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Vom Nachholen der Jugendträume…16.02.2020

Über 15 Jahre haben sich die Brüder Georg und Christian nicht gesehen, doch die Beerdigung des Vaters führt sie in dem kleinen Schwarzwaldkaff ihrer Jugend wieder zusammen. Georg ist bodenständiger Tischler, Christian wortgewandter Manager geworden, und anfangs herrscht zwischen ihnen Funkstille, hat sich doch Georg allein um den Vater gekümmert. Doch ein bißchen Alkohol später entdecken die beiden unter ihrer Tischtennisplatte ihren Jugendtraum wieder: dort hängt der Plan für eine Fahrt mit dem Mofa vom Schwarzwald bis zur Ostsee, garniert mit einigen zu erfüllenden Aufgaben. Und so machen die Brüder sich mitten in der Nacht auf den Weg – und wir sind mit dabei, wenn beim Griechen die Karte komplett bestellt wird, der uneheliche Sohn erstmals besucht wird oder man bei einem Weinfest verheiratete Damen angräbt.

Lars Eidinger ( bekannt aus dem Deichkind-Video „keine Party“) und Bjarne Mädel ( der Tatortreiniger ) sind genau die richtigen Darsteller für diese durch und durch heitere Geschichte. Es geht hier nicht um den Mofatrip, sondern darum, sich nach langer Zeit wieder zu verstehen und die Familienbande wieder zum Leben zu erwecken. Und es geht darum, daß man Träume sogleich erfüllen muß und nicht auf später verschieben, denn dann werden sie wahrscheinlich nie realisiert. Große Pläne macht fast ein jeder von uns, man heckt Reisen in ferne Länder aus, inklusive Hotelcheck, doch dann tritt man die Reise nie an, es wird während der Rente Zeit dafür sein…lieber Leser, gehe nicht dieser Vorstellung auf den Leim, denn Dein Leben ist jetzt, hier und heute!

Jeder von uns hat irgendwo im Hinterkopf einen verrückten Traum, sei es die Alpenüberquerung zu Fuß oder der Flug nach Samoa…und hier sehen wir zwei Menschen ihren Traum umsetzen und ausleben. Die Fülle an Erinnerungen macht etwaige Strapazen oder Schwierigkeiten mehr als wett. Die Regie hat ein Kleinod erschaffen, vielleicht mit der einen oder anderen Reiseepisode zu viel, doch in sich wunderbar rund und stimmig. Wäre das ein amerikanischer Film, wären es sicher keine Mofas, und es würde viel mehr Klamauk an Bord sein – hier jedoch gibt es auch nachdenkliche Momente, die aber nie ins Rührselige abgleiten. Toller Film, durch Zufall entdeckt, aber absolut sehenswert - 9/10

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