlich knapp das Doppelte seiner Produktionskosten wieder ein, was wenigstens das kalkulierte Minimum darstellt).

In Innovationslaune war übrigens auch Skriptautor Wataru Mimura nicht, denn das zentrale Motiv der jungen Soldatin, die ein folgenschweres Fehlverhalten wiedergutmachen muss, gab es gerade erst im zwei Jahre älteren Godzilla vs. Megaguirus – dort hatte die später als Mitglied der „G-Grasper“-Einheit tätige Kiriko Tsujimori den Tod ihres Kommandeurs verschuldet. Das Skript zu Godzilla vs. Megaguirus stammt übrigens ebenfalls (in Co-Autorenschaft mit Hiroshi Kashiwabara) von Wataru Mimura, und auch an den Büchern zu Godzilla vs. Mechagodzilla II und Godzilla 2000: Millennium hat er mitgeschrieben. Aber gut: Wenn der Mechagodzilla nun einmal da ist, muss man ihn eben nehmen, und das fällt angenehm leicht, weil er auch wirklich etwas für sein Geld tut. Der Ansatz, ihn aufgrund seiner Godzilla-Gene Amok laufen zu lassen, ist dabei ein Volltreffer, denn er sorgt erstens für eine veritable Überraschung und zweitens für einige extrem intensive Szenen – Kiryūs destruktiver Soloauftritt in Yokohama und Umgebung gehört zu den ganz großen Highlights dieses Streifens. (Danach, warum zum Kuckuck man eigentlich für einen von Menschen gesteuerten Roboter Godzilla-DNA braucht, fragen wir lieber nicht.) Auch die späteren Kloppereien mit Godzilla haben es in sich und beinhalten ein paar unsterbliche Momente – Masaaki Tezuka, der bereits bei Godzilla vs. Megaguirus auf dem Regiestuhl saß (und als Assistent an Godzilla – Kampf der Saurier-Mutanten, Godzilla vs. Mechagodzilla II sowie den beiden letzten Teilen der von Tōhō in den späten Neunzigern produzierten Mothra-Trilogie mitgewirkt hat), Masaaki Tezuka weiß also, was er zu tun hat. Mitunter übertreibt er es sogar ein wenig: Wenn der Mecha von Godzilla quer durch Shinagawa gefeuert wird, dann sehen seine Flugbahnen (wie mit dem Lineal gezogen die Horizontale entlang) schrecklich albern aus. Sobald Kiryū dann aber in diverse Hochhäuser einschlägt, ist Schluss mit lustig. Die Actionszenen leisten also sehr wohl Beachtliches – lediglich etwas länger hätten sie insgesamt gern ausfallen dürfen. Das ist zumindest aus der Sicht des Zuschauers die Schattenseite von Kürze und Knackigkeit: Auch für den Krawall fehlen ein paar Minuten Laufzeit.

Optisch macht Godzilla Against Mechagodzilla einen guten Eindruck, ohne jedoch restlos zu überzeugen. Der Streifen liegt wie in der Millennium-Reihe üblich im Breitwandformat vor und kommt (zumindest in der hiesigen, prinzipiell guten Splendid-Veröffentlichung) mit klaren, aber häufig von einem leichten Grauschleier überzogenen Bildern daher – frisch und fröhlich sieht das selbst in den ohnehin seltenen Szenen nicht aus, die bei Tageslicht entstanden und nicht von Uniformträgern und ihrem monochromen Militärgerät beherrscht werden. Tricktechnisch wirkt Godzilla Against Mechagodzilla indes auch im neuen Jahrtausend noch wohltuend altmodisch – in erster Linie natürlich durch das Beharren auf den bewährten Man-in-Suit-Monstern und den für sie erforderlichen Modellbauten, die auch hier wieder mit einer unglaublichen Detailvielfalt und Weitläufigkeit begeistern. Man kann das gar nicht genug würdigen.

