„Jeepers Creepers 2“ beginnt gleich nach Teil eins, ohne dass man diesen kennen müsste, denn die beiden Filme haben so gut wie gar nichts gemeinsam:
Diesmal dreht sich alles um ein Football-Team und ein paar Cheerleader, die gerade nach einem gewonnenen Spiel mit dem Schulbus nach Hause fahren. Plötzlich platz ein Reifen, die Busfahrerin und der Coach finden darin ein spitzes, knochenartiges Gebilde. Da sie sich jedoch in einem Funkloch befinden, kann keine Hilfe gerufen werden. Also entschließt man sich weiter zufahren, bis der nächste Reifen platzt. Wieder steckt so ein seltsames Ding im Reifen. Jetzt wird auch den Protagonisten klar, was der Zuschauer schon längst wusste: Das kann kein Zufall sein.
Gleich darauf werden die beiden Coachs und die Busfahrerin vom Creeper geholt. Für alle, die es nicht wissen sollten: Der Creeper ist ein fledermausartiges Monster, das der Legende des Films nach alle 23 Jahre für 23 Tage auf der Erde wandeln darf um zu fressen und wie schon der Slogan des Films so schön sagte: Er frisst keinen Mais. Der Creeper ist kein Freund pflanzlicher Kost, also frisst er lieber Teile von Menschen.
Der Film spielt am 22. Tag des Creeper-Freigangs, also noch schnell einen Gute-Nacht-Snack nehmen. Da kommen die Teens gerade recht. Diese verschanzen sich im Bus und kriegen am Ende noch Hilfe von einem älteren Mann, dessen kleiner Sohn vom Creeper geholt wurde.
Der erste Teil von „Jeepers Creepers“ hat ja noch Spaß gemacht. Regisseur Victor Salva kreuzte Monsterhorror mit leichten Anleihen bei Spielbergs „Duell“. Teil zwei ist bedeutend schlechter geraten. Die Liste der Mängel ist endlos: Los geht es damit, dass so gut wie nichts aus dem Original geblieben ist. Außer dem Regisseur wurde das komplette Personal ausgetauscht; bis auf einen Cameo-Auftritt des Hauptdarstellers aus Teil eins, der total unmotiviert in eine nicht weiter erklärte und überflüssige Traumsequenz eingebaut wurde. Sonst haben beide Filme nur den Creeper gemeinsam, doch leider wird diese eigentlich recht reizvolle Figur hier total verschenkt: Dem Creeper werden lieber neue Eigenschaften zugeschrieben als seinen Background zu beleuchten. So kommt es, dass man auch nach Teil zwei fast gar nichts über seine Ursprünge weiß. Hier wird er einfach als mordende Riesenfledermaus verheizt.
Nicht einmal der Louis-Armstrong-Song, nach dem der Film ursprünglich benannt wurde, erklingt hier.
Der Film selber ist komplett langweilig, was weniger an Victor Salvas Regie liegt, sondern vielmehr am missratenen Drehbuch. Der Großteil des Films spielt im Bus, es gibt keinerlei Plottwists oder Überraschungen und wenn der Creeper zum x-ten mal durch die Decke des Busses langt um sich einen der Teens zu greifen, verliert auch der letzte Horrorfan das Interesse. So wird die ganze Zeit über nur gekreischt und geschrieen, wenn der Creeper sich mal wieder vor einem Fenster blicken lässt oder am Schulbus rüttelt, was auf die Dauer ziemlich ermüdend ist.
Das größte Desaster des Films sind die Darsteller: Man ist es ja gewohnt, dass bei Teen-Horrorfilmen die Qualität der Mimen nicht gerade erstklassig ist, aber was hier geboten wird ist ein Witz. Die lächerlichen Pseudo-Konflikte, welche die Charaktere untereinander austragen sind einfach nur peinlich. Das Nichtvorhandensein schauspielerischer Qualität gepaart mit einer unmotivierten deutschen Synchronisation lassen den Betrachter manchmal glauben, er würde eine Folge „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ sehen.
Überhaupt sind die Protagonisten allesamt dermaßen unsympathisch, dass man für sie keinerlei Mitgefühl hegt und sich regelrecht freut, wenn der Creeper wieder zuschlägt und den Zuschauer von einem der nervigen Arschlöcher befreit.
Die letzte halbe Stunde des Films ist dann doch noch halbwegs erträglich, denn die unsäglichen Gören sind dann endlich aus dem Bus raus. Aber vollends zu überzeugen vermag auch dieser 08/15-Actiongrusel nicht, denn es werden mal wieder nur die bekannten Zutaten des Horrorgenres durchgerührt.
Splatterfreaks werden ebenfalls enttäuscht sein, denn der Film bietet nicht viel Blutiges. Meistens sieht man den Creeper nur mit seinen Opfern davon fliegen, was nicht sehr originell ist und den Betrachter schnell langweilt.
Wäre der erste Teil nicht halbwegs erfolgreich gewesen, dann wäre diesem routinierten Teenhorror sicher gleich eine Videoauswertung beschieden gewesen, denn mehr Niveau erreicht Victor Salvas Film leider nicht.
Schade um den Creeper, der als Movie-Maniac sicherlich durchaus interessant gewesen wäre. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass der Film höchstens etwas für absolute Horrorfreaks und unverbesserliche Fans des Originals ist.
Dann doch lieber zum x-ten Mal einen Horrorklassiker auf dem heimischen Fernseher sehen, denn Angst muss man hier nur vor Teil drei haben.
6/10