iHaveCNit: Aufbruch zum Mond (2018)
Ein Aufbruch ins Kino ist nun für mich ein kleines Ticket gewesen, aber ein großes für die Menschheit. Nach „Whiplash“ und „La La Land“ ist „Aufbruch zum Mond“ bzw. im Original „First Man“ nun der nächste Film des preisgekrönten Wunderkinds Damien Chazelle. Chazelles Filme haben alle eines gemeinsam: Menschen, die ein klares Ziel vor Augen haben und sich mit absolutem Ehrgeiz diesem Ziel verschreiben, bei all den Risiken,Verlusten und Entbehrlichkeiten, die damit einhergehen. Nachdem wir in „Whiplash“ Zeuge wurden, wie ein junger Jazz-Schlagzeuger angetrieben durch einen perfektionistischen und sadistischen Lehrer nach dem höchtsmöglichen Grad an Perfektion strebt. In „La La Land“ nahmen wir am Liebesleben der Schauspielerin Mia und dem Jazz-Pianisten Sebastian teil und wie diese Beziehung beiden dabei geholfen hat, ihrem Ziel und Erfolg näher zu kommen. Nach „La La Land“ arbeitet Chazelle nun wieder mit Ryan Gosling zusammen. Und Ryan Gosling spielt in „Aufbruch zum Mond“ den „First Man“ Neil Armstrong, der als erster Mensch der Geschichte seinen Fußabdruck auf dem Mond hinterlassen hat. Und wie auch „Whiplash“ und „La La Land“ hat dieser Film seinen bleibenden Abdruck auf mir hinterlassen.
Der Nasa-Pilot Neil Armstrong hat nach dem Tod seiner viel zu jung verstorbenen krebskranken Tochter nichts anderes zu tun, als sich in die Arbeit zu stürzen und sich für das Gemini-Projekt der Nasa zu empfehlen. Das Ziel dieses Projekts ist die erste bemannte Mission zum Mond. Es folgt jahrelange Pionierarbeit mit all seinen Fortschritten und Fehlschlägen, was auch seinen entsprechenden Einschlag auf das Privatleben von Armstrong hat, denn als es letztendlich für ihn soweit sein wird, ist es nicht klar, ob seine Apollo 11-Mission ein Erfolg wird.
Chazelles Film ist grandios geworden. Der Fokus des Films liegt auf dem von Ryan Gosling wunderbar unnahbar und verschlossen gespielten Neil Armstrong und dessen Familie. Gosling lässt aber immer wieder in seinem reduzierten Spiel die notwendige Emotionalität durchschimmern. Claire Foy als seine Frau Janet ist hier der perfekte Gegenpart. Das Familiendrama selbst ist etwas zäh und hat seine Längen, aber das hat mich hier nicht gestört. Genauso wenig wie wie Kamera, die während des Films immer sehr nah an den Charakteren bleibt und dabei sehr unruhig geführt wird. Eigentlich bin ich kein Freund von Unübersichtlichkeit durch die Wackelkamera, aber gerade die Unruhe und die Unübersichtlichkeit hat bei mir für eine extreme Authentizität vor allem bei den Raketenflugsequenzen gesorgt. Man fühlt sich fast so als wäre man mit an Bord und man spürt die lebensgefährlichen Risiken der Raumfahrt dass es fast wehtut und man dabei kurz vorm Kollaps steht. Demgegenüber lässt es sich Chazelle und sein Kameramann Linus Sandgren nicht nehmen, die Kamera auch einfach mal kurz stehen zu lassen und mit der wundervollen Musik von Justin Hurwitz Bilder mit einer Emotionalität und fast poetischer Kraft zu erschaffen. In dieser Umittelbarkeit der Bilder ist der Film aktuell mit „Gravity“ und „Interstellar“ in guter Gesellschaft. Und um etwas treffend zu beschreiben, muss ich kurz auf englisch umschalten: „Chazelles „First Man“ shows what travels into outer space are doing with our inner space!“. Dementsprechend schafft es Chazelle, die eigentlích bekannte Geschichte als tragisches und spannendes Drama aufzubereiten. Er verweigert nahezu jeglichen patriotischen Anstrich, was einigen amerikanischen und konservativen Puristen nicht gefallen hat, aber für mich passt das perfekt. Ich bin auch kein Freund von den entsprechend kursierenden Verschwörungstheorien um die Mondlandung. Und mit der Mondlandung geht es nicht nur um Errungenschaften der Amerikanischen Raumfahrt, sondern für die ganze Menschheit – wie es Armstrong damals treffenderweise beschrieben hat: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“. Und „Aufbruch zum Mond“ ist eine nahezu perfekte filmische Aufbereitung dieses Schritts.
„Aufbruch zum Mond“ - My First Look – 10/10 Punkte.