Review

„The Crow“ ist ein ganz unterhaltsamer Film mit Brandon Lee, doch seine Actionkracher „Showdown in Little Tokyo“ und „Rapid Fire“ sagen mir doch deutlich mehr zu.
Es sieht nicht rosig für den Rockmusiker Eric Draven (Brandon Lee) aus, denn man hat ihn und seine Freundin in der so genannten Nacht des Teufels, die jedes Jahr vor Halloween ist, brutal ermordet. Die Polizei kann nur den Tathergang rekonstruieren, doch die Schuldigen bleiben auf freiem Fuß. Ein sehr düsteres Bild, dass Regisseur Alex Proyas da zeichnet, und das nicht nur inhaltlich: Auch optisch wird man direkt auf trostlos eingenordet.
Doch ein Jahr später verbessert sich die Lage für Eric geringfügig, denn er ersteht von den Toten auf und darf in der Nacht des Teufels Rache an den Peinigern nehmen. Seine einzige Verbindung zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten ist eine Krähe, die ihn stets begleitet. In den (mir unbekannten) Comics wird dieser Aspekt sicher noch näher behandelt, hier erfährt man kurz alle Fakten über das titelgebende Federvieh und das war’s.

Also begibt sich Eric auf die Suche nach seinen Mördern, die jedoch zu der Gang von Top Dollar (Michael Wincott) gehören. Als man einen Mörder nach dem anderen dahingemetzelt vorfindet, geht diesem gewaltig die Muffe und er befiehlt dem Rest der Gang, sich um den Rächer zu kümmern…
„The Crow“ mag ja ziemlich unterhaltsam sein, aber fesselnder könnte die Angelegenheit schon sein. Denn hat man einen Rächer, dem Verletzungen nichts anhaben, so sollte man diesem ordentlich Gegnerhorden zum Plattmachen liefern, wie uns Paul Verhoeven mit „RoboCop“ zeigt. Leider gibt es in „The Crow“ nur mit dem Gangmassaker eine wirklich ausgiebige Actionszene, die sonstigen Scharmützel sind hingegen extrem kurz (vor allem der Oberfiesling tritt beinahe sang- und klanglos ab). Dabei sind die Fights und Shoot-Outs schön in Szene gesetzt, auch wenn Lee keine so spektakulären Moves wie in seinen anderen Filmen zeigt.
So bringt der Film es nur zu einem soliden „Death Wish“ in untot, der in erster Linie dank der stringent durchgezogenen Story nicht langweilt. Regisseur Alex Proyas vermeidet unnötigen Ballast, meist wird fix zur Gegnerbeseitigung geschritten und auch die Nebenhandlungen um die Sarah (Rochelle Davis), Schwester der Ermordeten, sowie den rechtschaffenen Sergeant Albrecht (Ernie Hudson) erweitern die Geschichte sinnvoll. Überraschungen gibt es allerdings wenige, sodass sich „The Crow“ rein storytechnisch nicht wirklich von Filmen wie „Hard to Kill“ oder „The Punisher“ abhebt.

Pluspunkte kann allerdings die Optik die verbuchen, die Actionmangel und das Fehlen großer Innovationen zum großen Teil übertünchen kann. Schön düster und teilweise ziemlich unwirklich sieht Proyas’ Vision der nahen Zukunft aus, die alles andere als happy und friedlich daherkommt. Mit dem für Hollywoodverhältnisse recht schmalen Budget hat er ein wirklich stimmiges Szenario entworfen, das Atmosphäre hat. Im Hintergrund hämmert ein sehr überzeugender Soundtrack mit Rock- und Metalstücken, passend zum Beruf der Hauptfigur.
Darstellerisch ist alles im grünen Bereich, auch wenn man hier keine Oscarreifen Leistungen zu sehen bekommt. Brandon Lee zeigt, dass er das Zeug zum nachdenklichen Actionstar gehabt hätte, Michael Wincott gibt einen guten Fiesling ab (nur die peinliche Frisur lässt ihn etwas weniger gefährlich wirken) und für Ernie Hudson ist die Rolle als rechtschaffener Cop eh fast ein zweites Zuhause.

Alles in allem ist „The Crow“ ein unterhaltsamer Rachefilm, der mit düsterer Optik punktet, aber etwas mehr Action und Spannung vertragen könnte.

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