Review
von Alex Kiensch
Bekanntermaßen ist Quentin Tarantino ja ein Fan von allerhand Trashfilmen, vor allem asiatischen Kampfkunststreifen. So dürfte es also nicht verwundern, dass er schon in seiner Frühzeit als erfolgreicher Filmemacher sich auch als Produzent für derlei Werke zur Verfügung stellte - etwa für den von Tsui Hark co-produzierten Kampfkunst-Klamauk „Iron Monkey".
Die Geschichte ist so simpel wie belanglos: Ein maskierter Kämpfer - der Iron Monkey - tritt für die Rechte der Armen und Unterdrückten ein, bestiehlt die korrupten Beamten des alten China und verteilt Geld und Nahrung unter der Bevölkerung. Ein zufällig durchreisender Kämpfer wird gezwungen, ihn zu fangen - und verbündet sich mit ihm.
Diese in jedem Detail austauschbare Story dient nur zu einem Zweck: den Aufhänger für haufenweise wilde Kampfszenen zu bieten. Der Großteil der 90 Minuten Laufzeit besteht aus irrwitzigen Duellen zwischen einzelnen Kämpfern für das Gute und ganzen Banden von Gegnern. Doch wer hier Martial-Arts-Kunst à la Bruce Lee oder wenigstens Jackie Chan erwartet, dürfte bitter enttäuscht werden: Im Bemühen um eine humoristische Inszenierung werden die Kampf-Aktionen so hemmungslos übertrieben und mit wirklich schlechten Effekten dargestellt, dass es rein gar nichts mit echter Martial-Art zu tun hat. So schwebt der Iron Monkey minutenlang durch die Luft, vollführt physikalisch völlig unmögliche Kunststückchen (etwa steht er einem gegnerischen Kampfmönch auf dem Kopf, hebt ab und schlägt ihm mehrmals beide Füße gegen die Schläfen - ohne abzustürzen natürlich) und ist offensichtlich mit übermenschlichen Kräften ausgestattet, wie man sie später aus der Anime-Serie „Dragonball" kannte - wenn er zuschlägt, zersplittern armdicke Holzbalken und werden Hauswände pulverisiert. Diese absurde Kampf-Action bietet also eher für Kinder und Jugendliche amüsante Unterhaltung, während jeder Zuschauer, der auf spektakuläre, aber eben auch glaubhafte Kampfkunst aus ist, hier nicht in einer Szene fündig wird.
Das Ganze ist wie gesagt eingebettet in eine nichtssagende Story, die allerhand hemmungslos überzeichnete Klischeefiguren gegeneinander ausspielt und mehrmals potenzielle Handlungsentwicklungen einfach versanden lässt (wie eine mögliche Liebesgeschichte zwischen dem Durchreisenden und der Helferin des Iron Monkey). Überhaupt wirkt der Film sehr episodenhaft, es reiht sich eine Kampfszene an die andere, nur unterbrochen von albernen Slapstick-Sequenzen, in denen der so blöde wie selbstverliebte Beamte vorgeführt oder das ehrenwerte Leben des Iron Monkey zelebriert wird. Das alles wird weder von der Kamera in besondere Bilder eingefangen noch trägt der Soundtrack zu irgendetwas bei. Und die Kulissen wirken größtenteils doch recht billig. Einsamer Tiefpunkt bleibt aber die wahrhaft entsetzliche deutsche Synchronisation, die sich hier nicht die geringste Mühe gibt, die hölzernen Dialoge halbwegs zum Film passend einzuspielen.
„Iron Monkey" gehört zu den lächerlichsten Kampfkunst-Streifen seiner Zeit. Allenfalls sein Anspruch, bloßer Klamauk zu bleiben und zu keinem Zeitpunkt ernsthaft zu werden, bewahrt ihm ein kleines Restchen Anstand. Doch auch Humor und Albernheiten fallen meistens so platt aus, dass es ans Peinliche grenzt. Um hier seinen Spaß zu haben, sollte man wohl ausgesprochener Eastern- oder Trashfilm-Fan sein - wie eben Quentin Tarantino.