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Getreu dem Motto Hollywoods "Was gut läuft, wird fortgesetzt" sprang man 2003 auch in Deutschland auf diesen Zug auf, um den deutschen Slasher-Erfolg "Anatomie" fortzusetzen. Damit auch alles beim Alten blieb wurde mit Stefan Ruzowitzky (Tempo) der Regisseur des Erstlings erneut verpflichtet und bei Franka Potente (Creep) nachgefragt. Doch die wollte viel lieber mit dem Matt Damon drehen und ließ sich daher nur zu einem Gastauftritt breitschlagen. Vielleicht hatte sie auch schon geahnt, dass Doug Limans Agenten-Thriller doch das lukrativere Angebot war und "Anatomie 2" ein Flop werden würde. Denn dank deutscher Kinoerfolge wie "Goodbye, Lenin!" und "Das Wunder von Bern" kam es auch dazu, dass nichtmal die Hälfte der zwei Millionen "Anatomie"-Kinogänger das Sequel sehen wollten. Und dem Autoren, der das Drehbuch zu "Anatomie 2" verfasst hatte, wurde anscheinend das Gehirn operativ entfernt, da es zum einem kaum mehr was mit dem Vorgänger zu tun hat und zum anderen absoluter Bullshit ist.

Ruhrpott-Großmaul Jo (Barnaby Metschurat) verlässt seine Heimat Duisburg, um an einem Berliner Krankenhaus seine Stelle als Arzt im Praktikum anzutreten. Mit Ehrgeiz und Glück schafft er es, Mitglied im Team des Top-Chirurgen Müller-LaRousse (Herbert Knaup) zu werden. Wie seine Kollegen himmelt Jo den Professor anfangs an wie einen Halbgott in Weiß. Doch dann entdeckt er, dass der für seinen geliebten Nobelpreis über Leichen geht...

Irgendwie kann man mit einem Barnaby Metschurat (Solino) nicht jene Sympathie empfinden, die man bei Franka Potente empfunden hat. Denn der von ihm gespielte Jo kann im Prinzip nix anderes als blöd in die Kamera zu glotzen und rumbrüllen, bis die Stimmbänder aufgeben. Und Heike Makatsch (Resident Evil) hat man wohl das Gesicht in einen Schminkeimer gestopft. Bleich und wasserstoffblond gibt sie die notgeile und süchtige Arzt-Matratze ab. Kein Wunder, dass sich Makatschs Auftritte im Ausland im Gegensatz zu Kollegin Franka lediglich auf Nebenrollen beschränken. Herbert Knaup (Entscheidung im Eis) wandelt hier auf Frankensteins Spuren und dementsprechend klischeehaft ist sein Part auch. Frank Giering (Kaliber Deluxe) geht als Logen-Verräter in Ordnung, während der Rest wie Roman Knizka (Schlaraffenland) und Wotan Wilke Möhring (Antikörper) weit unterhalb des Durschschnitts agieren. Franka Potente und August Diehl (Tattoo) können in ihren Kurzauftritten zwar nicht allzu sehr punkten, heben sich aber dennoch leicht vom Rest ab.

Von vorne bis hinten stimmt bei dem "Anatomie 2"-Drehbuch fast garnichts. Die Logikfehler und Klischees laufen hier einem regelrecht in die Arme. So hat Jo natürlich zu Beginn nur die besten Absichten und will seinen behinderten Bruder heilen, geht dann aber dem finsteren Prof und seinen geleckt aussehenden Bimbos auf den Leim. Das passiert alles recht zügig und der gute Jo stellt auch bei seiner Aufnahme keinerlei Hinterfragen. Erst als ihm einige Dinge spanisch vorkommen, entdeckt er die dunklen Absichten seine Mentors und ist mit diesen freilich überhaupt nicht einverstanden. Eine der debilsten Ideen des gesamten Streifens sind vor allem die künstlichen Muskeln, die nicht nur lächerlich aussehen, sondern auch ihre Handhabung fernab jeglicher Realität ist. So lassen sich jene, die sich besagte Muskeln inklusive Implantat reingezimmert haben lassen, per Laptop fernsteuern und unliebsame Verräter auch problemlos beseitigen. Im Endeffekt wollen der böse Prof und seine Handlanger sich nicht nur den Nobelpreis krallen, sondern auch die perfekte Menschenrasse erschaffen. Das erinnert mich doch gleich wieder an einen gewissen Österreicher, der nach seiner Machtübernahme Deutschlands ähnliche Sachen im Sinn hatte. Der absolute Brüller in "Anatomie 2" ist aber Jos weibliche Asiaten-Horde, mit deren Hilfe er ohne große Probleme einen Schädelbasisbruch heilen kann. Auch ansonsten scheint dieses feminine Pack aus dem fernen Osten einiges drauf zu haben, da sie dem Jo mal einfach so auf einem Küchentisch die künstlichen Muskeln wieder entfernen können, ohne dass er sichtbare Narben davonträgt. Der Einsatz dieses Packs ist somit eine der unsinnigesten Einfälle des gesamten Drehbuches. Der Film wird dann noch mit einer schön blutigen Sequenz eröffnet, die Lust auf mehr machen soll, aber nichts hilft, wenn eben nicht mehr kommt. Aber vermutlich wird es auch für einen Film wie "Anatomie 2" irgendwelche Hardcore-Slasher-Fanatiker geben, denen Logik und Klischees scheißegal sind, und stattdessen nur nach Blut lechzen, was sie hier auch teilweise bekommen.

Konnte man sich mit dem Original in der großen weiten Welt noch blicken lassen, so müssen wir uns für dieses Sequel wahrhaftig schämen. Hoffentlich wurde der Drehbuchautor inzwischen an den Südpol verbannt. Zu hoffen bleibt diesbezüglich nur noch, dass nicht irgendwelche profitgeilen Produzenten auf die Idee eines dritten Teiles kommen, nur um den (noch) guten Eindruck des Originals komplett zu schänden.

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