Mehr als 20 Jahre lang warteten die Fans von "Star Wars" ungeduldig darauf, dass George Lucas (American Graffiti) die legendäre Saga wiederbeleben würde. 1999 war es dann tatsächlich so weit. Für viele Fans stellte sich "Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung" als Enttäuschung heraus, obwohl der Film lediglich ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte, war.
Die Zeit des Friedens in der galaktischen Republik ist vorbei. Die Handelsförderation errichtet einen Blockadering um den Planeten Naboo. Die Jedi-Ritter Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) entdecken, dass dort bereits eine Schlacht tobt. Sie befreien Königin Amidala (Natalie Portman) und fliehen auf den Wüstenplaneten Tatooine. Hier begegnen sie dem neunjährigen Sklaven Anakin Skywalker (Jake Lloyd), der schon bald über die mentalen Fähigkeiten eines Jedi-Ritters verfügt. Die Jedis ahnen noch nicht, dass der Sith-Krieger Darth Maul (Ray Park) hinter ihnen her ist...
Wo soll man hier bei der Darstellerbeschreibung anfangen? Ok, beginnen wir mal mit den positiven Darbietungen. Oscarreif spielen sie zwar alle nicht, aber für eine solche Art von Film reicht es. Liam Neeson (Batman Begins) hat eine gewisse Ausstrahlung, auch wenn er sichtlich gelangweilt ans Werk geht. Wahre Spielfreude ist bei ihm nicht zu erkennen. Auch von Ewan McGregor (Black Hawk Down) bekommt man bis auf den finalen Fight gegen Darth Maul nichts Besonderes geboten. Und da wären wir auch schon bei dem von Stuntman Ray Park (X-Men) verkörperten Sith-Krieger. Sprechen tut er kaum, doch im Lichtschwert-Duell lässt er die beiden Jedis Neeson und McGregor mehr als alt aussehen und ist mit seinem roten Doppelklingenlichtschwert eine ziemlich coole Sau. Die bedrohliche Atmosphäre ist bei ihm durchaus vorhanden. Doch was macht George Lucas? Er lässt ihn von Jedi-Azubi Obi-Wan halbieren und terminiert somit einen der positivsten Charaktere des ganzen Films. Denn Darth Maul hätte auch ruhig noch in Episode 2 und 3 auftauchen können und den von Christopher Lee gespielt Count Dooku ersetzt. Somit wäre Darth Maul neben Darth Sidous alias Kanzler Palpatine die ultimative Nemesis der ersten SW-Trilogie geworden. Wie in der Ur-Trilogie wird besagter Darth Sidous auch hier von Ian McDiarmid (Sleepy Hollow) gemimt. Diesen Job macht McDiarmid immer noch recht gut. Natalie Portman (Leon - Der Profi) hat hier kaum was zu tun und darf von einem Kostüm in das nächste schlüpfen. Kein wirklicher Totalausfall ist auch Samuel L. Jackson (XXX²: The Next Level) nicht, doch außer pseudokluge Sprüche zu klopfen macht er hier nichts. Ein wirklicher Totalausfall ist hingegen Jake Lloyd (Versprochen ist versprochen), der schon Schwarzenegger in dessen Weihnachtskomödie auf den Sack ging. Aus diesem vorpupertären Rotzbalg soll mal der schreckliche "Godfather of Movie-Villains" Darth Vader werden? Kaum vorstellbar, aber so ist es! Dennoch ist Lloyd bloss der zweitschlimmste Totalausfall. Denn die allerschlimmste Performance wird nur teilweise von einem Schauspieler verkörpert, sondern kommt größtenteils aus George Lucas' Heim-PC und nennt sich Jar Jar Binks. Selten habe ich eine dermaßen nervige Filmfigur vorgesetzt bekommen. Die nervigen Eigenschaften dieser Kreatur aufzuzählen würde wohl die Kapazität dieser Seite sprengen, darum lass ich es einfach sein, zumal zu diesem Thema wohl schon genug gesagt wurde. Allen in allem mangelt es dem Film an einer Identifikationsfigur a'la Han Solo.
George Lucas hat den ersten Teil seiner Prequel-Trilogie ordentlich mit CGI-Effekten ausstatten lassen und es gibt kaum eine Szene im Film, wo keine vorkommen. Darum sieht "Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung" auch so dermaßen geleckt aus und hat nicht mehr den schmutzigen Flair der Ur-Trilogie. Die Raumschiffe, Waffen, Roboter, sämtliche Planetenstädte und sonstige sehen schön futuristisch aus, was sie auch sein sollen. Doch irgendwie sieht alles zu perfekt aus. Zum Glück kreuzt demnächst das Imperium auf, markiert den Space-Obermacker und verarbeitet die schmalzige SciFi-Idylle zu Weltraum-Schrott. Bei der Inszenierung selbst hatte mal wieder Lucas sämtliche Fäden in der Hand. Er stellte das Budget, und so wurde 20th Century Fox nur mit dem Vertrieb des Films betreut und Hollywood-Imperator Lucas hatte somit alles unter Kontrolle. So konnte er den Film nach seinem eigenen Filmplan herunterkurpeln und konnte verhindern, dass irgendwelche Geheimnisse an die Öffentlichkeit gelangten. Doch warum zur Hölle (oder zum Imperium?) hat Lucas dann nicht mehr draus gemacht? "Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung" ist eher zu einem superteuren Werbefilm für Kinderspielzeug geworden und richtet sich auch mehr an die vorpupertären Bälger, denen die Ur-Trilogie weitestgehend unbekannt sein dürfte, statt den alteingesessenen Fans das zu bieten, worauf sie mehr als 20 Jahre gewartet haben. Im Endeffekt ist der Film nichts besseres als ein Disney-Film. Retten tun den Film nur die oben positiv vermerkten Darsteller sowie einige passable Space-Schlachten und Lichtschwert-Duelle.
Doch "Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung" hat mit noch mehr Problemen zu kämpfen. So dachte man bisher stets, dass die Macht der Jedi-Ritter irgendeine mystische Energiequelle sei. Und hier stellt sich dann heraus, dass es sich um einen Rat aus Jedi-Rentnern mit jeder Menge pseudoklugen Sprüchen im Gepäck handelt. Yoda (Frank Oz) fällt hier noch am positivsten auf. Dann fliegt in der Finalschlacht klein Anakin mal eben in einen der Sternenzerstörer und macht den im Lager rumstehenden Reaktor platt, womit die Schlacht gewonnen ist. Hier dürften wohl sämtliche Zuschauer unterhalb der 12 aufgejubelt haben. George, du Kommerz-Schlam... aber lassen wir das und kommen zum Film zurück. Neben dem besagten Siegesflug im Naboo-Fighter, der optisch kaum an den berühmten X-Wing-Fighter heranreicht, geht Lloyds vorpupertäres Verhalten einem ebenfalls vor, nach und während dem visuell ordentlich gemachten Podrennen auf die Nüsse. Hier hat sich Lucas von "Ben Hur" inspirieren lassen. Zudem strotzt "Star Wars: Episode 1 - Die dunkle Bedrohung" noch massenweise vor Logikfehlern, die man hier aber nicht unbedingt aufführen möchte.
Der Filmfreund sowie der "Star Wars"-Fan wird das Gefühl nicht los, dass der Film im Prinzip von zwei Jahrzehnten Erwartung profitierte, da es an der Umsetzung nicht gelegen haben kann, dass er allein in den USA knapp 400 Millionen Dollar einspielte. Glücklicherweise hielt George Lucas in "Star Wars: Episode 2 - Angriff der Klonkrieger" größtenteils sein Versprechen.