Sechzehn Jahre haben wir auf George Lucas' Fortsetzung zur Star Wars-Saga treulich gewartet. Die Tricks haben sich weiterentwickelt, sollten endlich einem Standard entsprechen, der der Saga würdig ist. Zwar tun sie das, doch das kann die "Episode 1" nicht über das Niveau eines recht leblosen Abenteuer-SF-Filmchens hinausheben, dem vor allem der naive Charame des Originals fehlt.
Allerdings muß Lucas wohl auch seiner eigenen Merchandising und Marketing-Maschine Rechnung tragen und das merkt man dem Film leider konzeptionell in jeder Phase an.
Dabei wäre die Story für die Space-Sage sogar recht brauchbar und typisch, diverse politische Intrigen, ein düsterer Schatten aus der Vergangenheit, die aufrechten Jedi, der geheimnisvolle Junge, die schöne Prinzessin, ja, das sind Elemente, aus denen Kassenschlager gemacht werden.
Leider vertraut Lucas, der neben der Regie auch noch das Drehbuch verzapft hat, der Kraft seines eigenen Selbstläufers nicht und das macht den sonst vielleicht schönen Film doch deutlich madig. Beispiele gefällig?
Da wollte man es den Zuschauern wohl nicht zumuten, gar keine Verbindung zur bekannten Trilogie zu haben, also darf R2-D2 schon hier von vornherein mitmischen und C3-PO, oha, ist sogar von Annakin Skywalker persönlich zusammengeschraubt worden. Nichts gegen bekannte Gesichter, aber dieser Vermarktungsschachzug ist ein wenig dick aufgetragen.
Das wäre aber noch ganz charmant gewesen, wenn er dann nicht noch weiter wohl die Kinder bedienen wollte. Ein der ersten Voll-und-Ganz-CGI-Charaktere mußte her und der heißt Jar-Jar-Binks. Diese erbärmlich konzipierte Figur sorgt mit ihrem grenzdebil-idiotischen Verhalten im ganzen Film nur für Komplikationen oder soll verzweifelt für Slapsticklacher sorgen, die das Niveau auf Kasperle-Theater absenken. Dazu noch ein halbkorrektes Kauderwelsch, dem die Synchronautoren in Germany auch noch die letzte Intelligenz austrieben. Fazit: wenn das Viech die Schnauze aufmacht, könnte man permanent reinschlagen, wenn man älter als fünf ist.
Als Figur ist er zwar gut animiert (oder kreiert), doch wirkt die Gestalt trotz allem in jeder Szene sehr weich und wabblig, was so gar nicht zu den "festen" Personen passen will. Besonders anziehend oder wenigstens sympathisch sieht er auch nicht aus, sondern schlichtweg dämlich.
Und weiter geht es mit den Schoten: wir brauchen ja einen zukünfigen Darth Vader (das darf ich doch spoilern, ja?). Doch, Hollywood sei gewarnt, Kinder in solchen Filmen sind immer ein zweischneidiges Schwert! Das stört Lucas jedoch nicht, Annakin sieben oder acht Jahre alt zu machen (ein Alter, in dem jedes Kind nervt) und dann für die Rolle auch noch Jake Lloyd zu casten. Lloyd agiert nicht nur überaus altklug, sondern sieht auch noch bemerkenswert arrogant und unsympathisch aus, als deute dies schon auf seine spätere Karriere hin.
Weitere Klasse-Ideen: da wird über die "Macht" jahrelang als mystisches Energiefeld salbadert und dann wird das hier plötzlich als Auswirkung eines mikroskopisch kleinen Volkes (Midichlorianer oder ähnliches) oder einer dementsprechenden Lebensform erklärt, die mit uns in Symbiose lebt. Der Macht-Wert (von Marktwert gar nicht zu sprechen) kann durch Blutanalyse mal eben so festgestellt werden (es leben die hochprozentigen reinblütigen Supermenschen, da war doch mal was...). Und ein Menschenleben später ist dieses Wissen mal flott von der Bildfläche verschwunden, so wie die Jedis...naja, Yoda wird auch älter...
Auch andere Hämmer verschönern den Film: da leben auf Naboo Land- und Wasservolk angeblich in Symbiose, was jeden Biologen die Wand rauftreiben würde. Da reisen die Jedi im Bongo (what a joke) auf Naboo durch den Planetenkern (aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaargh), der offenbar gar wässrig ist; da wird Annakin als Jedi-Schüler nicht aufgenommen, weil er angeblich zu alt ist (wann fangen die sonst an, mit 18 Monaten?), aber Ewan McGregor ist mit gut 25 immer noch in der Lehre; da kann sich ein Jedi einfach mal so gegen den Böses ahnenden Rat stellen und beim Gasangriff wird einfach dick die Luft angehalten. Als der dickste Moppel unter allen kommt die Bibel-Anleihe daher, die Annakin als Ergebnis unbefleckter Empfängnis hinstellt. Weil er der Finstere ist, vielleicht doch eher Satans Sohn? Damian Skywalker, ich hab da sieben heilige Lichtsäbel von Meggido für dich...
