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Der Schönheits-Chirurg Phillip Reynolds ist zwar ein ziemlich brillanter Mediziner, aber gleichzeitig auch von Eifersucht und Jähzorn zerfressen. Zudem ist er auch ein mehrfacher Mörder, der nicht nur seine eigene Ehefrau, sondern auch der Freund seiner Tochter Heather auf dem Gewissen hat. Dummerweise wurde diese damals Zeugin der Tat, woraufhin sie einen Schock erlitten hatte und anschließend spurlos verschwand. Ein Jahr darauf verstirbt Reynolds verhasster Schwiegervater und hinterlässt seiner Enkelin fünf Millionen Dollar, was den Arzt ziemlich fuchst, weil er so natürlich nicht an das Geld rankommt. Da läuft ihm eines Tages die Stripperin Jane über den Weg, die man übel zusammengeschlagen hat. Reynolds sieht seine Chance gekommen, die Kohle in die Finger zu kriegen und verpasst Jane das Gesicht seiner Tochter, damit diese "ihr" Erbe antreten kann. Der Plan scheint bestens aufzugehen, bis die echte Heather plötzlich wieder vor der Tür steht... "Skalpell . Blutiges Spiegelbild" ist ein ziemlich bizarrer Psycho-Thriller, der aufgrund seiner recht vordergründig eingebrachten Inzest-Thematik ein wenig aus der breiten Masse ähnlicher Streifen herausragt, denn stellenweise ist das Ganze doch ziemlich creepy geworden. In den Szenen, bei denen der Arzt mit seiner "Ersatztochter" rumschäkert, kann einem hin und wieder schon ein bisschen mulmig zumute werden, ohne dass dabei besonders ins Detail gegangen werden müsste. Für sein Entstehungs-Jahr ist dieser nonchalante Umgang mit einem Tabu zu reinen Entertainment-Zwecken dennoch recht beachtlich und beinahe kann man hier schon von einer Weiterführung der seit "Psycho" eingeschlagenen Linie zur immer tiefenpsychologischeren Auslotung der üblichen Neurosen sprechen, auch wenn natürlich wieder mal das liebe Geld die eigentliche Wurzel allen Übels ist. Okay, die Geschichte, die da in einem eher gemächlichen Tempo abgespult wird, sorgt nicht gerade für atemlose Spannung ohne jede Verschnaufpause, schafft es aber immerhin, mittels kleinerer Gemeinheiten am Rande das Publikums-Interesse trotzdem einigermaßen aufrechtzuerhalten. John Grissmers zurückhaltende Inszenierung, die völlig ohne grobe Sex- und Gewalt-Einlagen auskommt (dennoch weist das alte, deutsche Verleih-Tape von RCA/Columbia leider einige unnötige Zensur-Schnitte auf), verleiht "Skalpell - Blutiges Spiegelbild" zudem einen Hauch von Klasse, der anderen, blutigeren Genre-Vertretern dieser Bauart oftmals abgeht und lässt den der Geschichte innewohnenden schwarzen Humor so richtig zur Geltung kommen… ehrlich, kein Vergleich zu seinem späteren Slasher-Streifen "Blood Rage", der ja fast im Kunstblut ersäuft und seine splatterigen Schauwerte so richtig in den Vordergrund rückt. Was zwischen den beiden Filmen wohl passiert ist, dass Grissmer so radikal umgedacht hat und volle Kanne auf den Gore-Trichter gekommen ist...? Dass in "Skalpell - Blutiges Spiegelbild" in Ansätzen bereits mehr oder weniger mit einem "Zwillings"-Motiv herumgespielt wird (was auch für den Zuschauer ob der Doppel-Rolle von Heather/Jane-Darstellerin Judith Chapman einen gewissen Verwisch-Effekt zur Folge hat), welches dann in "Blood Rage" aber erst so richtig zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung werden soll, weist dann aber doch darauf hin, dass tatsächlich derselbe Regisseur für so unterschiedliche Filme verantwortlich zeichnet. Fazit: Irgendwie besser als erwartet und als Psycho-Thriller keine Niete!

6/10

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