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Eine gefühlte Ewigkeit hat es schon gedauert, bis der neue, der aktualisierte Death Wish und damit des Remake des legendären Ursprungsfilmes von 1974 (und weniger eine Neuverfilmung des nun ja zugrunde liegenden Romans von Brian Garfield) erschienen ist; je nach Ansicht zu lange und konnte es spätestens nach der Ankündigung nicht schnell genug gehen. Und je nach Meinung war ein Update auch überhaupt und grundsätzlich überflüssig und hat die Welt nicht drauf gewartet und konnte man das Endergebnis auch getrost ignorieren. Nach einer späten Zusage von Bruce Willis, der (mysteriöserweise) schon lange als Wunsch der Produzenten gesetzt war, vielerlei Umänderungen bei den ehedem geplanten Regisseuren und zusätzlich einer Verschiebung des bereits festgelegten Starttermins aufgrund eines realen Gewaltaktes und der damit verbundenen 'Unangemessenheit' des sowieso und überhaupt fiktiven Geschehens wurde die Veröffentlichung von ehedem Spätherbst 2017 auf März 2018 verlegt und die wartenden Meute bis dahin mit weiteren Bilder der Vorschau und ominösen Versprechungen sowie der Ankündigung zweier ähnlich situierter Projekte, diesmal gleich DtV und VoD und die wahre aktuelle Karriere Willis' wiedergebend vertröstet.

Mit dem letztlich bestenfalls grundsoliden Acts of Violence und Willis dort als erst die Propagierung von Gewalt und Gegengewalt verhindern wollenden und sich dagegen aussprechenden Polizisten, der zwar auch um die allgemein scheinende Verrohung der Gesellschaft weiss und auch davon gefrustet ist, sich aber erst spät dem Vigilantismus ergibt, ist Vertreter #1 auch schon erschienen. Numero Zwo ist Reprisal, der neben dem immer und ewig gültigen und auch stets die entsprechende Zuschauerschar interessierenden Thema und einer gewissen Variation dessen sowie dem Co- (und eigentlichen Haupt)Darsteller Frank Grillo auf jeden Fall und dies narrensicher die Klientel erreichen wird, auch wenn die Vorschau, die Erfahrungen aus bisherig ähnlichen angelegten Arbeiten und der EFO-Herkunft des Filmes schon darauf hindeutet, dass man von einem knallharten, auch schonungs- und v.a. schnörkellosen Aktionfilm mit vielleicht gar etwaigen Unberechenbarkeiten und Stimmungsschwankungen wieder (je nach Wohlwollen mehr oder weniger) weit entfernt ist:

Als seine Filiale von dem schwerbewaffneten und mit äußerster Brutalität vorgehenden Bankräuber Gabriel [ Johnathon Schaech ] überfallen wird, fühlt sich der dabei als Geisel genommene und leicht verletzte Manager Jacob [ Frank Grillo ] vor allem auch durch die anschließenden Befragungen seitens der Polizei und der während der Ermittlungen ausgesprochenen Suspendierung seitens seiner Vorgesetzten traumatisiert. Hilfe findet er weniger bei seiner Frau Christina [ Olivia Culpo ], die ihn in das Leben zurückholen versucht, als vielmehr bei seinem Nachbarn James [ Bruce Willis ], einem ehemaligen Polizisten, der ihn tatsächlich nach den Vorkommnissen befragt statt diese vergessen zu lassen, und auch bei dessen Suche nach dem Täter hilft. Als Jacob auf seinem privaten Feldzug wirklich auf die Spur von Gabriel kommt, wird es allerdings brenzlig.

Wie üblich bei Willis seinen Abenteuern in diesem Mid Budget - / Fast Food Milieu übernimmt der zweite Mann die Hauptrolle, der nächste Prominente, wobei zuvor Leute wie Christopher Meloni, Hayden Christensen oder zuletzt Cole Hauser diese Aufgabe geschultert haben, hier nun dafür mit Frank Grillo ein vergleichsweise aktiver, dem Publikum gerade neuerdings durch Aktualitäten wie der The Purge - Reihe, dem Netflix-Crime Wheelman, dem Chinesischen ÜberBlockbuster Wolf Warrior 2 oder dem Sequel Beyond Skyline durchaus bekanntes, ja derzeit gar gefragtes, eventuell auf dem Höhepunkt seiner Karriere befindliches  Gesicht vorhanden und dadurch eine gewisse (größere) Außenwirkung als üblich gegeben ist. Grillo ist im Grunde auch beständig, ohne nun wirklich herauszuragen, eine sichere Bank quasi, wobei der Mann mittlerweile recht müde und geschafft, wie dringend eine Mütze Schlaf und eine Dusche und vielleicht noch einen frischen Haarschnitt und eine Rasur nötig aussieht. Passend zu der Rolle hier ist das schon, wird seine Figur schon vor dem eigentlichen Ereignis und dem späteren Waffengang unter Stress, die Repressalien gesetzt (die Finanzen, die Einschnitte im Leben – was allerdings Luxusprobleme wie das Weglassen von Gärtner und Haushälterin sind – und die Krankheit der Tochter) und danach quasi ausgebremst, und wodurch er erst auf die Gedanken kommt, die ihn das Gesetz in die eigenen Händen nehmen und Hobbydetektiv (mit Naturtalent in der Deduktion) spielen lässt.

