Review

Ein Sturm zieht auf

Das Original hat sich zum glasklaren Publikumsliebling gemausert. Klar, dass da eine Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten ließ. Selbst wenn die Wenigsten wirklich laut danach geschrien haben, selbst wenn es sicher nicht das Einfachste war Denzel Washington zur ersten Fortsetzung seiner Karriere zu überreden. Man hätte ihm dann jedoch anstatt des potthässlichen Videotheken-Posters und einem lauwarmen, unmotivierten Sequel mehr Dankbarkeit entgegen bringen können, ja fast müssen... In Part II folgen wir dem versierten Ex-Agenten eigentlich nur durch seinen Alltag. Hier begleicht er Rechnungen, dort spielt er den Ersatzvater, mal liest er ein Buch und dann sticht er ein Auge aus weil der Andere es verdient hat. Der Alltag eines Equalizers halt. Zumindest bis eine alte Freundin dran glauben muss und er sich an die Spuren der Mörder heftet...

Fans des Vorgängers, von denen es zurecht einige gibt, wird auch dieser zweite Teil gefallen. Er tickt sich konsequent durch die zu erwartenden Boxen. Doch ganz verstehen, was Mr. Washington an dem Script überzeugt haben muss, kann ich nicht. Man verbringt gerne Zeit mit McCall, egal ob beim schnöden Wände säubern oder spektakulären Bösewichte zerschreddern. Dafür spielt Washington die Figur zu sympathisch und vielschichtig, dafür zieht vor allem seine Verbindung zu einem Jungen aus der Nachbarschaft, den er von der schiefen Bahn abzuhalten versucht, zu effektiv. Zudem gibt es einige sehenswerte Actionsequenzen inklusive dem stürmischen Finale und die Gewaltspitzen schiessen wieder unterhaltsam hoch. Doch insgesamt plätschert der Ausgleicher dieses Mal extrem vor sich hin. Manchmal driftet er sogar Richtung Stangenware. Man will sich gar nicht vorstellen, was ohne seinen Hauptdarsteller wäre. Vor allem die platte und schnell im Wind verschwundene Geschichte wirkt im besten Fall reissbrettartig und im schlechtesten Fall absolut seelenlos. Und das über satte zwei Stunden zu ziehen ist mutig und vollkommen unnötig. Erst recht wenn wir eh wissen wie es ausgeht und McCall nie auch nur eine Wimper gekrümmt wird, er sich recht langweilig im God-Mode durch die Pampas schnetzelt. Da fällt das Mitfiebern schwer.

Fazit: Auge um Auge, Gähn auf Gähn. Eine Fortsetzung, nach der keiner gekräht hat, die man dennoch gerne mitnimmt. Für zwischendurch. Durch schlagkräftige Actionsequenzen und einen gewohnt guten Denzel Washington. Solide. Kurzweilig. Schnell vergessen. Teil 3 kann aber wegbleiben. Oder kommen. Mir egal. 

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