Review

kurz angerissen*

Schon wieder so ein bescheuerter Amateurfilm in Digitalkamera-Optik. Natürlich mal wieder im Found-Footage-Stil. Mit Zombies. Blau angemalt, als wolle man Tom Savini, dem Meister der Make-Up-Effekte, huldigen. Dabei winden sich bei weitem schon genug Fans in dessen Staub. Ein Wunder auch, dass das Filmteam überhaupt noch eine leerstehende Fabrikanlage gefunden hat; man sollte glauben, dass sie alle schon auf Monate ausgebucht sind. Entweder von anderen Nachwuchs-Hitchcocks, die Weißgottwas auf ihr eigenes Talent geben, oder von irgendeiner dahergelaufenen Heavy-Metal-Kapelle, die sich gerade für ihr neues Musikvideo filmen lässt. Immerhin können dann in der Drehpause alle zusammen Mittagessen gehen und den Black-Metal-Musikvideoregisseuren aus dem Wald gleich noch ein Bierchen vorbeibringen. "One Cut Of The Dead" bringt sich in Position wie so ziemlich jede Billighorrorproduktion aus aller Herren Länder: Hässliche Kulissen, schwachsinnige Dialoge, massig Anschlussfehler, eine Kameraführung, die seekrank macht, Schauspieler, die als Äquivalent für Notdurft durchgehen, kein Interesse an Dramaturgie oder Kontinuität. Und dann ist das Ganze auch noch ein Meta-Film, der die Dreharbeiten in die Handlung mit einbezieht, also auf das allseits berüchtigte Film-im-Filmgerüst herauszoomt. Da ist er wieder, jener Hauch von Postmoderne, für den der Amateurfilmer besonders anfällig ist, weil er regelrecht berauscht ist von dem bloßen Umstand, dass er hier überhaupt gerade einen Film dreht.

Als dann aber nach etwa einer halben Stunde der Abspann einsetzt, geht es endlich los. Ja, es bleibt meta und die Fähigkeiten der Filmemacher-im-Film verwandeln sich vom Neustart wachgeküsst auch nicht gerade von der Kröte in eine wunderschöne Prinzessin, aber plötzlich hat dieser Film etwas zu sagen, was andere allerhöchstens zu implizieren wussten. Im Schnitt wurde die verdammt mutige Entscheidung gefällt, das "One Cut" wirklich durchzuziehen und ewig lange darauf zu beharren, dass es sich hier um handelsüblichen Trash handelt, der von den direkt Beteiligten abgefeiert und vom Rest der Welt in der Tonne entsorgt wird. Schließlich werden nun 33% aller Zuschauer (diese Zahl ist natürlich eine reine Schätzung ohne statistische Grundlage) niemals erfahren, worum es eigentlich geht, weil sie schon beim ersten Heulkrampf des Zombie-Opfers abschalten.

Dabei ist "One Cut Of The Dead" in einer harsch gewordenen Kritiker-Kultur, in der sich jeder Kritiker nennen darf, der mal einen Film gesehen hat, von besonderer Relevanz. Es ist schließlich zum Volkssport geworden, Filme in der Luft zu zerreißen. Je härter, desto besser, müssen doch fleißig Likes geerntet und Follower an Land gezogen werden.

Indem nun die Mühe und der Einfallsreichtum direkt auf der Leinwand gezeigt werden, mit denen sogar noch ein Schundwerk wie "One Cut Of The Dead" versehen ist, gewinnt man natürlich nicht den zynischen Kritiker, der durchaus zu Recht einwirft, dass es nicht um den Aufwand geht, sondern um das Ergebnis, und dass der Einwurf "mach es doch erst einmal selbst besser" ein inhaltsleeres Totschlagargument ist. Trotzdem ist es schön, dass sich mal wieder jemand die Mühe macht, das in Schieflage geratene Verhältnis zwischen Produktion und Rezeption zu thematisieren. Wenn es dann auch noch in einer so charmanten, fast schon knuffeligen Art und Weise geschieht, um so besser. Es muss ja nicht immer gleich der Stinkefinger sein.



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