Review
von Leimbacher-Mario
Pfefferminz-Knall-Bonbon
„Eine Frau sieht rot“ heißt es in dem B-Actioner „Peppermint“ mit der beeindruckenden Jennifer Garner, die die Selbstjustiz und ihren Rachefeldzug auf 11 dreht, nachdem ihre Familie brutal von einem Kartell niedergeschossen wird. Kann diese feminine „Death Wish“-Variante was, wie einige Zuschauer meinen? Oder haben hier die Kritiker mit ihren doch recht drastischen Verrissen hier eher recht?
„Peppermint“ verbindet das klassische (damals meist männlich interpretierte) Rachemotiv mit einer modernen Powerfrauen-Attitüde. Das ist sicher keine Innovation oder großes Kino, aber für einen knalligen Sonntagabend daheim reicht es dicke. Manchmal macht es sich die Bluttour der von Gangstern sowie dem Staat (!) gedemütigten und zerstörten Mutter etwas leicht, hetzt sich auch etwas ab und lässt Logik wie Realismus mal ganz weit hinter sich - aber was soll’s, wenn’s funktioniert und bockt?! Und das tut es weitestgehend. Garner kauft man die wütende Mami absolut ab, ihre Rache ist höchst befriedigend und der Blickwinkel wirkt dank thematischer Variation bzw. neuem Geschlecht zumindest etwas frischer als Konkurrenzprodukte. Das ist für mich oberste Videothekenware - als totales Kompliment gemeint. Es ist das, was Pierre Morel als Regisseur sehr gut kann. Nicht überraschend oder grandios, aber treffend und kurzweilig. Für viele mag der einfache „Austausch“ des Geschlechts nicht reichen, aber für mich wirkt das Gesamtpaket rund genug für den grünen Bereich. Mit überraschend vielen Parallelen zum neuen Rambo...
Fazit: geradeaus, klassisch, feminin, oberflächlich unterhaltsam, wenn auch natürlich bei weitem nichts Neues, wirklich Tolles oder Klischeefreies. Aber manchmal braucht man genau das, simpel und effektiv, etwas oldschoolig Krachendes für den hohlen Zahn. Jennifer Garner macht ihre Sache top, Tempo plus Härte stimmen und alte sowie neue Tugenden, Werte, Vorlieben, Weltbilder werden geschickt verschmolzen. Sicher nicht der neue Gral der Revenge-Actioner, aber brauchbarer als ihn die Kritiker zu seinem Kinorelease abgestempelt haben. „Ms .45“ küsst „Taken“.