Jede Saga hat ihren Anfang...
Aller Anfang ist schwer...
So könnte man wahrscheinlich passend Die dunkle Bedrohung bezeichnen, die fulminante Neueröffnung einer Trilogie, die vor der liebgewonnenen alten Trilogie spielt. Die Erwartungen waren dementsprechend gigantisch. Der Film brachte neben vollen Kassen auch das Merchandise-Geschäft mächtig ins Rollen. Und dennoch wird Episode 1 gern wie das fünfte Rad am Wagen behandelt. Nach dem Motto "Ja, wenns sein muss". In jüngeren Fankreisen ist der Film ein Muss, aber gerade die ältere Garde fühlte sich wenig angesprochen durch die plötzliche Anhäufung mehr oder weniger sinnvollen Computeffekten, die zwar in sich mächtig spektakulär waren, den Charakter einer alten Trilogie aber nicht unbedingt weiterführten.
So fängt der Film auch recht grob irgendwo im Weltraum an, mit dem Jedi-Meister Qui-Gon-Jin und seinem Padawan Obi-Wan Kenobi, die Verhandlungen durchführen angesichts einer Blockade der Handelsföderation über Naboo. Nun, man merkt schon an den ersten Minuten, dass es hier unter Umständen weit weniger "leicht" zugeht wie in der alten Trilogie, was die Geschichte anbelangt. Das ganze ist recht politisch geworden. Einer der vielen allgemeinen Kritikpunkte an der neuen Trilogie. Um das aber mal zu klären, muss man sich mal den innerlichen Grundkern angucken. In Episode IV, V und VI herrschte Krieg, der politische Teil blitze nur manchmal unscheinbar aus einer Ecke heraus auf, aber größenteils war Spielraum für Schlachten.
So, aber keine Schlacht bzw. Krieg entsteht aus der Laune zweiter Partein, die sich denken: "Och... murksen wir uns doch ab!", immer spielt eine Portion Politik mit und so ist es unvermeidlich, dass der Saga-Anfang - der Beginn eines aufkommenden Krieges - manchmal etwas ausfürhlich wird. Und gerade hier muss man sagen ist George Lucas trotzdem ein Glanzstück gelungen, denn er vereint die Intrigen, den Krieg und die Politik miteinander und schaft ein Ganzes.
Jetzt könnte man aber natürlich trotzdem an der Story meckern, die zwar in sich rund ist, aber trotzem manchmal etwas wirr daherkommt und sehr viel aufeinmal vereint. Dass man irgendwann Anakin alias Darth Vader trifft wirkt hier fast schon etwas aufgesetzt, halt das, was man reinbringen muss. So kommt es halt dann irgendwann in der Mitte des Films, dass man auf dem Wüstenplaneten Tatooine notlandet und im Tohobawoho den jungen Sklaven Anakin kennenlernt, der mit seiner Mutter hier lebt und arbeitet. Und wie es numal so ist muss Anakin von einem Kind gespielt werden und Kinder sind ja immer so eine Sache in Filmen, gerade in solchen mit hoher Erwartung. Dementsprechend schwer hat es dann auch Jake Llyod. Was wurde dem Bengel alles vorgeworfen? Es ist ja auch nicht einfach seiner Figur soviel Seele zu schenken, damit sie dem Schurken den wir als Vader kennen gerecht wird. In all dem Trubel um seinen Charakter hat es Lloyd aber manchmal wirklich einen Hauch übertrieben, haut als Kind Sachen raus, die vor Arroganz nur so triefen und wirkt auch so manchmal etwas altklug. Im Nachhinein passt sich das aber dann doch gut Hayden Christensen an, der ja auch nicht gerade der höllische Über-Sympath in Episode II und III war.