Unser Willis dann, DER Bruce Willis ist der Nachbar mit der Waffensammlung, der Mann mit dem Fangschuss, der Außenstehende und zu Hilfe Eilende im Privat- und Kleinkrieg, der Vater-Ersatz auch quasi, der beste oder auch einzige Kumpel gleichermaßen, der Zuhörer und der mit den 'klugen' Ratschlägen, die manchmal vielleicht für den Moment helfen (Pillekes und Fusel zur Überwindung des Traumas), für den Rest des Verarbeitens aber sicherlich nicht. Der Nachbar mit der Shotgun – der sicherlich als aktiver Cop auch begeistert war, wenn ihm Zivilisten in den Dienst pfuschen – ist auch schon in der Pension, hat also Zeit für Cameos demnach, so dass Holmes & Watson, die beiden momentan Pausierten und Totschläger der Zeit aus der Phase des reinen Nichtstuns schon und der zu vielen Gedanken und spinnerten Ideen auf eine Reise gebracht werden, die nicht bloß violent anfängt, sondern auch kein gutes Ende nimmt. Der Film und sein Regisseur Brian A. Miller - ein geläufiger Name hinter der Produktion, der immer wieder bei EFO verwendet, auch für Stallone demnächst in Backtrace und für Willis in 10 Minutes Gone verwendet wird und so Konstante mit ist - erzählen dies von Beginn an mit allerlei Unschärfen und Auslassungen, auf Biegen und Brechen, auf Teufel komm raus wird eine Art Puzzle vom heutigen Amerika im Mittleren Westen, und der (noch) besseren Mittelschicht abseits der Haupt- und der bestimmenden Städte hier aufgeworfen, in dem beispielsweise auch die Zeitangaben auf die Minute genau sind, der Ort selber aber eingangs gar nicht erwähnt wird und oft auch nur in dem heimischen Vorort und den Seiten- und Nebengassen sowie dem Industrieviertel zu sehen ist. Durch einige Zwischenszenen wird etwas mehr Tiefe und Empathie und vielleicht auch Hintergrundinformation versucht – obwohl oder weil die Haupthandlung in Sachen 'Warum?' und 'Wie?' löchrig wie ein Sieb und von Höcksken auf Stöcksken kommend wie der Einleitungstext zur Rezension ist –, sind aber gerade diese Beispiele gleich sinnlos in mehrerlei Belangen, so dass eher das Gegenteil der Bemühungen und eine kleine Abstumpfung fast eintritt. Zudem fährt die Kamera gerade eingangs immer wieder mehr oder weniger sinnvoll um die Figuren herum, wie ein Brummkreisel fast, so dass einem ganz schwindelig vor all den Eindrücken wird.

Auch bei der ersten größeren Actionszene (von derer Zwei), einer Schießerei vor einem Geldtransporter, bei der die herbeigerufene Polizei als Verteidigung des bereits in Gange befindlichen Raubüberfalls eingreift, wird mit einer hektischen Bebilderung an- und der Kugelhagel in einem 'mittendran statt nur dabei' eingefangen, ein wackelndes Konstrukt, das von einem durchweg brachialen Sounddesign immerhin getragen und bei der anschließenden Flucht und Verfolgungsjagd auch wieder etwas in die Übersicht gebracht wird. Der Film als vermehrt Psychothriller mit hier und da Gewalt- und finalen Aktionsausbrüchen ist sowieso recht grob gezimmert, schief gehauen quasi, nicht uninteressant von der Ausgangslage und zumindest in allen drei männlichen Beteiligten relativ markant besetzt, bloß mit so mancherlei Schwächen in Sachen Details und überhaupt recht schmuck- und würdelos, rein für den schnellen Gebrauch halt fabriziert.

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