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‚Geheimnisse in goldenen Nylons’ ist keine frühe europäisch co- produzierte Sexklamotte. Wie es der aussagefähige deutsche Titel vielleicht vermuten lassen könnte. Ganz im Gegenteil handelt es sich hier um einen Agenten-Gangster- Nachzügler aus dem Hause CCC. 1967 war die Zeit für derartige Spionageabenteuer bereits vorbei. Trotzdem ein herzlichen Dank an Artur Brauner, denn er machte - im Vergleich zu Wendland - wenigstens hier und da (DER MANN, DER VENEDIG HIESS) Berlin zum Hauptdarsteller seiner Produktionen.  Die neue alte Hauptstadt gibt ja auch einen recht ordentlichen Hintergrund für diese spannende Gangsterjagd. Auch wenn die Geschichte nach ca. 15 Minuten selbige schon wieder verlässt und ihre Protagonisten quer durch Europa treibt. Die Titelmusik ist übrigens von dem Deutsch- Brasilianer Carlos Diernhammer und nicht wie im Vorspann zu lesen von Gerard Calvi. Zu Beginn läuft Hauptdarsteller Georges Géret ziemlich begossen durch ein sehr verregnetes Berlin. Eine Stadt in der es fortwährend nasskalt zu sein scheint und in der man ständig aufs Maul bekommt. Schon der Vorspann zeichnet ein eher bedrohliches und düsteres Bild. Das Berlin der 60er Jahre, mit seiner notdürftig zusammen geflickten Reichshauptstadt- Romantik, war ja geradezu prädestiniert für derlei Spionagegeschichten. Was folgt ist eine mit bescheidensten Mitteln inszenierte Verfolgungsjagd durch die Strassen der Metropole. Hier zeigt Christian Jaque viel Gespür für Timing und Atmosphäre. Wahrscheinlich alles am Sonntagmorgen, kurz nach Sonnenaufgang gedreht. Typisch dass erst ein Franzose kommen muss, um uns zu zeigen wie es gemacht wird. Deutschen Filmemachern konnte ja kein Winkel dieses Planeten zu entlegen sein, nur um nicht als solche wahrgenommen zu werden. Auch was die Besetzung angeht wurde nicht gekleckert. 75% der maßgebenden Schauspieler deutscher Sprache geben sich ein Stelldichein: Werner Peters, Wolfgang Preiss, Wolfgang Kieling, Siegfried Wischnewski, Herbert Fux und Horst Frank. Und Horst Frank frisst die Kamera in jeder Szene, um mir mal eine Formulierung von meinem Freund Christian Kessler auszuleihen (wir telefonieren fast jeden Tag und tauschen Kochrezepte aus). Im krassen Gegensatz dazu, präsentieren sich die beiden Hauptakteure Ira von Fürstenberg und Peter Lawford als ausgereift schmalzige Geschmacksverstärker. Während Lawford selbstgefällig seinen Vorzeigeami heraushängen lässt und mehr oder weniger gelungen eine Art Schauspielschulen Standart runter spult, gibt uns die Fürstin von und zu eine naive Simulation ihrer Vorstellung von Schauspielkunst. Nichtsdestotrotz muss man die beiden gesehen haben. Ihre peinlich angehauchte Vorstellung von zwischenmenschlicher Zuneigung tut der Unterhaltung dieses Werkes keinen Abbruch. Im Gegenteil. Ich glaube mal gelesen zu haben, dass das Verhältnis der hochwohlgeborenen und ihres amerikanischen Schauspielkollegen nicht gerade entspannt gewesen sein soll.

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