Review

"Summer of 84" ist der erwartete Genre-Mix geworden, scheitert aber tatsächlich dann an seiner Grundidee, eine Hommage an die Achtzigerjahre sein zu wollen.


Die Überführung eines Nachbarn, der möglicherweise ein Mörder ist, legt einen Vergleich mit Hitchcocks "Das Fenster zum Hof" und dem 2007 erschienen "Disturbia" nahe. Hier verliert "Summer of 84", denn an den Spannungsgrad dieser Filme kommt dieser Output von 2018 definitiv nicht heran. Die Grundidee funktioniert jedoch im Kern, ebenso wie es bei Filmen über Befreiungsaktionen oder Heist-Movies immer der Fall ist. Leider gibt es nur zu viele Schwachstellen im Drehbuch, als dass die Geschichte wirklich packend wirken könnte. Das ist jedoch insgesamt zu verschmerzen, da zentrale Elemente des Coming-Of-Age-FIlms und des Horrorthrillers aufgegriffen und recht manierlich dargeboten werden.

Bei der Inszenierung des Ganzen sind so beispielsweise viele Ideen zu finden, die geeignet sind, ungeachtet der Retro-idee eine tragende Stimmung und Spannung zu kreieren. Die Milchpackungen mit den Vermisstenanzeigen funktionieren beispielsweise ganz gut, indem sie eine gruselige Grundstimmung aufrecht erhalten und die allgegenwärtige Bedrohung im vermeintlichen Idyll der Kleinstadt verdeutlichen.
Warum dann aber die erwartbare Recherche nach weiteren Opfern mit Hilfe von Mikrofilmen in der Bücherei so undramatisch und beiläufig wirkt, bleibt unklar. Hier erkennt man auch nicht genutztes Potenzial im Umgang mit den Genrekonventionen. Dies fällt zum Beispiel auf, wenn man sich vor Augen führt, dass die Ermittler hier ja direkt zur potenziellen Opfergruppe des Serientäters gehören. Dieser Umstand spielt kaum eine Rolle. Zudem wirkt der typische und dramaturgisch erwartbare Überfall auf ein weiteres Opfer recht unmotiviert und überhastet inszeniert und das Verhalten der Eltern als auch einiger der im Fokus stehenden jugendlichen Akteure erweist sich angesichts der Heimsuchung durch einen Kindermörder als nicht nachvollziehbar. Hier fehlt es grundsätzlich zu sehr an erzählerischer und logischer/psychologischer Stringenz. Vielleicht sind ja drei Regisseure zwei zu viel, als dass es eine durchgehende Handschrift geben könnte. So wurde in anderen Rezensionen das etwas zu bluttriefende Ende nach meinem Empfinden vollkommen zu recht als Bruch mit dem Gesamtkonzept kritisiert. 

Letztlich und insgesamt betrachtet bleibt der Film mit seinen Mängeln aber in einem erträglichen und meist unterhaltsamen Rahmen.

Ärgerlich ist nur, dass eben das besondere Merkmal der Hommage an die Achtziger technisch nicht gut umgesetzt wurde. Verweise und Anspielungen hin oder her: Der Film vermittelt nie ein Gefühl seines namensgebenden Handlungsjahres, was bei dieser Art Film gewissermaßen ja ein Kardinalsfehler ist.
Die Kamera wird sehr zeitgenössisch eingesetzt und bewegt sich meist zu hektisch. Statt der Handkamera hätte man häufiger auf starre Winkel setzen sollen. Zudem werden sehr oft Nahaufnahmen verwendet, wodurch die Räume und Hintergründe kaum wahrgenommen werden.
Der Soundtrack klingt dann mit dem Synthesizergedudel auch nur "nach" Achtzigern, aber eben nicht "wie" Achtziger. Also: Kamera, Schnitt und Musik erweisen sich mit Blick auf die nostalgische Ausrichtung als verbesserungswürdig. Das liegt dabei nicht an dem geringeren Budget, denn grundsätzlich ist die Ausstattung nett anzusehen, sie wurde lediglich nicht dem Konzept entsprechend eingefangen.

Ungeachtet dieser Schwächen ist "Summer of 84" ein Film, dem es insgesamt zwar an konzeptioneller Geschlossenheit fehlt, der aber an einem düsteren Wintertag schon ganz gut zu unterhalten weiß. Im Vergleich zum eher durchgeknallten „Turbo Kid“ ist diese Hommage aber sehr konventionell und fast schon etwas bieder geraten.

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