Review

Tsunami nimmt nur ganz besondere Aufträge an. Und sein neuester Auftrag kommt von einem Mädel, dessen Freund und Geliebter ihr einfach so mal den Arm abgerissen hat. Natürlich hat er das nicht aus Boshaftigkeit und schon gar nicht aus Spaß gemacht, nein! Er hat sich in ein übles Monster verwandelt und konnte seinen Körper nicht mehr durch seinen Verstand leiten. Warum er sich in ein Monster verwandelte, ist eines der Geheimnisse, die alsbald von Tsunami gelüftet werden.

Die dargestellte Welt ist mehr als nur düster: In riesigen Häuserschluchten gehen die anonymen Menschen immer weiter den Bach hinunter. Gerade in den Slums sollte man sich nicht aufhalten. Das düstere Großstadtsetting wird interessanterweiser mit einer Prise Fantasy gewürzt, denn übernatürliche Fähigkeiten sind genauso an der Tagesordnung wie die Monster bzw. Dämonen, die ihr Unwesen treiben. Der Film verlässt recht schnell die Route, in der man das Monsterdasein nur auf eine Droge zurückführt und entspricht am Ende genau den Genreklischees. Das ist vordergründig gar nicht schlecht, da der Mix aus Futuristik und Fantasy in den ersten zwei Dritteln sehr gut unterhält. Erst am Ende, als Tsunami dann gegen denn Obermotz antritt, wird das recht wichtige Verhältnis zwischen Großstadtsetting und Fantasy zugunsten des Zweiten verworfen. Ein uninspirierter Endkampf ist zwar nicht das Schlimmste, was einem Film passieren kann, schon gar nicht beim Animegenre, doch wenn der Stil dabei vernachlässigt wird, geht plausiblerweise ein großer Teil der Atmosphäre flöten.

Was auch anfangs gut gefällt, ist die Erzählstruktur: Obwohl recht schnell deutlich wird, dass Tsunami den Part des Hauptcharakters übernimmt, wird die Geschichte die Alternanz fördernd aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Mal aus der Perspektive des schnuckligen Mädels, mal aus der Perspektive der Antagonisten und dann gegen Ende hin immer häufiger aus eben der Perspektive Tsunamis. Die Struktur kann man schon als gehoben Durchschnitt bezeichnen. Und damit beim Betrachten der verschiedenen Charaktere keine Unfreude aufkommt, zeigt man nicht nur sinnentlehrte Pseudodialoge, sondern entwickelt in weniger als einer Stunde ein schön übersichtlich geratenes Gefüge sozialer Komponenten. Tsunami selbst weist zwar leider keine richtige Tiefe auf, auch wenn am Ende seine Geheimnisse gelüftet werden, doch die Liebe des auch wichtigen Mädels zu ihrem mutierten Geliebten verhilft diesem Charakter zu einer unterhaltenden inneren Spannung.

Das visuelle Charakterdesign ist alles andere als herausragend: Angefangen bei den 08/15 Monstern entäuscht vor allem der Protagonist durch das Standarddesign mit einem hochgewachsenen Körper, breiten Schultern, leicht femininem Gesicht und natürlich langen, glatten Haaren. Kennt man aus tausend anderen japanischen Werken, wie zum Beispiel "Record of Lodoss War" oder dem Videospielklassiker "Final Fantasy VII". Ich will mich zwar nicht direkt darüber beschweren, obgleich dieses Charakterdesign ja ohne Zweifel etabliert und beliebt ist, doch werden die Werke so immer austauschbarer. Nur gut, dass der Film nicht komplett auf Tsunami aufbaut.

Dem Film hätte es meiner Meinung gut getan, wenn man die Länge zugunsten des Mädels hochgeschraubt hätte. Ein paar mehr soziale Spannungen zwischen diesem und Tsunami, vielleicht sogar die Integration einer Hassliebe oder so... dann wüsste ich jetzt immerhin noch den Namen des Mädels. Auch einige Nebencharaktere hätte man ruhig größer ausbauen können oder gleich ganz weglassen. Hauptkritkpunkt bleibt aber das entartete Ende. Nur knapp 7 Punkte!

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