Review
von Leimbacher-Mario
Unter den Blinden ist die Rachsüchtige am planlosesten
"In Darkness" hatte mich zu Beginn schon. Der ausgeprägte Rätselaspekt, der oldschoolige Hitchcock-Vibe, die bezaubernde Dormer als blinde Blondine inmitten eines Mordrätsels, ein effektvoller und eleganter Style - eigentlich war alles auf den Teller. Doch mit zunehmender Laufzeit und einer Verwandlung in Richtung Rachedrama verlor ich etwas das Interesse und die Konzentration. Viel lieber hätte ich einen Mysterythriller ala DePalma oder Polanski gesehen und dann kam ein Twist nach dem nächsten und ich dachte mir nur so: "Halt. Stop. Das sollte anders laufen!".
Natalie Dormer hat sich das wirre Ding selbst an den hübschen Hals geschrieben. Verschrieben möchte man fast sagen. Spielen und scharf aussehen kann sie. Beim Schreiben hat sie sich etwas verfranzt. Immerhin stilsicher bleibt's bis zum Schluss, selbst wenn er auch da seine Höhen zu Beginn hat. Ed Skrein mal wieder blass, der Soundtrack reiht sich dafür zu den zahllosen klasse Stücken des diesjährigen Fantasy Filmfests ein und gut unterhalten wird man. Ich persönlich hatte mir nach dem starken Beginn nur mehr versprochen. Er rollt dann unspektakulär aus und den letzten Twist kriegt man eh nur noch halb mit einem Augenzwinkern mit. Oder nimmt ihn kaum wahr geschweige denn ernst. Mindestens ein Haken zu viel. Egal. Die Dormer ist Feuer. Egal ob blind, mit Brille, nackt oder vermöbelt.
Fazit: Natalie Dormer ist wunderschön, kraftvoll, kostbar. Der DePalma/Hitchcock-Vibe zu Beginn verspricht viel. Doch hintenraus überschlägt sich der Thriller dann mit abstrusen Wendungen und wird generisch bis ratlos. Er fischt sozusagen passend zum Thema im Dunkeln. Für einen verregneten Sonntag auf der Couch dennoch eine solide Wahl, hochwertig produziert und ambitioniert gedacht.