Review

Wenn man laut ist, muss man kaum gut sein

Ist das der Actionfilm des Jahres? Höchstwahrscheinlich ja. "Mission: Impossible - Fallout" liefert gehörig ab und rennt und springt und ballert alle Magazine leer. Seinen direkten Vorgänger übertrifft er spielend und er lässt seine mutige Lauflänge wie im Flug vergehen. In Sachen krachende Unterhaltung macht dem sechsten Teil der Agentenreihe kaum einer etwas vor. Leider steckt hinter all dem spektakulären Tohuwabohu recht wenig Substanz oder Gefühl, sodass die grandiose Action es alleine nicht komplett rausreißt. Zumindest nicht in Klassiker-Gefilde. Für einen feinen Polterabend reicht es dennoch locker. Die Story schließt zum ersten Mal in der Reihe direkt an den Vorgänger an und nun muss Ethan Hunt eine Gruppe namens "The Apostles" und ihren mysteriösen Anführer zerschlagen, da sich diese drei Atombomben unter den Nagel gerissen haben... 

Brachiale Stunts? Check! Bombastische Setpieces? Check! Etliche Schauplätze? Check! Cruise in Topform? Check! Spaßige Gruppendynamik? Check! Die Welt am Rande einer Katastrophe? Check! Doppelagenten? Check! Big Bad Guy? Check! Cruise kilometerweit am laufen? Check! Lässige Gadgets? Check! Schöne Frauen? Check! Eigentlich bietet "Fallout" fast alles, was man sich von dem Franchise erwartet. Einfach eine gute Zeit im Lichtspielhaus, in der man die Welt da da draußen samt ihrer echten Probleme und Katastrophen vergisst. Genau das sollte Kino und macht es nur selten derart rigoros. Mir persönlich fehlt in "Fallout" vielleicht der ganz große, legendäre Actionpart, wie der Burj Khalifa-Climb in Teil 4 oder der schweißtreibende Langley-Einbruch im Original, doch was er nicht an extremen Qualitätsspitzen hat, macht er in Sachen Quantität beeindruckend gut. Die Action ist lang und ausdauernd und mitreißend, selbst wenn im Finale etwas übers Ziel hinausgeschossen wird und man unangenehm an "Fast & Furious" erinnert wird. Auf die eigentlich recht simple und eindimensionale Story achtet man dadurch kaum noch. Es ist ein smooth spurtendes Actionbrett, dass keine Zeit zum Nachdenken oder Zweifeln lässt. Man überlegt zweimal ob man blinzeln oder atmen soll. Das Ding rollt und lässt sich nicht mehr stoppen. Und insgesamt gesehen ist Teil 6 ein kinetischer Höhepunkt des zurecht langlebigen Franchise, vielleicht der roheste und ernsteste Teil, den man erstmal toppen muss. Wenn ich nochmal drüber nachdenke, bleibt der beinharte 3er-Kampf im Pariser Edelclub vielleicht doch hängen. Oder der Halo-Jump davor. Oder die Verfolgungsjagd in Paris. Oder das unfassbare Heli-Finale. Wie gesagt: Luftholen ist hier nicht!

Fazit: "Fallout" sortiert sich bei mir im oberen Mittelfeld der sehr soliden Reihe ein und ist wahrscheinlich der Actionzenit des Jahres. Sau schnell, rau genug, mit einem Cruise, der altert wie ein guter Wein. Spy-Bombast, der Herzen höher schlagen lässt aber irgendwie doch nicht allzu lange oder tief hängen bleibt. Anders als Cruise an Bergen, Helikoptern, Häusern und sonstwo. Anschnallen, Mundschutz rein, Blutdrucksenker nicht vergessen. Schwangere sollten vielleicht draußen bleiben. 

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