Neben Anakin lag wohl das größte Gewicht der Erwartungen auch auf Obi-Wan. Der nette Opa aus Episode IV hier als Jungspund mit Tatendrang und der einzige in der Runde, der ab und zu mal etwas locker wirkt. Dargestellt vom guten Ewan McGregor hat Obi-Wan hier gnadenlos die meisten Sympathiepunkte auf seinem Deckel. Vielleicht kann man sich mit ihm auch besser identifizieren als mit einem etwas arrogantem Kind... oder mit einem steifen Jedi-Meister. Rede ist von Qui-Gon. Als Meister von Obi-Wan hat man es sicherlich nicht leicht, dem Zuschauer zu gefallen. Man muss als Meister einer der geheimnisvollsten Personen des letzten Filmjahrhunderts ebenfalls mindestens diese Messlatte überschreiten, aber Qui-Gon tut das leider nicht gerade. Beinahe nie wirkt die Figur locker, die steife Redeweise sowie der Gesichtsausdruck, der sich lediglich auf ein angestrengtes glotzen beschränkt, wissen ebenfalls selten zu überzeugen. Zwar bringt der Charakter durchaus Respekt mit sich (Immerhin ist dies der Ausbilder von Obi-Wan!), aber trotzdem überzeugt die letzendliche Darstellung nur bedingt. Selbst unser gute Ewan spielt den hier darstellenden Liam Neeson recht mühelos an die Wand, trotz der verhältnismäßig seltenden Auftritte. Schade eigentlich.
Dann muss es dazu natürlich noch den fassbaren Schurken geben, ansonsten würde der Sternenkrieg ja irgendwo ins Leere laufen. Und demzufolge bekommt man auch einen neuen Sith, und was für einen. Darth Maul heißt der gute, ist reich an Tätowierungen und so gelenkig wie eine Wüstenspringmaus auf Speed. Er ist heute mal der Böse, der, an den wir denken wenn wir über das Böse sprechen. Es ist beinahe, als würde man Darth Vader für ein paar Minuten vergessen um eine neue Erfahrung mit den Siths zu machen. Maul ist rein äußerlich gesehen ein wenig furchteinflössender als Vader und allein wegen seiner Wendigkeit und der Kunst mit dem Lichtschwert ein ernstzunehmender Gegner. Und wie es halt so kommt stehen ausgerechnet Qui-Gon und Obi-Wan am Ende gegen den Sith im Kampf und liefern sich ein spektakuläres Duell, was sich mal ehrlich gesagt ein wenig interessanter anschaut als der dagegen beinahe plumpe Kampf zwischen Vader und Obi-Wan in Episode IV. Und um den dramatischen Höhepunkt abstreichen zu können stirbt Qui-Gon durch die Hand Mauls und nun liegt es auf Obi-Wan, den Sith für seine grauenvolle Tat zu bestrafen.
Nebenbei erwähnt sei auch Jar Jar Binks, der zweifelhafte Ehre bekommen hat. Gott, was wurde über diese Figur und ihren Slapstick gelästert. Als was wurde allgemein das ganze Volk der Gungans abgestempelt? Dabei ist gerade Jar Jar nur sowas wie ein "Chewbacca Version 2.1"... Gut das Vieh kann reden und gut, es mag Geschmackssache sein und es lässt sich auch über den Inhalt dieser Sätze streiten, aber im Prinzip ist Jar Jar nichts anderes als ein Chewbacca oder ein Ewok. Und wer damit nicht klar kommt....
Zuletzt muss gesagt sein, welch wunderbare Filmmusik John Williams hier wieder gezaubert hat. Allein deswegen muss man schon den ganzen Film über Gänsehaut haben. Und auch sonst ist Episode I gerne unterschätzt. Gut, er ist ab 6 und ich müsste lügen wenn ich sagen würde, dass man das manchmal nicht merkt, aber was war denn dann die Endor-Schlacht aus Episode VI? Dagegen fand ich sogar die ganze Dunkle Bedrohung erwachsen. Aber wie dem auch sei, Star Wars ist in sich genial und auch Episode I ist angesichts der durchdachten Geschichte, der neuen Charaktere und der fast perfekten Tricktechnik mehr als sehenswert!
Fazit
Gerne unterschätzt, ist Episode I zwar lange nicht der beste Film der Reihe, aber trotzdem gelungen und jederzeit einen Blick wert. Wer Jar Jar nicht mag soll einfach weiterspulen.
8/10