1996 erschien der Porsche 996, die bis dahin größte Modernisierung des Porsche 911. Kritiker erkannten damals schon, dass der Wagen einen schwierigen Stand haben würde, da moderner nicht immer besser sei. Der im Verhältnis günstiger hergestellte Wagen wurde zu einem finanziellen Erfolg, der in einer Erweiterung der Modellpalette bis hin zum SUV oder zur Limousine gipfelte. Heute ist der 996 jedoch der einzige "alte" Porsche 911, dessen Preise nicht nach oben gehen. Er wird wohl niemals den Status eines Klassikers einnehmen, da er zu sehr seiner Zeit verpflichtet war und Klassiker dem Anspruch der ästhetischen Zeitlosigkeit genügen müssen. Aus einer Ikone wurde ein seelenloses Produkt.
Stilistisch waren die Neunziger die Hölle.
Jede Ähnlichkeit ist entweder rein zufällig oder auf die Geschmacklosigkeit eben dieser Zeit zurückzuführen.
18 nach Erscheinen von "Die dunkle Bedrohung" lässt sich aus meiner Sicht nun definitiv sagen, dass der Start zur Prequel-Saga einer der größten filmischen Fehlschläge ist, die in mehr als einhundert Jahren Kinogeschichte unterlaufen sind.
Man muss aber fair bleiben, da den Anschluss an die Krieg der Sterne-Trilogie zu finden ein zwar lukratives aber eben auch schwieriges Unterfangen war, beachtet man die ganzen Geeks, die sich über die Jahre des Reifeprozesses der Originalfilme angesammelt haben. Gemeckert wird dann wohl immer.
Nur: Hier wird vollkommen zu recht gemeckert, da George Lucas so viele Fehler machte, dass auch heute der Film eine reine Ansammlung von Schrott und infantilem Blödsinn ist, der in keiner Sekunde das Gefühl des Star-Wars-Universums vermitteln kann.
Der Technik verfallen kreierte Lucas einen Film, dessen Optik damals wie heute keine empathische Verbindung zwischen Zuschauer und Film zulässt und heutzutage dazu noch peinlich animiert wirkt. Haben alte Stop-Motion-Tricks auch mit zeitgenössischem Blick noch ihren filmhistorischen Charme, geht der aufgepflanzten und vollständig am Computer generierten Episode I so etwas vollkommen ab. Die Figuren sind dabei leider belanglos und leben allenfalls davon, dass man im Geiste eine Verbindung zu den alten, wesentlich lebhafteren Filmen herstellt.
Neben einer peinlichen Optik und plakativen Figuren ohne Charme haut Lucas dann aber noch unzählige inhaltliche Klopper dazwischen, die den Film hart an der Schmerzgrenze der Erträglichkeit kratzen lassen. Die Geschichte um das Kind Skywalker, das ja auch übrigens als Fünfjähriger C-3PO gebaut hat, damit man irgendwie Querverweise vorweisen kann, ist sowas von daneben, dass die unsägliche Jar Jar Binks-Figur doch tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs ist. Und die bio-chemische Erklärung der Macht verärgert, da sie die alten, liebgewonnenen Filme gewissermaßen diskreditiert und ihrer Mystik beraubt. Für Filme, die wohl weniger als Science Fiction und vielmehr als Fantasy- und moderne Märchenfilme wahrgenommen werden, ein ungeheurer Vorgang.
Zu der angesprochenen, figurenbedingt kleinkindlichen Orientierung der Inszenierung werden dann aber ausführliche Darstellungen der komplexen politischen Entwicklungen gefügt, die dem Krieg der Sterne vorausgingen, womit die Balance dann vollends im Arsch ist.
Eine grundsätzliche Fehlentscheidung ist es dabei gewesen, eine Trilogie inhaltlich über die Zeitspanne von zwanzig Jahren zu verteilen. Warum man sich nicht auf die Umwandlung von Anakin zu Darth Vader konzentrierte, sondern gleichzeitig noch diese politischen Verschwurbelungen und das Werden des Imperators in den Mittelpunkt rücken musste, kann wohl nur der Regisseur, Autor und Produzent selbst beantworten. Kein Mensch sonst, der sich für Star Wars interessiert, wäre auf diese Idee gekommen. Ich hätte damals mit dem Beginn einer Trilogie gerechnet, die den Kampf dunkle gegen helle Seite während der angedeuteten Kriege erzählt, im zweiten Teil dann Darth Vader dem Imperator verfallen lässt und inhaltlich gewissermaßen mit "Rogue One" endet.