Auch bei vielen der zahllosen Explosionen wurde noch auf die wie immer überzeugende Old-School-Pyrotechnik zurückgegriffen, aber die Zahl der in dieser Sache eingesetzten Computereffekte ist inzwischen schon recht beträchtlich. Dankenswerterweise gibt es bei ihnen im Vergleich mit den Vorgängerfilmen Fortschritte – man kann die CGI-Explosionen zwar immer als solche erkennen, aber in der Regel noch durchwinken. Krass daneben ist nur eine, vor der Akane und der gerade von ihr gerettete Hayama wegspringen (der Klassiker). Das sieht grauenvoll aus und lässt wie auch einige schwarze CGI-Rauchwolken im zerstörten Yokohama kurzzeitig feinste Asylum-Stimmung aufkommen. Deutliche Reserven gibt es ferner bei den durchweg am Computer animierten AC3-Shirasagi-Flugzeugen: Je näher man ihnen kommt, umso mehr Wohlwollen muss man ihnen in puncto Akzeptanz entgegenbringen.

Bei den Monstern ist man derweil als Kaijū-Eiga-Freund schon fundamental wohlwollend und hat auch an den beiden seine Freude, die einem hier begegnen. Godzilla beziehungsweise sein Darsteller ist mit dem neuen KiryūGoji-Suit unterwegs, mit dem nach dem sonderbaren Zombie-Godzilla des Vorgängerfilms eine Rückkehr zum Design der beiden ersten Millennium-Filme vollzogen wurde. Der Große Grüne sieht also in etwa wieder so aus wie in Godzilla 2000: Millennium und Godzilla vs. Megaguirus, und das geht in Ordnung – er wirkt grimmig, aber nicht abgrundtief fies und böse. Den gleichen beziehungsweise einen baugleichen Anzug werden wir auch im nächsten Film der Millennium-Reihe sehen. Der Mecha ähnelt natürlich seinen Vorgängern, da er wieder dem echten Godzilla bis hin zu den Zähnen nachempfunden wurde (angeblich soll dies die beste Form sein ...), macht aber selbstredend einen etwas „eleganteren“ und moderneren Eindruck. Auch daran und an seinen gelegentlichen CGI-Ausflügen gibt es nichts Nennenswertes zu mäkeln (anders als beim völlig missratenen CGI-Leucht-Ghidorah im Vorgänger!) – ebenso wenig wie an den Darstellern.

In der sehr eindeutigen Hauptrolle sehen wir die relativ unauffällige Kaijū-Eiga-Debütantin Yumiko Shaku als Lieutenant Akane Yashiro, die nichts Memorables leistet, ihre Sache aber allemal ordentlich macht und auch gelegentliche schauspielerische Herausforderungen meistert. Die gibt es allerdings nur selten – in erster Linie ist Yumiko Shaku an die Maßgabe gebunden, militärische Humorlosigkeit zur Schau zu tragen. Sie kann übrigens sehr gut mit dem Schwert umgehen (na ja, zumindest mit einem aus der Requisitenkammer), denn sie hat ein Jahr zuvor die Hauptrolle in Shinsuke Satos gelungenem Endzeit-Swordplay-Action-Drama The Princess Blade gespielt (!) – ich hätte sie also eigentlich erkennen sollen, hab’s aber nicht getan (es ist freilich auch schon 16 Jahre her, dass ich diesen Film gesehen habe – zu lange eigentlich ...). Aber zurück zu Godzilla Against Mechagodzilla. Professor Tokumitsu Yuhara wird ohne Tadel vom hoch sympathischen Shin Takuma gegeben, der bereits Erfahrung im Genre sammeln konnte: Im ersten Heisei-Film Godzilla – Die Rückkehr des Monsters war er gleich in den einleitenden Szenen als Biologiestudent Hiroshi Okumura zu sehen. Noch mehr Kaijū-Eiga-Erfahrung bringt Akira Nakao mit, der in der filmübergreifenden Rolle des (markant ruppig synchronisierten) G-Force-Commanders Takaki Aso bereits in den Heisei-Streifen Godzilla vs. Mechagodzilla II, Godzilla vs. Spacegodzilla und Godzilla vs. Destoroyah eine Generalsuniform durch die Gegend trug. Hier weiß er als von 2003 an tätiger Premierminister Hayato Igarashi zu gefallen und zu überzeugen. 

