Review

Im gegenseitigen Austausch von Quellen und/oder auch der Zusammenarbeit von personellen Kräften ist es kein Wunder und sicherlich entscheidende Überlegung südkoreanischer Filmemacher, sich bei den HK-Chinesen vor allem aus der Werkstatt von Milkyway Image (HK) Ltd. zu bedienen. Ein a) reichhaltiges Reservoir prall gefüllt mit über die letzten 20 Jahre angehäufter Qualität, die auch b) Zuspruch und damit Aufmerksamkeit international und das auch rückwirkend im Nachhinein fanden und c) schon von vorneweg genau die Stärken der einheimischen Produzenten, die sowohl innerlandes als auch außerhalb beliebte Schiene des Gangsterkinos, des Cops VS Robbers bedienten.

So wurde erst Accident akquiriert, A Hero Never Dies proklamiert und dann Eye in the Sky zu Cold Eyes verwandelt, wobei der letztere, das Remake also in der Stellung nicht schlechter ist als das Original, wenn nicht sogar eine Spannbreite drüber und auch noch in der Wiederverfilmung als eigener kommerzieller Erfolg für sich steht. Der ähnlich situierte, wenig Wochen nachträglich auch noch als Extended Cut nachgereichte Believer selber ist die neue Variante von Johnnie Tos Drug War und damit seinem bislang letzten guten Film, welcher v.a. auch durch die rabiate Kürze lebt, das Gegen- und Miteinanderspiel Zweier unterschiedlicher Figuren mit auch unterschiedlichen Interessen, und der kalten Lokalität Chinas, die dem Film neben hitzigen Gefechten auch viel beißende Kühle beigibt:

Polizist Won-ho [ Cho Jin-woong ] ist mit seinem Team seit zwei Jahren hinter 'Mr. Lee', einem Phantom der Verbrechens- und vor allem der Drogenszene hinterher, der für seine skrupellosen Maßnahmen auch gegenüber seinen Kollegen bekannt und von allen gefürchtet ist. Als eine seiner Informanten brutal umgebracht und ein Drogenlabor gesprengt wird, greift auch Won-ho zu extremen Maßnahmen. Er nimmt den einzigen Überlebenden der Explosion, den jungen Kurierfahrer und kleinkriminellen Kontaktevermittler Seo Young-rak [ Kim Sung-ryung ] als Zugang zum Business selber, wobei über den Zwischenhalt des chinesisch-koreanischen Drogenlords Jin Ha-rim [ Kim Joo-hyuk ] dessen Identität angenommen und folgend sich selber als potentiell vielversprechender Käufer ausgegeben wird. Mit unfreiwilliger Hilfe des Schergen Park Seon-chang [ Park Hae-joon ] landet man bald bei Brian Lee [ Cha Seung-won ], Sohn eines kürzlich verstorbenen schwerreichen Großindustriellen.

Die Witterung wird hier selber in der Eingangsszene übernommen, ein erstmal vom Rest des Filmes losgelöster Einstieg, in der auf Reservetank durch eine Einöde von Schnee und Eis gefahren wird, am Rande der Zivilisation und darüber hinaus und am Ende der Energien. Eine Fahrt in das Nichts und durch Weite, Leere und Isolation, worauf die Einspielung des Titels Believer, die Personifizierung und dies anders als das beschreibende Subjekt des chinesischen Filmes folgt. Der Aufbau ist erstmal auch komplett anders, das Anliegen, die Aussagen um den 'Glauben', dass den 'Drogenkrieg' ablöst, wird die erste halbe Stunde und diese Mehrlaufzeit für die Vorstellung der Prämisse und der auch anders gezeichneten Figuren genutzt; der Cop hier könnte durchaus das Ebenbild sein, der 'Gangster' an seiner Seite ist aber keiner, nutzt auch keine Drogen wie der schwer Süchtige dort und muss auch nichts erst mit Androhung der Todesstrafe zur Zusammenarbeit überredet werden. Abgesehen vom Alter des 'Antagonisten' schon wird dem Original so eine gänzlich andere Zielrichtung zugeordnet, auf eine andere Ebene (der Suche nach einem Phantom) gehievt und nutzt man das Vorbild nur als Hinweis für Anderes und Mehr, als Inspiration für eigene Kreativität und dem Spiel damit, und nicht unbedingt als Vorlage selber; so dass die Beschreibung eines Remakes im Grunde hier auch gar nicht in Erfüllung geht. Kräftig in der Erscheinung, gut vorbereitet und mit mancherlei kräftigen Gewalteruptionen aufgelöst, vielleicht etwas zu viel gewollt in den Aussagen und auch zu absehbar in dem erzählerischen Kniff, bisweilen obsessiv versessen wie der Polizist, der den Blick nach links und nach rechts in dem baldigen Blutbad und dem Dröhnen der Schnellfeuerwaffen verliert.

Das eigene Engagement der Filmemacher um Lee Hae-young, die sich so schnell und deutlich von To ablösen, auch offensiver in der Inszenierung agieren, auch deutlich mit sexuellen Konnotationen bspw. arbeiten und andere Vorgeschichten bei dem Polizisten und damit eine rabiate Arbeitsweise installieren, ist dabei sowohl einzeln als auch gerade im Vergleich genussvoll zu schauen und sowohl allgemein als auch speziell und dies länderübergreifend zu empfehlen. Eine ähnliche Herangehensweise wie die erste Schlüsselszene (von vielleicht zwei bis übernommenen überhaupt) hier, in der ein einmal getätigtes 'Arbeitsessen' mit dem chinesischen Drogenhändler nur Minuten später von den Gesetzeshütern nachgestellt werden muss, mit Erinnerung aus dem zuvor Gehörten und Geschehenen, und mit mitgeschriebenen Protokoll als Skript, und unter erschwerten Bedingungen gar; was mit allerhöchster Kraftaufwendung und dem Übertreten auch von eigenen und offiziellen Gesetzen gelingt.

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