Kings "In einer kleinen Stadt - Needful Things" war ein sehr mühsamer, aber ebenso genialer Roman, der letztendlich eines aussagte: nicht Waffen töten Menschen, sondern Menschen töten Menschen.
Das Kleinstadtidyll, all die verschiedenen Menschen und auch die dunkle Bedrohung in Form von Leland Gaunt, dem "Devil in Disguise", sind typisch King. Die Erzählstruktur hingegen überhaupt nicht. Wie ein Puppenspieler spielt King mit seinen Charakteren, verheddert die Fäden immer mehr miteinander, bis die Bewohner Castle Rocks zu einem brodelnden Klumpen Dynamit geworden sind, der jeden Moment explodieren kann.
Die Verfilmung leistet über weite Strecken Wundertaten. In nur zwei Stunden wurde ein schöner Längsschnitt des 800-Seiten-Wälzers auf Zelluloid gebannt. Die Intrigen des Leland Gaunt wurden wundervoll inszeniert, was man so nicht hat erwarten können.
Zum Inhalt: Alan Pangborn (Ed Harris) ist Sheriff der kleinen Stadt Castle Rock. Täglich besucht er Netties (Amanda Plummer) Café, um seinen Apfelkuchen zu essen und um seine Freundin (Bonnie Bedelia) zu treffen. Auch sonst läuft alles seinen gemütlichen Gang... bis ein Fremder ein leerstehendes Haus bezieht: ein alter Mann namens Leland Gaunt (genial wie fast immer: Max von Sydow). Der zieht ein ganz besonderes Geschäft auf: alles, was im Haus steht, ist zu verkaufen. Jeder wird etwas finden, was er unbedingt haben will. Und es kostet nicht einmal viel Geld. Dafür allerdings einen Gefallen...
Ungleich vieler anderer King-Verfilmungen aus der Zeit kann "Needful Things" mit einem ganzen Staraufgebot protzen (siehe oben). Sie alle machen ihren Job gewohnt gut und werden dabei noch durch toll aufspielende Nobodies unterstützt. Das ist gut so, denn die Figuren sind das ganze Kapital der Story. Es geht schließlich um die Verstrickungen zwischen den Charakteren. Jeder findet bei Gaunt seinen Schatz (ich hätte mich nicht gewundert, wenn Gollum irgendwann bei dem alten Mann angetanzt wäre und nach seinem Ring verlangt hätte) und verpflichtet sich zu einer nicht ganz so netten Tat für bzw. gegen einen anderen Stadtbewohner. Um einen Menschen darzustellen, der zwar von grundauf niemandem etwas Böses will, zum Schutz seines erworbenen Gegenstandes aber alles Mögliche tut, gehört schon ein gewisses Maß an schauspielerischer Kompetenz. Und dieses wird von allen Beteiligten bedingungslos erfüllt.
Die Atmosphäre, unterstützt von den kränklich gelben bis dunkelbraunen Farbtönen, wurde ebenfalls sehr schön eingefangen. Die vor allem aus Kingschen Miniserien bekannten klischeehaften Einstellungen fallen komplett heraus; hier hat man es deutlich sichtbar mit einem waschechten Spielfilm zu tun. Die verwaschenen Rückblenden, in denen die Bedeutungen der Gegenstände für die zugehörigen Leute verdeutlicht wird, sind dabei noch ein ansehnliches visuelles Upgrade, das gleichzeitig der Story dient. Musik und Beleuchtung passen eigentlich immer. Das wird besonders in der Szene klar, in der Gaunt im Lichte des Kaminfeuers eine getötete Person von seiner Liste streicht, sich in seinen Sessel zurücklehnt und mit seinem schiefen Gebiß anfängt, teuflisch zu grinsen.
Ein paar recht blutige Szenen gibts auch. Schon nach wenigen Intrigen gibt es den blutigen Höhepunkt im Kampf zwischen den zwei Furien, eine mit dem Messer, die andere mit der Axt. Die eine in dem Glauben, die andere haben ihren Hund getötet, die andere in dem Glauben, die eine habe ihr die Bude mit Äpfeln eingeschlagen.
So gut der Eindruck auch ist, den der Großteil des Filmes macht, so sehr wird dieser durch das im Vergleich zum Buch recht schwache Ende wieder versaut. Wie bereits jemand anders erwähnte, ist die Ansprache von Pangborn etwas deplaziert. Andererseits bin ich froh, daß man sich nicht darum bemüht hat, die im Buch geschilderte Teufelsfigur zu animieren. Ein CGI-Monster zum Ende hätte dem Film den Rest gegeben.
So bleibt aber ein insgesamt guter Eindruck. Vor allem, wenn man die schwierige Vorlage bedenkt. Die Darstellung der ganzen Verstrickungen stelle ich mir nicht unbedingt als leicht adaptierbar vor.
7/10