kurz angerissen*
Als ein weiteres Spin-Off der ungewöhnlich schnell und breit expandierten Ip-Man-Reihe stützt sich „Master Z“ auf einen Seelenverwandten Ip Mans, zugleich aber auch dessen Endgegner aus dem dritten Teil. Die Verbundenheit der beiden Kämpfer macht sich nicht nur in den Kulissen aus dem China der 60er bemerkbar, sondern vor allem in der Herbeiführung der Martial-Arts-Szenen, die stets ein Resultat der Geisteshaltung der Kämpfer sind. Wo Ip Man seine Frau zu versorgen hatte, die schlussendlich zum wichtigsten Bestandteil seines Lebens erklärt wurde, geht es bei Cheung Tin Chi vor allem um das Wohl des Sohnes. Um dieses zu gewährleisten, reicht das Dasein als bescheidener Lebensmittelhändler selbstverständlich nicht lange aus; das Drehbuch würde über kurz oder lang eine Wiederaufnahme der Kampffertigkeiten verlangen. Eine Aufforderung, der die neue Hauptfigur widerwillig, aber virtuos nachkommen würde – genauso, wie es sein Vorgänger getan hätte.
Für Max Zhang Jin, der schon in der ästhetisierten Variation „The Grandmaster“ eine Rolle übernommen hatte, bietet sich hier eine weitere Möglichkeit, sein eigenes Profil zu schärfen. Der unverwechselbaren Anmut Donnie Yens kann er zwar nicht das Wasser reichen, doch es gelingt ihm, genug Präsenz aufzubauen, um den Film zu tragen – wobei er als Martial-Arts-Künstler ohnehin über jeden Zweifel erhaben ist. Auch wenn die oft wunderschöne Kulisse und die dynamische Regie kräftig mithelfen, entstehen unter seiner Beteiligung diverse wundervoll anzusehende Kampfszenen, denen zuzuschauen einem Blick auf einen Wasserfall gleicht. Wie schon in der Hauptreihe geht es weniger um Härten als vielmehr um den Tanz mit dem Gleichgewicht. Gerade deswegen funktionieren auch stets die Auftritte der unbeweglichen großen Brocken, diesmal verkörpert von Dave Bautista, an dem sich der Hauptdarsteller abrackern darf wie an einer Holzpuppe, so dass der Schwung besonders gut sichtbar wird. Schergen und Handlanger werden dagegen gleich in halben Dutzenden in Schach gehalten. Hier sticht eine visuell und choreografisch betörende Kletterpartie über diverse Neonschilder in den Straßen der Stadt hervor. Nur eines von vielen Highlights, mit denen die Erwartungen an ein Kampfkunstspektakel mehr als zufriedengestellt werden.
Der Subplot und den Kampf gegen ein Drogenkartell mitsamt korrupter Polizeiführung hingegen leidet an seiner stark vereinfachten Schwarzweißzeichnung und nur allzu naiven Gut-Böse-Gegenüberstellungen, mit denen der Aufstieg des ehemaligen Wing-Chun-Meisters aus der Asche über eine zu geradlinige Abflugrampe vollzogen wird. Gesellschaftliche Belange treten verglichen mit den ersten beiden Abenteuern Donnie Yens ohnehin stark in den Hintergrund, bisweilen hat man das Gefühl, einem autarken Mikrokosmos zuzusehen und nicht etwa dem Teil eines Landes, das politische und wirtschaftliche Veränderungen durchmacht.
Die fachkundig inszenierten Kampfszenen alleine sind aber schon mehr, als man von einer Filmserie erwarten konnte, die ihr ursprüngliches Sujet längst bis auf die äußerste Schale ausgehöhlt hat. So sehr man sich über „Ip Man 4“ freut, man hofft dabei irgendwie schon auf einen finalen Schlusspunkt.