Review

Es war sicher kein leichtes Unterfangen:
22 Jahre nach dem Start des Star Wars Kults und 15 Jahre nachdem die letzte Episode auf der Leinwand zu sehen war sollte die Saga ihre Fortsetzung finden. Wobei Fortsetzung natürlich nicht so ganz richtig ist.
In der neuen Trilogie erzählt uns Lucas die Vorgeschichte der ersten Trilogie. Es ist die Story von Anakin Skywalker, der spätere Darth Vader. Weiterhin geht es um den Aufstieg Palpatines. Zu diesem Zweck kippt Lucas die einfache, märchenhafte Gut/ Böse Handlung der alten Trilogie und setzt auf politische Intrigen und Verschwörungen. Etwas das vielen Fans sauer aufstieß.
Nicht zu unrecht, geht dadurch doch einiges vom Flair vergangener Tage verloren.
Allerdings ist es durchaus interessant zu sehen wie Palpatine bzw. Darth Sidious im Hintergrund die Fäden spinnt und vom Senator zum obersten Kanzler aufsteigt.
Dies erreicht er mit Hilfe der Handelsföderation, die den friedlichen Planeten Naboo mit allerlei Kriegsgerät belagert, während der Senat tatenlos bleibt.
Die Föderation nimmt in Episode I also den Part der Bösen ein. Zur Seite stehen ihnen, wie bereits erwähnt, Sidious (aka. Palpatine) sowie dessen Sith Schüler Darth Maul.
Auf der guten Seite sehen wir Obi Wan - in Episode I noch ein Padawan -, seinen Meister Qui Gon Jin sowie Anakin Skywalker, den Qui Gon bei einer unplanmäßigen Notlandung auf Tatooie trifft. Der spätere Vader ist hier noch ein kleiner, unschuldiger Junge.
Anakin, quasi die Hauptperson der neuen Trilogie ist leider einer der größten Schwachpunkte. Nicht nur weil Jake Loyd, wie viele andere Kinder- Darsteller auch, nervt und nicht wirklich gut spielt, sondern auch weil Lukas gerade in diesem Handlungsstrang mehrfach Mist baut:
Anakin ist "Jesus- like" Ergebnis einer unbefleckten Empfängnis - ein Kind der Macht. Diese ist von nun an keine geheimnisvolle, mystische Kraft mehr, sondern Ergebnis kleiner Bakterien (oder was auch immer) die in Symbiose mit den Menschen leben. So lässt sich praktischer Weise auch mit Hilfe eines Bluttests ganz einfach rausstellen wie mächtig jemand ist. Oje...
Aufgrund Anakins Alter ist die Andeutung auf die spätere Liebesbeziehung zwischen ihm und Amidala auch unnötig.
Ach ja, dann wäre da noch die Tatsache das Anakin C3PO zusammengezimmert hat, was natürlich für ein großes Logikloch sorgt. So müsste der Droide in Episode IV Tatooie eigentlich kennen, wurde er doch dort konstruiert. Und warum ihm scheinbar der Name Skywalker fremd ist würde ich auch gerne wissen. Die ganze Sache wie in Episode 2 ja sogar noch verschlimmert, weil C3PO dort für den Vater von Owen Lars (in Episode 2 schon im jugendlichen Alter) arbeitet. Aber darüber hülle ich jetzt einmal großzügig den Mantel des Schweigens...
Mit C3PO und R2D2 bekommen die "alten" Fans aber wenigsten ein paar lieb gewonnene Charaktere zu Gesicht.
Denn ansonsten sieht es bis auf Obi Wan, Palpatin und natürlich Yoda eher mau aus.
Ersterer ist dabei nicht viel mehr als ein Stichwortgeber für Liam Neesons Qui Gon, der allerlei pseudo- mystischen Kram zu erzählen hat. Humorige, Han Solo artige Sprüche sucht man leider vergebens. Stattdessen ist die CGI Figur Jar Jar Binks für den Humor zuständig. Allerdings sind sogar die Ewoks cooler als dieses Vieh, das ständig irgendwelchen Kauderwelsch verzapft und für peinlichen Slapstick Nummern zuständig ist. Rein technisch gesehen ist der Bursche aber toll gemacht. Aber da gibt es bei Episode I eh nichts zu meckern.
Gigantische Schlachten, ziemlich perfekt animierte Kreaturen und Droiden und Knallbunte Effekte lassen einen durchaus mal mit offenem Mund da sitzen. Problem an der Sache: die eh schon recht uninteressanten Charaktere verblassen noch mehr.
Ford, Hamill und Co. erfüllten ihre Charaktere mit Leben, schafften es den Zuseher für sich zu begeistern. Dies ist in Episode I leider nicht der Fall. Neeson spult seine Texte routinemäßig ab, Ewan McGregor (Obi Wan) ist ein besserer Stichwortgeber und Natalie Portman ein Kleiderständer.
Einzig eine Figur sticht heraus: Darth Maul (Ray Park). Leider überlebt er den Film nicht. Dafür darf er aber seine Fähigkeiten im besten Lichtschwertkampf der Saga (zumindest von der Action her) ausgiebig vorführen.
In diesem finalen Kampf zeigt Lucas dann endlich wieder was er kann. Atmosphäre, Dramaturgie, Action, Star Wars Flair - hier stimmt wirklich mal alles.
Ebenfalls auf hohem Niveau ist mal wieder die Musik von John Williams. Vor allem das Stück "Duel of the Fates" ist ein Kracher.

Fazit: Lucas lässt es storytechnisch noch ruhig angehen. Die ersten Fäden werden gezogen, einige Andeutungen erfreuen das Herz des Star Wars Fans, das aber ansonsten in diesem Film öfters gepeinigt wird. Blase Charaktere, Logiklöcher, echte Ärgernisse (Erklärung der Macht), Jar Jar Binks usw.
Auf der anderen Seite ist Episode I bombastisches, effekttechnisch ziemlich perfekt gemachtes und phantasiereiches Popcornkino, das, sofern man gewillt ist über die ein oder andere Sache hinwegzusehen, prima unterhält.
Natürlich lang nicht so gut wie die alte Trilogie, aber in meinem Augen kein Reinfall. Brauchbarer Start in die neue Trilogie (7/10)

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