Obgleich die literarische Vorlage von Sarah Waters zum Bestseller wurde, floppte die Umsetzung durch den Iren Lenny Abrahamson gnadenlos an den Kinokassen.
Diverse Trailer suggerierten waschechten Haunted House Grusel, doch mehr als ein Charakter-Drama mit minimalen Mystery-Anleihen kommt tatsächlich nicht dabei heraus.
Warwickshire, England, 1948: Landarzt Faraday (Domhnall Gleeson) wird zum Herrensitz Hundreds Hall beordert, weil das Dienstmädchen krank ist. Seit früher Kindheit ist der Arzt von dem Anwesen begeistert, welches mittlerweile deutliche Spuren des Verfalls aufweist.
Er versucht sich um die Kriegsverletzungen des überforderten Hausherren Roderick (Will Poulter) zu kümmern und verbringt Zeit mit dessen Schwester Caroline (Ruth Wilson).
Doch etwas scheint in dem Gemäuer umzugehen und auch die Dame des Hauses (Charlotte Rampling) ist davon überzeugt, dass der Geist ihrer verstorbenen Tochter aktiv ist…
Faraday, dessen Voiceover ab und an erklingt, ist der Dreh - und Angelpunkt der Geschichte um ein einst traditionsreiches Anwesen. Offenbar hat ihn das Gebäude bereits als kleinen Jungen verzaubert, wonach er nun stets dessen Nähe sucht, was natürlich über die Bewohner funktioniert. Das Problem ist: Diese sind nahezu ähnlich unnahbar wie der Arzt selbst.
Entsprechend gemächlich wird die Geschichte vorgetragen, die in der ersten Stunde rein gar nichts mit Horror am Hut hat.
Vielmehr geht es um Gesellschaftsstellungen in der Nachkriegszeit, denn obgleich sich Faraday zu jedem Anlass entsprechend zu benehmen weiß, wird er vom Adel lediglich belächelt, was sich bei einem Empfang deutlich abzeichnet. Der um Anerkennung bemühte Mediziner scheint diesbezüglich in einer Traumwelt zu leben, entsprechend schlafwandlerisch ist der Mann meistens unterwegs, - von Emotionen jedweder Art ist weit und breit nichts zu spüren.
Folgerichtig mäandert das Treiben recht spannungsfrei und in aller Seelenruhe vor sich hin.
Als ein Kind verletzt wird, ist der Hauch von Suspense für zwei Minuten spürbar, doch selbst als das Paranormale im Gebäude umzugehen scheint, kommt man nicht über wackelnde Türen und wie von Geisterhand bewegte Dienstbotenglocken hinaus.
Immerhin kommt es noch zu tragischen Entwicklungen, so dass die Angelegenheit nicht gänzlich gefühllos abläuft und komplett kalt lässt.
Die treffende Besetzung vermag durchaus einiges zu kaschieren, speziell Ruth Wilson geht in der Rolle der gar nicht damenhaften Caroline voll auf und generiert kleine Schmunzler am Rande aufgrund ihrer leicht schnodderigen Art. Gleeson wird dazu verdonnert, nicht mehr als zwei Gesichtsausdrücke zu verwenden, während Rampling ihre Stärken in der zweiten Hälfte ausspielen kann. Der zurückhaltende Score fällt zwar nicht allzu markant aus, hübsch arrangiert ist er dennoch.
Wer auf üblichen Geisterspuk auf dem Herrensitz aus ist, wird gnadenlos enttäuscht werden, denn die fünf Minuten Mystery sind nicht der Rede wert. Der Rest ist zwar ordentlich ausgestattet und auch handwerklich ist wenig anzukreiden, doch ein Drama, bei dem die Emotionen allenfalls zwischen den Zeilen aufkeimen, bringt mehr Langeweile denn Kurzweil.
Knapp
5 von 10