Der alte, scheinbar harmlose Antiquitätenhändler Leland Gaunt eröffnet ein Geschäft namens “Needful Things” in dem ruhigen Kleinstädtchen Castle Rock. Schnell laufen die Bewohner Sturm, denn jeder bekommt dort genau das, was er sich bisher immer gewünscht hatte - und Gaunt verlangt kein Geld, sondern lediglich scheinbar harmlose Streiche. Diese werden jedoch zunehmend bösartiger, und alsbald herrscht der blanke Haß. Die ersten Toten folgen. Doch niemand merkt, daß Gaunt der Leibhaftige höchstpersönlich ist...
“Needful Things” basiert auf einem Roman von Stephen King. Neben “Carrie - Des Satans jüngste Tochter” und “Dead Zone” ist das Regiedebüt von Fraser Clarke Heston wohl die gelungenste Verfilmung des großen Horrorschriftstellers. Zwar kann der Film in seinen 110 Minuten selbstverständlich nicht die ganze Komplexität der Vorlage erreichen, aber Heston verstand es, sich auf das Wesentliche zu beschränken und verzichtete auf einige Einzelschicksale.
Das tut seinem Werk überaus gut: Die wenigen Protagonisten werden vorzüglich charakterisiert.
Max von Sydow brilliert in der Hauptrolle als Teufel in Menschengestalt. Er bringt das Kunststück fertig, daß der gemeine Zuschauer über lange Zeit mit ihm sympathisiert, obwohl er solch gräßliche Dinge geschehen läßt und sich für einige Morde verantwortlich zeigt. Erst gegen Ende - je offener er sich als Teufel zu erkennen gibt - wächst die Antipathie. Dennoch behaupte ich, daß der Leibhaftige in kaum einem anderen Film charmanter dargestellt wurde als hier - Parodien auf das Genre ausgenommen.
In der weiblichen Nebenrolle spielt Amanda Plummer (“Pulp Fiction”) als scheue Baptistin groß auf. Besonders hervor ragt allerdings auch J. T. Walsh als korruptes Ekelpaket “Buster” Keeton III., der im Laufe der Zeit immer stärker in den Bann seines teuflischen Mitbewohners gezogen wird.
Die Geschichte an sich verdient schon aufgrund der wirklich originellen Grundidee Anerkennung und hebt sich von den schematischen Okkultfilmen in der Beziehung klar ab. Weiterhin angenehm verzeichnet werden muß der weitgehende Verzicht auf unnötige blutrünstige Effekte. Zwischenzeitlich scheint dem Regisseur die kulante Linie zu entgleiten, als innerhalb von fünf Minuten der Blutgehalt rapide in die Höhe schnellt. Aber selbst in diesen Szenen legt Heston noch eine Zurückhaltung an den Tag, die heute nur noch selten ist. So blendet er einfach weg, als der Hund der Baptistin getötet und gehäutet wird, während andere die Exekution detailliert gezeigt hätten. Ähnlich in der Szene, als “Buster” seine Frau mit dem Hammer erschlägt - ein harter Schnitt spart die grausige Bluttat aus. Der Schrecken spielt sich im Kopf ab - wie z.B. auch die Duschszene in “Psycho”.
Deshalb ist “Needful Things” wahrscheinlich auch eine der harmloseren King-Verfilmungen, die - bis auf genannte Ausnahmen - auch einige jüngere Zuschauer sehen könnten.
Statt extremer, ausführlicher Blutorgien krönt Heston - übrigens der Sohn des ungleich bekannteren Schauspielers Charlton - seinen Film mit einem spannenden, explosiven, famosen Finale, das außerdem noch überraschend endet und ein echtes Happy-End nicht aufkommen läßt. Nichtsdestotrotz ist es sicher ein Schwachpunkt, daß es Sheriff Pangborn (Ed Harris) schließlich tatsächlich gelingt, mit einem flammenden Appell an seine Mitbewohner Schlimmeres zu verhindern und den gegenseitigen Haß erst einzudämmen, dann verfliegen zu lassen. Wenn das wirklich so einfach ginge, hätte der Teufel von Anfang an keine Chance in Castle Rock gehabt, für Totschlag und Zerstörung zu sorgen. Ebenso zweifelhaft ist es, ob ein Mensch in Wirklichkeit wirklich dazu fähig wäre, für eine heißgeliebte Jacke einen Hund zu töten und obendrauf noch zu enthäuten. Wie herzlos muß man sein, um so etwas zu tun? Ob man auch gleich jemanden mit einer Axt angreifen und umbringen muß, wenn der mit Äpfeln die Scheiben eingeworfen und die Einrichtung demoliert hat, bleibt in meinen Augen auch eher unglaubwürdig.
Die Story erzählt bis zum Ende eigentlich ständig das gleiche Prinzip: Menschen, die ihren Mitmenschen böse Streiche spielen, um ihr begehrtes Produkt zu ergattern. Damit sich diese gewisse Monotonie in den Bildern nicht mit der Zeit abnutzt, verwendet Heston verschiedene akustische Variationen: als Keetons Wohnung mit Strafzetteln zugekleistert wird, läuft klassische Musik; als der Junge Brian die Fenster einwirft, werden fiktive Baseballreportagen eingespielt, die dessen Würfe kommentieren.
Positiv außerdem: Über die fast zwei Stunden ist die Musik sehr passend ausgewählt und fängt die düstere Atmosphäre, die dieser Film trägt, gut ein.
Meiner Meinung nach hätte “Needful Things” ruhig noch etwas gemeiner sein können. Der Schluß bietet zwar wirklich einiges, allerdings hätte die gesamte Situation noch stärker eskalieren können - wie in Kings Vorlage. Letztlich aber konnte man es sich wahrscheinlich nicht mehr leisten, noch mehr Geld in den Film zu stecken. Macht nichts: Ich schaue ihn trotzdem immer wieder gern.
Fazit: “Needful Things” gehört zu den besten King-Verfilmungen, die ich gesehen habe. Der Film besticht durch eine eigenwillige Grundidee und überzeugende Charakterzeichnungen, besitzt eine Spannung auf hohem Niveau, gute Schauspieler (allen voran Max von Sydow als Luzifer), ein knalliges Finale und eine ausgezeichnete Atmosphäre - zwar kein perfektes, aber ein sehr gutes Machwerk.