Seine Vorgängerin, die bis 2003 tätige Ministerpräsidentin Machiko Tsuge, wird von Kumi Mizuno verkörpert, und das ist interessant, denn auch sie hatte schon einige Einsätze im Genre, obgleich es eine ganze Weile her ist: So war sie 1965 als Alien-Spionin Namikawa in Befehl aus dem Dunkel, 1966 als braun angepinselte „Eingeborene“ Daiyo in Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer sowie in den beiden Ishirô-Honda-Parallelstreifen Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht (1965) und UFOs zerstören die Erde (1962) zu sehen. Nach über 35 Jahren gibt es hier also ihr Comeback im Kaijū Eiga. In jedem Kaijū Eiga seit seinem Einstand in Godzilla – der Urgigant gibt es indes ein Comeback des Dauer-Nebendarstellers Kôichi Ueda, sodass er hier als gelegentlich in Debatten eingreifender General Dobashi seinen neunten Godzilla-Auftritt hintereinander hat und dabei memorabler agiert als der im Genre debütierende Yûsuke Tomoi, der in der Rolle des Obermobbers Lieutenant Hayama ausgesprochen blass bleibt. Professor Yuharas Tochter Sara wird schließlich von Kana Onodera gespielt, die ihre Sache gut macht und einem nicht über Gebühr auf die Nerven geht. Nicht zuletzt sollen jedoch auch wieder die Männer in den Monstersuits gewürdigt werden: Godzilla wird wie bereits in den beiden ersten Millennium-Filmen Godzilla 2000: Millennium und Godzilla vs. Megaguirus von Tsutomu Kitagawa zum Leben erweckt, während das Mechagodzilla- beziehungsweise Kiryū-Kostüm vom Neuling Hirofumi Ishigaki getragen wird. Beide haben übrigens auch noch eine kleine „menschliche“ Rolle als Maserpanzerpiloten. Der Score stammt zu guter Letzt von der gerade als Filmkomponistin viel beschäftigten Michiru Ôshima und hat einen erheblichen Anteil an der kämpferischen Grundstimmung des Streifens, weil er unentwegt mit dem gleichen martialischen Motiv unterwegs ist, das sich zweifelsfrei an den großen Arbeiten von Akira Ifukube orientiert, denen aber nicht das Wasser reichen kann und einem ehrlich gesagt ziemlich schnell auf den Senkel geht. Gegen Ende gibt es noch eine etwas gelungenere Passage, aber damit wird nicht mehr viel aufgeholt. Michiru Ôshima war schon für den Score von Godzilla vs. Megaguirus verantwortlich, und der hat mir gleichfalls überhaupt nicht gefallen.

Godzilla Against Mechagodzilla als Ganzes hat mir hingegen sehr gut gefallen, obwohl der Film keineswegs über jedweder Kritik steht. Masaaki Tezukas zweite Kaijū-Eiga-Regiearbeit gibt sich als klassischer Godzilla-Streifen, was zunächst natürlich eine feine Sache und sehr zu begrüßen ist, leider aber auch bedeutet, dass sie Neuland fürchtet wie der Teufel das Weihwasser und derart ausschließlich auf erprobte und als sicher geltende Motive zurückgreift, dass man sich an schlechten Tagen von so viel Einfallsferne milde provoziert fühlen könnte. Zudem befleißigt sich der Streifen noch konsequenter und unangenehmer als schon seine Vorgänger einer Huldigung des Militärs und schreckt schlussendlich auch vor übelstem Heldenpathos nicht zurück. Diese Unsitten aber scheinen so fest in der Millennium-Serie eingeschrieben zu sein, dass auf Besserung inzwischen kaum noch Hoffnung besteht. Erfreulicherweise können sie noch immer ausreichend kompensiert werden, wenn der Rest stimmt, und der stimmt hier: Godzilla Against Mechagodzilla ist ein hoch unterhaltsamer Kaijū Eiga – der Film kommt schnell zur Sache, konzentriert sich aufs Wesentliche und gerät daher erzählerisch nie in Bedrängnis, gleicht fehlenden Charme durch seine wuchtigen und mitunter nachgerade infernalischen Actionsequenzen aus und liefert damit unter dem Strich, was von ihm erhofft werden durfte. Gerade dank seiner Linearität ist er in meinen Augen sogar der bislang beste Beitrag zur Millennium-Reihe – danach möchte man tatsächlich umgehend den Nachfolger sehen, von dem man unter Umständen schon weiß, dass es sich um eine Art Fortsetzung handelt ...

Knappe 8 von 10 Punkten aus Sicht des Kaijū-Eiga-Freunds, ansonsten gern noch 6 von 10.

(09/24)





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