kurz angerissen*
Ein relativ gewöhnlicher Kinder-Gruselfilm von einem nicht ganz so gewöhnlichen Kinder-Gruselfilmregisseur. Wer wie Eli Roth über Jahre hinweg seine Signatur im Erwachsenen-Horrorfilm hinterlassen hat und sich plötzlich einem jüngeren Publikum zuwendet, dem wird gerne vorgeworfen, sich kreativ zurückzuentwickeln und bloß auf ein größeres Publikum aus zu sein. Obwohl letztgenannter Vorwurf sicherlich nicht völlig entkräftet werden kann, ist es ein Trugschluss zu glauben, der Dreh eines Kinder- bzw. Familienfilms sei anspruchsloser als der Umgang mit den ganz harten Bandagen. So wie die Death-Metal-Kapelle sicherlich zunächst Probleme damit hätte, die Regeln des Pop Rock zu begreifen, dürfte ein Film wie "Das Haus der geheimnisvollen Uhren" trotz seiner stromlinienförmigen Anmutung sicher eine Herausforderung sein für den Mann, der ansonsten Kannibalen, Sadisten und fleichfressende Bakterien in der Vita stehen hat.
Wenn er nun auch das Subgenre nicht mit einer Revolution beehrt, so ist ihm zumindest eine glaubwürdige Imitation des "Schauermärchens für normale Leute" gelungen. Wüsste man es nicht besser, käme man kaum auf den Gedanken, dass jemand den Regiestuhl besetzt, dessen restliche Arbeit das Zielpublikum nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde. Manche Kreatur sowie das Make-Up von Kyle McLachlan könnte womöglich die ganz zarten Gemüter verstören und auch die Umdeutung vermeintlich vertrauensvoller Charaktere (Lorenza Izzo traut man als Traumerscheinung des Jungen im Grunde vom ersten Augenblick an nicht über den Weg) konterkariert die Erwartungen, die ein Kind an einen solchen Film stellen könnte. Ansonsten handelt es sich aber um einen typischen Vertreter seiner Gattung: Es gibt unheimliche Ausleuchtung, viele Momente der Entlastung durch witzige Zwischensequenzen und eine überbordende Theatralik, die einen immer ein wenig an Vincent Prices' starrende Augen denken lässt. Jack Black ist längst ein Spezialist für die Art Rolle, die er spielt, nimmt er im Grunde doch beinahe seine Arbeit an der Verfilmung von L.R. Stines "Gänsehaut" wieder auf und wäre bei anderer Körperstatur sicher auch ein hervorragender Scrooge, Grinch oder Graf Olaf gewesen. Seine exzentrische Erscheinung sorgt bei aller Düsternis stets für Heiterkeit, gerade wenn er sich mit Cate Blanchett kabbelt, die eine nicht weniger stereotype Figur mit der gleichen Souveränität zum Leben erweckt. Owen Vaccaro zieht derweil alle Außenseiter (und ist das in gewisser Weise nicht jedes Kind?) auf seine Seite mit seiner nerdigen, schwächlichen, aber auch forschen Erscheinung.
Natürlich kann man Roth im Umkehrschluss nun vorwerfen, er habe seine persönliche Note für eine Produktion geopfert, die jeder Auftragsregisseur mit ein wenig Kleingeld in der Tasche genauso gut hinbekommen hätte. Die ausdrucksvoll dekorierte Villa, in der sich Onkel und Neffe auf die Suche nach der tickenden Uhr machen, ist von innen wie außen ein echter Hingucker, die aufgebotenen Monster sind zahl- und abwechslungsreich, ohne in irgendeiner Art und Weise etwas Besonderes zu bieten. Ein wenig fühlt man sich an die jüngeren, harmloseren Filme Tim Burtons erinnert, nur eben ohne die Tragik eines gefallenen Regisseurs, der überhaupt nichts anderes mehr zu können scheint. Für Roth ist es zunächst einmal nur ein harmloser Ausflug in ein fremdes Fach, der als solcher durchaus solide Zerstreuung bietet. Solange er daraus jetzt keine Serie macht, ist alles gut.
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