Review

Wenn sich mörderische Gedankenkraft auf einen Menschen fokussiert, ist letzterer meist nur zweiter Sieger. Brian De Palma hat das im Finale seines 1978 entstandenen Schockers The Fury bereits sehr detailliert veranschaulicht. 1981 legte David Cronenberg mit Scanners nach, und die Szene, die in die Horrorfilmgeschichte einging, ist die eines spektakulär platzenden Schädels. Ein kraftvolles, unvergeßliches Splatter-Set-Piece, brillant umgesetzt von Dick Smith und seinen Mannen. Die Saga fand mit Scanners II: The New Order (1991) und Scanners III: The Takeover (1992), beide inszeniert von Christian Duguay, zwei recht gelungene Fortsetzungen, doch dann war irgendwie auch schon die Luft draußen. Um das Franchise dennoch erfolgreich weiterzuführen, war eine Neuorientierung vonnöten: der Scanner Cop war geboren.
Am Regiestuhl saß diesmal der Scanners-erfahrene Pierre David (sein Debüt als Regisseur), der bei allen bisherigen Teilen als (Mit-)Produzent im Hintergrund die Fäden zog. Fans der Reihe kommen auch bei diesem dritten Sequel bzw. Spin-Off voll auf ihre Kosten, denn der Kanadier bringt die von ihm erdachte Geschichte ansprechend, temporeich und sehr unterhaltsam über die Runden. Worum geht's? Eine mysteriöse Mordserie erschüttert Los Angeles. Bislang unbescholtene Menschen verwandeln sich beim Anblick von Polizisten ohne Vorwarnung in brutale Killer. Rookie-Cop Samuel Staziak (Daniel Quinn) wird auf den Fall angesetzt, da man hofft, daß er mit seinen unorthodoxen Methoden etwas Licht ins Dunkel bringen kann. Denn Staziak ist ein Scanner. Zwar setzt er seine gewaltigen Fähigkeiten nur äußerst ungern ein (was auf ein Kindheitstrauma zurückzuführen ist, als er mit ansehen mußte, wie sein Scanner-Vater außer Kontrolle geriet und erschossen wurde), doch angesichts der kollektiven Hilflosigkeit seiner Kollegen überwindet er sich letztendlich doch. Und tatsächlich entdeckt er bald, was es mit den heimtückischen Verbrechen auf sich hat...
Ein schneller Blick auf die Besetzungsliste genügt, um zu wissen, wer in Scanner Cop den teuflischen Antagonisten gibt. Es ist natürlich Richard Lynch (Invasion U.S.A., Cut and Run), der aufgrund seines Aussehens für Schurkenrollen prädestiniert ist und hier als gewissenloser Neurochirurg Dr. Karl Glock unserem gar nicht so strahlenden Helden das Leben schwer macht. An seiner Seite tummelt sich mit Zena (Hilary Shepard) eine durchgeknallte Wahrsagerin, während Staziak von der hübschen Dr. Joan Alden (Darlanne Fluegel, 14 Jahre, nachdem sie die Zuschauer als Nanelia in Battle Beyond the Stars verzückt hatte) unterstützt wird, obwohl sie mit seinen rabiaten Methoden alles andere als einverstanden ist. Und die Ärztin hat nicht Unrecht, denn je länger der Scanner Cop auf das Medikament Ephemerol, das ihm hilft, seine Fähigkeiten zu unterdrücken, verzichtet, desto aggressiver und rücksichtsloser wird sein Handeln. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch er die Kontrolle verlieren wird, wie sein Vater 15 Jahre zuvor.
Pierre Davids Regie ist recht ordentlich, aber einen eigenen Stempel vermag er dem Film nicht aufzudrücken. Daniel Quinn macht seine Sache gut und liefert eine sympathische und glaubwürdige Leistung ab. Auch Richard Lynch enttäuscht nicht, im Gegensatz zum ansonsten großartigen Brion James, dessen Mitwirken hier auf einen Cameo-Auftritt beschränkt bleibt. Die Scanner-Sequenzen wurden gut, teilweise sogar intensiv umgesetzt, und auch wenn die Qualität der Effekte gegenüber dem Original abfällt, so können sich die diversen Special-Make-Up-Kreationen von John Carl Buechler und David Barrett (hervortretende Blutgefäße, Verformungen des Kopfes, alptraumhafte Kreaturen) durchaus sehen lassen. Auf den fast schon obligatorischen Schädelplatzer muß man ebenfalls nicht verzichten, der hier sehr lange hinausgezögert wird, aber trotz Abnutzungserscheinungen beeindruckt. Zuvor durfte man schon eine tolle "Höllensequenz" bestaunen, die zwar etwas out of place, dafür aber recht effektiv und hübsch bizarr geraten ist.
Scanner Cop spielt im großen und ganzen in derselben Liga wie Scanners II und III, wobei ich den Direct-to-Video-Streifen einen Tick höher einschätze als seinen unmittelbaren Vorgänger. Fazit: gute, actionreiche und etwas trashig angehauchte Unterhaltung, der es jedoch an Biß und Originalität fehlt. Ein Jahr später folgte mit Scanner Cop II der bislang letzte Beitrag zu dieser kultigen Serie.

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