Boston. Ex-Agent Robert McCall, der offiziell im Dienst getötet wurde, ist jetzt wirklich Rentner und gibt der Leere seines Daseins einen gewissen Sinn, indem er als Lyft-Fahrer die Nachbarschaft chauffiert. Dabei erfährt er von vielen, kleinen Geschichten, die in ihrer Ungerechtigkeit wieder korrigiert werden müssen – darum kümmert er sich dann auch, manchmal eben auch mit Gewalt. Als McCalls ehemalige Chefin Susan Plummer in Brüssel dem kuriosen Fall eines getöteten US-Agenten nachgeht und selbst in ihrem Hotelzimmer brutal ermordet wird, macht sich McCall daran, an sein altes Leben als staatlicher Killer anzuknüpfen und sucht den Kontakt zu seinem Ex-Kollegen Dave York, der Susan Plummer nach Europa begleitete…
Jetzt wird es persönlich. Das „Equalizer“-Dream-Team um Antoine Fuqua, Richard Wenk (Drehbuch) und Denzel Washington geht in die zweite Runde – aber anders als irgendwie erwartet. Während das übliche Sequel-Geschäft Hollywoods sich meist nur auf das bloße Repetieren des Original-Stoffes beschränkt, merkt man dieser Fortsetzung hier das Bemühen an, die Hauptfigur weiterzuentwickeln und eine nicht gänzlich andere, aber doch spürbar veränderte Story zu erzählen. Und die wird halt sehr persönlich. Die Melancholie und die Trauer, die McCalls Leben erfasst haben, drängen immer mehr in den Vordergrund, die Leere seine Privatlebens als Rentner ist quasi greifbar und seine ständige Suche nach einer Aufgabe, die ihm wieder Sinn stiftet, erscheint einem mitunter qualvoll. Das alles wird hübsch in Nebensträngen und Subplots thematisiert, so dass sich Denzel Washingtons Figur keinesfalls in der eindimensionalen Paul-Kersey-Liga wiederfindet. Nein, Robert McCall ist weit mehr als ein bloßer Rächer, er ist überwiegend „rabiater Sozialarbeiter…, der seinen Gerechtigkeitssinn zur Not auch mit brachialer Badass-Attitüde durchsetzt“ (Zitat: Filmkritik actionfreunde.de – besser kann man es nicht beschreiben!). Und in genau dieser Gefühlslage, die für einen Actionfilm schon außergewöhnlich ist, kommt McCall die Suche nach den Mördern seiner Ex-Chefin und Freundin gerade recht. So gibt es wohldosierte, über den Film verteilte Action, die überwiegend als hausgemachte Fights ohne CGI-Firlefanz daherkommt und kaum mehr so grimmig ist wie im ersten Teil. Man braucht wohl auch nicht weiter zu erwähnen, dass „The Equalizer 2“, der überraschenderweise damit eher als bleihaltige Charakterstudie wahrgenommen wird, somit die Spannung viel länger hochhält als so manches Overkill-Action-Gewitter nach dem Weiter-Schneller-Höher-Prinzip. Weiterhin sehenswert, weiterhin psychologisch interessanter als so vieles aus der Vigilanten-Schublade. Bildformat: 2,35:1. Des weiteren mit Pedro Pascal, Melissa Leo, Bill Pullman u. a.
Ab 17.12.2018 erhältlich auf Blu-ray, DVD und als Video on Demand
© Selbstverlag Frank Trebbin