Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem (1993) von Helge Schneider und Ralf Huettner
...Der gefürchtete Doc Snyder (Helge Schneider) ist auf dem Weg zu seiner Mutter (Andreas Kunze), die er seit rund 30 Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie wohnt in einer abgelegenen Hütte nahe dem Städtchen Texas, in dem er wegen Raub und Mord steckbrieflich gesucht wird. Ihm bleibt aber keine andere Wahl, da sich in all den Jahren ein ganzer Sack schmutziger Wäsche angesammelt hat, die von seiner Mutter nun dringend gereinigt werden muss. Zuvor überfällt er jedoch noch eine Postkutsche, die ebenfalls nach Texas unterwegs ist. Zu deren Insassen zählen zwei Edeldamen sowie ein elegant gekleideter Mann, den sie "Sir" nennen. Durch die Demonstration seiner Schießkünste, mit denen Doc Snyder den Ladys imponieren wollte, werden jedoch die Pferde scheu und so fährt die Kutsche ohne die vier ab. Dummerweise aber mit Snyders Wäschesack, den er bereits aufgeladen hatte. Während Snyder nun nach Hause reitet, müssen die drei Reisenden zu Fuß weiter - der "Nasenmann" (Peter Thoms), wie Snyder den Sir nennt, sinnt schon auf Rache! Endlich bei seiner Mutter angekommen, erfährt Snyder, dass sein Bruder Hank (Peter Berling) im Kittchen hockt und ausgerechnet am Muttertag gehenkt werden soll. Am nächsten Tag beschließen die beiden nach Texas zu gehen. Hier begibt sich seine Mutter auf die Suche nach dem Wäschesack, Snyder will derweil seinen Bruder vor dem Galgen retten...
Herzlich willkommen zu Helges Interpretation einer Westernkomödie! ;)
Man darf also um Himmels Willen keinen echten Western erwarten und nicht mal eine niveauvolle Westernkomödie. Vielmehr ist Helges Werk eigentlich nur eine große Portion Scheiß', Schrott oder Müll kombiniert mit seiner unverwechselbaren Komik - also ein echter Trash-Western, was aber nicht zwangsläufig eine Abwertung darstellt! Hier gilt demnach der Spruch "...der Film war so schlecht, dass er schon wieder gut ist..."
Das heranwachsende Publikum kann sich Helges Art (im Film) wie die eines albernden und blödelnden Jugendlichen vorstellen. Nur dass Helges Komik auch eine gewisse Kreativität voraussetzt und er zudem musikalisch begabt ist. Charakteristisch auch seine Mimik, bei der er insbesondere die Mund- und Nasenpartie zu seiner typischen "Hackfresse" formt. Am witzigsten finde ich ihn allerdings, wenn er bei seinem blödsinnigen Scheiß selber lachen muss oder es sich kaum verkneifen kann. ^^
Meine grobe Darstellung von Helge ist nicht unbedingt als Warnung zu verstehen, aber der Neuling sollte sich schon auf eine ganz besonders schräge Gestalt einstellen. Diejenigen aber, die schon an klassischen und professionellen Westernkomödien mit Sympathieträgern wie bspw. James Garner, Bob Hope, Bud Spencer & Terence Hill oder Michael Bully Herbig kein Interesse haben, verderben sich hiermit wahrscheinlich nur die Laune!?
Helge Schneider ist auf jeden Fall ein Extrem. Deshalb sagen auch viele, dass man ihn nur hassen oder lieben kann - dazwischen gibt es nichts. Interessant dazu auch die Punkteverteilung zu diesem Film hier bei OFDb. Die Noten 1 und 10 wurden etwa gleich oft vergeben, es gibt aber auch was dazwischen, nämlich eine starke, überdurchschnittliche Mitte. So kann also jeder einigermaßen zuversichtlich das Anschauen dieses Films riskieren, der Helge entweder nur von seinen Liedern kennt und ihn aber daraufhin mag (bspw. "Katzeklo", das im gleichen Jahr veröffentlicht wurde und auch im Film zu hören ist) oder all die Mutigen, die sich eben auf Trash einstellen und daran Gefallen finden (ich gehöre übrigens zu den Erstgenannten).
Den heiligen Fernseh- bzw. DVD-Abend würde ich zumindest beim 1. Mal dafür aber nicht riskieren - eher einen verregneten Sonntagnachmittag! ;)
Wie man aufgrund obiger Inhaltsangabe bereits erahnen kann, muss es zu diesem Film tatsächlich auch ein Drehbuch gegeben haben. Zumindest aber ein Zettel mit dem groben Abriss und einer Handvoll Notizen, denn in der leicht komplexen Geschichte laufen stellenweise bis zu drei Handlungsstränge parallel.
Obwohl die Umsetzung natürlich professionell ist, wirkt der Film inhaltlich stellenweise so, als würden Kinder im Grundschulalter mit einer geschenkten Filmkamera experimentieren und simple Ideen oder irgendwelchen Blödsinn drehen. Es kommt manchmal alles ein wenig improvisiert, spontan und unvorbereitet daher. Man könnte auch sagen, es fehlt etwas Feinschliff oder es hat den Charme von Probeaufnahmen. ^^ So ist es zwar eine abgeschlossene und in sich stimmige Geschichte, in der aber auch immer wieder zusammenhangslose Szenen drin vorkommen. Dies führt bei mir aber immer noch nicht zur Abwertung, weil ich es ja irgendwie einzuordnen weiß.
Nachdem ich diesen Film als gebrauchte DVD vor ca. 1-2 Jahren gekauft und angeschaut habe, fand ich ihn zunächst nur durchschnittlich und statt lachen musste ich eher schmunzeln. Neulich habe ich Helges ersten Kinofilm mit einem Kumpel nun zum 2. Mal angeschaut und ihn dadurch auch besser verstanden und schätzen gelernt. Ich finde die Witze mittlerweile richtig gut und sogar "nachhaltig". ^^ Außerdem habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt.
So sehe ich persönlich die Schwächen hauptsächlich in der Kameraführung, die insbesondere bei Außenaufnahmen oft einen zu knappen Bildausschnitt zeigt. Man fühlt sich teils etwas eingeengt, wie etwa bei einem Kammerspiel. Auch fände ich es besser, wenn man hier auf moderne Requisiten wie Telefon o.ä. verzichtet hätte. Auch wenn es "nur" ein Trash-Western ist, sollte er ausschließlich in der Westernepoche spielen und gerne mit sonnigerem Wetter. Zudem missfiel mir Helges E-Gitarrensolo und insgesamt würde die Filmmusik durch Stücke weiterer Komponisten wohl aufgewertet. Insgesamt 8 von 10 Punkte.
Neben diversen Sprüchen und witzigen Dialogen sind die absoluten Highlights bspw. Doc Snyders Mutter, die 2 völlig spontanen Hinrichtungen, die Szene mit der Schweinemaske, das Erdbeben, die Untersuchung im Knast, die Schießerei mit dem lebenden Schutzschild, der Splattereffekt (Nasenmanns Finger), die Verarschung mit der Strohpuppe, die Wirkung vom selbstgebrannten Whiskey und natürlich auch der Bürgermeister und seine Aktionen...
...und wer genau hinschaut, sieht auch mind. 2, 3 Anspielungen auf den Italowestern.
Sobald meine Erinnerung an "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" verblasst, freue ich mich, die DVD ein weiteres Mal abspielen zu können, deren Cover auch den Alternativtitel "Für eine Handvoll Scheiße" trägt!
Euch nun viel Spaß und gute Nerven bei dieser gewöhnungsbedürftigen Unterhaltung! ;)