Review

Ein kleiner Schritt für Damien Chazelle, aber ein noch kleinerer Schritt für die Filmgeschichte

Damien Chazelle ist der neue Oscarbait-Posterboy, er wärmt Altes kitschig neu auf, er ist komplett overhyped. Bli bla blub. Was über den jungen Mann nicht alles gesagt und geschrieben wurde, eher von den normalen Zuschauern als von den Kritikern, die mit ihm wesentlich besser können. Nach "First Man" wird sich das kaum ändern, eher noch festigen. Ein riesiges Talent, das polarisiert. Für mich zählen "Whiplash" und "La La Land" zu den besten Filmen des Jahrzehnts und sind jetzt schon moderne Klassiker. Und auch "First Man" ist ein beeindruckendes Werk, ein zeitloses Monument an den Mut und die Ambitionen unserer Spezies. Doch derart berühren und flashen wie die zwei genannten Meilensteine, konnte mich das Neil Armstrong-Semi-Biopic nie ganz. Es zog sich teilweise sogar wie Kaugummi und brachte kaum Neues an den Tisch. Ich habe eindeutig zu oft auf die Uhr geguckt.

Wir folgen dem ersten Mann auf den Mond - und wie es über  nahezu die kompletten 60er-Jahre dazu kommen konnte. Inklusive Tests, Space Race, Fehlschlägen und Opfer, im Privatleben wie im Beruf. Gosling spielt Armstrong gewohnt wortkarg und stoisch, doch das geht in Ordnung. Claire Foy als seine Frau spielt da aber wesentlich kraftvoller und bleibender. Allgemein machen alle Darsteller einen super Job, genauso wie Chazelle seine Extraklasse weiter beweist. Die Computereffekte erkennt man nicht mehr als solche, was das größte Kompliment überhaupt ist, und die finale Mondfahrt ist schlicht atemberaubend. Selbst wenn man den Ausgang kennt. Man spürt jede wackelnde Schraube, man ist mittendrin statt nur dabei. Intensiv und beängstigend. Gegen die Wackelkamera sollte man allerdings nicht allergisch sein. Doch sie macht hier meist Sinn, um sowohl die Wildheit und Gefährlichkeit einer solchen Mission sowie die innere Unruhe und Zerrissenheit des Helden zu unterstreichen. Ob man dafür wirklich zweieinhalb Stunden gebraucht hätte und ob Armstrong gerecht und getreu dargestellt wird, ist eine andere Sache. Realistisch und interessant weitestgehend. Wirklich fesselnd oder gar spektakulär eher selten. "Gravity", "Apollo 13", "Der Marsianer" oder "The Right Stuff" können da um Einiges mehr, an fast allen Fronten. Definitiv kein Film, den man sich gerne öfters ansieht oder der die Stimmung aufhellt. Trotz epischem Finnish und inspirierender Message. Der Score ist allerdings wieder exquisit und erinnert sogar etwas an das umstrittene Traumfabrik-Musical, nur diesmal als lebensgefährlicher Tanz im All.

Fazit: leise rieselt das Mondgestein. Der Mann im Mond redet nicht viel und lässt die Kamera dafür umso mehr wackeln. Für angehende Hobby-Astronauten mit Sitzfleisch sicher ein Highlight, für den Rest eher ein staubige Geduldsprobe. Beeindruckend aber ohne neue Erkenntnisse. Sehr solide. 

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