Die unglaublich schlechten Dialoge aus der Feder von Lucas sind ja schon an vielen Stellen besprochen worden. Genau wie seine extrem bescheidenen Fähigkeiten als Regisseur, die das Original von 1977 beinahe als Zufallstreffer wirken lassen. Hier "rettete" ihn aber seine unglaublich große Kreativität in Bezug auf das Gestalten von Welten und Figuren. Spätere Drehbücher wurden dann überarbeitet oder fachkundigen Regisseuren angedient, so dass die üblen Dialoge weniger ins Gewicht fielen. Kirshner und Marquand haben 1980 und 1983 Meilensteine gedreht und die Geschichte konsequent zu Ende erzählt.
Das Drehbuch und von Lucas erdachte Konzept zum Neuanfang war dann wohl auch der Grund dafür, das sowohl Robert Zemeckis als auch Steven Spielberg als auch Ron Howard das Angebot ablehnten, auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Zumindest die ersten beiden sind nicht dafür bekannt, Auftragsregisseure zu sein.
(Und ob Spielberg die Sache besser gemacht hätte, darf nach "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" zumindest bezweifelt werden.)
Sieht man sich "Das Imperium schlägt zurück" mit seiner fesselnden Bilddramaturgie, Charakterentwicklung und gekonnt entwickelten Atmosphäre an, dann wirkt "Die dunkle Bedrohung" sprichwörtlich wie aus einer anderen Galaxis. Die wenigen Qualitäten zieht der Film aus Referenzen zur Original-Trilogie, die der Zuschauer dabei meist selbst herstellt und sich so einen Ansatz von Star Wars-Feeling sichert. Der Film selbst ist dazu nicht in der Lage, denn selbst John Williams Musik ist nur dann gut, wenn sie die alten Themen aufgreift. Und wenn nicht einmal die unglaublich schöne Natalie Portman zur Geltung kommt und einen Markstein setzen kann, wird klar, dass der Einstieg in die "neue" Trilogie tatsächlich katastrophal ausgefallen ist. Fortschritt und Weiterentwicklung hin oder her - George Lucas hat anscheinend kein Gefühl mehr für die von ihm erschaffene Welt gehabt und hat so konsequent an den vielen Fans der alten Filme vorbei gestaltet.
Gefühl ist dabei das zentrale Stichwort. Litt "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" teilweise an einer triefenden Gefühlsduselei, verlaufen hier alle Unternehmungen in diese Richtung schablonenhaft ins Nichts. Gerade Natalie Portman merkt man an, dass sie meist vor einer grünen Wand ins Leere agieren musste. So wirkt die Episode I insgesamt steril, blutleer und ohne inhaltliche Tiefe, was sich bereits in der rein am Computer erstellten, oberflächlichen und glatten Optik andeutet. Wenn selbst die in Handarbeit hergestellten Raumschiffmodelle durch die Kameraarbeit und Nachbearbeitung wie rein animiert aussehen, verliert die Serie ihre Lebendigkeit.
Und das ist keine Frage des Geschmacks, sondern deutlicher Qualitätsmängel, die sich einfach nicht leugnen lassen. Da macht sich selbst ein Porsche 996 neben einem 1963er Porsche 911 besser...
Fazit:
Ich erinnere mich daran, in einer Schlange im Kino zu stehen und ein Werbeplakat zu betrachten, auf dem ein kleiner Junge vor einer Hütte in der Wüste steht und den Schatten von Darth Vader darauf wirft. Dieses Plakat hat auf mich so gezielt auf den Film neugierig gemacht und die Vorfreude und vor allem Erwartungen angeheizt. Und dann sowas. Das Plakat war super. Und der Film?
Leider nicht mehr rückgängig zu machen!