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Horrorfilm-Anthologien sind eine schöne Sache : man engagiert einfach ein paar kreative und hoffentlich hinlänglich bekannte Regisseure, gibt ihnen ein Tableau oder besser noch ein fertiges Drehbuch mit oder lässt sie einfach machen, soll aber nicht länger als 25 Minuten werden. Dann klöppelt man sich noch eine Rahmenhandlung zusammen, die so redundant ist, dass sie in allen Gelenken knarrt, denn seit den seligen Tagen von Amicus und seinen Kurzfilmkompilationen klassischer Art (1965-74) hat sich an dem Rahmenplot nix großartig geändert: eine Gruppe von Leuten trifft sich oder kommt sonstwie zusammen, bekommt etwas erzählt, gezeigt oder weisgesagt und ist am Ende dem Tode sowieso schon verfallen oder wird dem lokalen Wächter der Hölle übergeben. Helau!

Groß anders ist das mit „Nightmare Cinema“ auch nicht zwingend der Fall, hier tritt nach anfänglicher Abwesenheit ein enorm scheiße aussehender Mickey Rourke (seien wir uns gewiss, er sieht schon seit über 20 Jahren aus, als wäre er gegen drei Busse gelaufen) als Kinovorführer auf, der ein paar der lokalen Kinogäste empfängt und sich bemüht, aus seinem „Lippen schmüppen“-Gesicht derer von Kardashian, so etwas wie Bedrohliches fallen zu lassen. Funktioniert leider nicht mal so mittel.

Also Plot: nacheinander kommen 5-6 Personen (eine der fünf Episoden behandelt ein Pärchen) an einem abgerockten Hinterstraßenkino vorbei und bemerken nicht nur den Film des Tages auf der klassischen Anzeige, sondern auch ihren Namen als Hauptdarsteller. Wie die Lämmer marschieren sie in das verlassene Ding hinein und setzen sich in den sonst leeren Saal, wo dann der Film anläuft. So weit, so unlogisch. Alles ganz nice, „draggt“ aber ab Runde 3 schon ziemlich, weswegen dann Rourke mal vorbei schaut. Der hat seinen Part offenbar in 30 Minuten nach Feierabend eingesprochen.

Was in den Filmen folgt, ist so abwechslungsreich wie kontrovers in Sachen Qualität, sorgt aber weitestgehend für Unterhaltung.

Den Anfang macht Alejandro Brugués („Juan oft he Dead“) mit „The Thing in the Woods“, in dem die alte Mär von Studis im dunklen Tann mit dem gut gegen Messerstiche gewappneten Serienslasher neu durchdekliniert wird. Das soll eigentlich lustig sein, ist aber bestenfalls amüsant, solange der Regisseur nur alte Klischees abliefert, hat aber Drive. Immerhin wird das Konzept dann nach zwei Dritteln freundlichst auf den Kopf gestellt und kippt dann in Richtung Invasionsfilme. Wie auch später hier, hätte es mich noch mehr gefreut, wenn es auch eine weniger blasse Pointe gegeben hätte.

Über den Schöpfer von „Mirari“, Joe Dante, muss ich wohl nicht viele Worte verlieren, er macht seine Sache kurz, schmerzhaft, abgründig und solide: eine junge Frau lässt sich von ihrem Galan zu einer Schönheits-OP überreden und dann kommen da im Anschluss gleich noch viel mehr Verschönerungen zu Einsatz, wenn man denn schon mal dabei ist. Altmime Richard Chamberlain gibt den „zu“ freundlichen Dr.Leneer und was sich dann in der paranoiagefüllten Privatklinik ereignet, ist schon Horror pur – hat sogar so etwas wie einen bösen Abschlusswitz.

Weniger erwähnen würde ich Ryuhei Kitamuras „Mashit“, eine zwar optisch hübsch abgefilmte, aber nun wirklich nichts Neues liefernde Version von der dämonenbesessenen Mädchenschule vs. Priester und Nonne. Die Story ist visuell delektabel und einige schöne Aufnahmen und ist auch technisch superkompetent, aber dennoch wartet man zwischen dem Geknacke, Gespritze und Ge-Enthaupte auf irgendeine sonstwie kreative Erzählidee.

Wesentlich mehr Potential hat David Slades („Dark Harvest“; „Black Mirror“) „This Way to Egress”, eine nette kleine S/W-Studio in Weltverformung, Body Horror und psychologischer Identitätsstörung. Was alles dahinter steckt, hätte sicher einen längeren Film verdient, aber der vermittelte Eindruck zählt zum Höhepunkt der Anthologie, allerdings endet die Chose mit einem ernüchternden Fragezeichen, was denn nun wirklich los ist.

Danach darf noch der alte TV-Haudegen Mick Garris („The Stand“, „The Shining“) mit „Dead“ ein paar Standards zum Thema „Die Lebenden und die Toten“ verhackstücken, im Wesentlichen geht es um den Überlebenden eines Straßenräubermassakers im zarten Teenageralter, der selbst schon 17 Minuten tot war und nun beidseitige Wahrnehmung der Existenz zu bewältigen hat. Ach ja, und der mörderische Straßenräuber ist auch in der Klinik unterwegs. Garris, hier meist als Schwachpunkt bezeichnet, macht aus dieser gut abgelagerten Stangenware aber durchaus einen effektiven, wenn auch nicht irre originellen Kurzfilm, der so einige Fragen offen lässt, aber seine Zuschauer solide verunsichert.

Danach sind dann alle Beteiligten tot oder auf Zelluloid für die Hölle gebannt, ich bin nicht ganz sicher, aber ich kann konstatieren, dass der Film einen bei der Stange hält und nicht irgendwann vornüber einnicken lässt. Man hätte es sicher noch effektvoller und runder machen können, aber diese cineastischen Freiübungen sind dennoch eine schnieke Abwechslung mit sehr ordentlichen Looks (die alle sehr verschieden sind) und deshalb will ich die Sache mit den originellen Pointen mal nicht zu hoch aufhängen. (6/10)










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