Womit wir auch bei normalen Storyschwächen wären. Zwar hat Lucas schon immer alte Märchen und Mythen (und Abenteuermotive) verbraten, aber ein Hauch Innovativität hätten doch gut getan. Wieder mal die bedrohte Prinzessin (pardon: Vizekönigin oder so), der Meister und der Schüler und der große böse Konflikt. Auf Tattoine geht der Flieger gerade so lange kaputt, um wie durch Zufall (jaja, nichts geschieht zufällig) auf Annakin zu stoßen und gleich noch das Wagenrennen aus Ben-Hur dreist zu klauen (ein optischer Höhepunkt trotzdem). Weil jedwede ironische Distanz zum bisweilen lächerlichen Geschehen fehlt, wird zum Schluß gleich ein Vier-Fronten-Kampf inszeniert, der alles abdeckt, was Lucas wollte: die üblichen Lasergefechte der Helden (Amidala im Kampf um den Palast); die Präsentation der dollsten Computereffekte als Schlachtbombast (die Droidenschlacht gegen die Wasserbewohner), den intensiven Höhepunkt der Zentralcharaktere (Neeson und McGregor gegen Ray Park) und die Schlacht gegen den Ersatztodesstern (Annakin und R2D2 vs. Das Kontrollschiff).
Während das Laserschwertgefecht zum Besten gehört, was man seit langem gesehen hat (hier kommt auch mal richtig Atmo auf), ist es dennoch eine Vader/Skywalker-Neuauflage. Wirklich ärgerlich jedoch die Todessternkopie, weil man ja noch eine Raumschlacht brauchte. Dabei vernichtet der kleine Junge, wie weilend im Videospiel (ey, cool) rein zufällig den im Hangar rumstehenden Kontrollreaktor (aber sicher doch...) und BANG! Da freuen sich alle Minderjährigen.
Gewinnen kann Lucas eben nur bei den allgegenwärtigen Effekten. Episode 1 ist knallbunt, effektüberladen und sehr detailreich inszeniert. Leider bringt diese Perfektion doch eine gewisse Künstlichkeit mit sich, die man besonders in der komplett computergenerierten Endschlacht stark sehen kann. Auch sonst wirken Himmel und Hintergrund nicht immer sehr gelungen, die Sterilität der Perfektion ist deutlich zu bemerken. Ja, es hat FX-Klasse, das gebe ich zu und es erschlägt auch nicht, aber wo bleibt der zottelige Wookie-Charme, den man anfassen konnte bei einem glatten Gnugesicht wie Jar-Jar.
Die Schauspieler geben in diesem Abenteurer noch ihr Bestes. Portman scheint sogar manchmal Spaß an der Sache zu haben, während Neeson auf Routine schaltet (was bei ihm immer noch reicht, um den Film locker zu führen) und McGregor so gut wie nichts zu tun hat.
Lloyd ist ein Ärgernis, die restlichen Nebenrollen sind kaum von Belang, was auch für Yoda und Mace Windu (also Samuel L.Jackson) gilt.
Trotz wenig sinniger Story und auch weiterhin Dialogen des Grauens, kann man sich mit Episode 1 zwei schöne bunte Stunden machen, die offensichtlich im Star-Wars-Universum spielen, den Geist dahinter leider aber nicht atmen. Dafür hat Lucas zuviel dem Merchandising geopfert, jetzt zeigt sich deutlich, daß die Trilogie eine reine Geldmaschine ist, kalkuliert zusammengestückelt, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. Und das hat sie getan - muß man das nicht honorieren? Ich zweifele daran, obwohl ich auch die zweite Episode wieder im Kino sehen werde. Aber das größe Einspiel reichte nicht, dem Film Kultfaktor oder gute Fankritiken zu verleihen. Zwar sind die Die-Hard-Fans auch hier wieder hochzufrieden, aber das es gegen die 70er nicht anstinken kann, darüber kann auch kein FX-Effekt der Extraklasse hinwegtäuschen.
Mein persönlicher Favorit in diesem Film bleibt ein etwa dreisekündiges, schön ironisches Insert während des Wagenrennens, wenn ein gelangweilter Jabba the Hut ein vogelähnliches Wesen von der Ehrenlogenbrüstung schubst, worauf es schreiend in der Tiefe verschwindet. So ähnlich habe ich mich während des Films auch gefühlt, doch leider gab es etwas Vergleichbares während der restlichen zwei Stunden nicht mehr. (6/10)