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Die Kuh wird weiter gemolken…29.11.2019

Mit Ip Man hat das hier nichts mehr zu tun, aber wenn derzeit eine Serie, gleich welcher Art, an der Kasse erfolgreich ist, dann wird munter weiter produziert. Spin-Offs, Sequels, Prequels, egal, Hauptsache die Kasse klingelt. Der Zuseher wird sicher nicht müde, seine hart verdienten Kröten auszugeben, solange er glaubt, auf sicherem Terrain zu sein. Die eine oder andere Qualitätseinbuße wird er sicher schlucken, denn er will das Produkt ja gut finden, wenn er es erst einmal gekauft hat. Und nach einer Weile kann man dann mit dem nächsten Sequel zum Spin-Off nochmal tief in die Konsumententasche langen. Für Produzenten und Regisseure ist diese Vorgehensweise eine sichere Sache, sie garantiert bei sinkendem Budget einen schönen Gewinn. Und der Kunde? Nun, der hat irgendwann eine eigene Sicht der Dinge. Das sieht dann so aus:

Ein Film wird gekauft, die Vorfreude auf die Sichtung ist groß, man schiebt den vermeintlichen Genuß immer wieder auf, weil es noch andere Filme zu bewerten gilt, und dann ist es endlich soweit: Beamer an, Bier auf, Film ab. Die nächsten zwei Stunden werden sicherlich erfreulich. Doch nach 15 Minuten Filmlaufzeit kehrt Ernüchterung ein, die dann nicht mehr weicht. Man ist zunächst enttäuscht, dann verärgert, dann drückt man die Vorlauftaste in der Hoffnung, daß das schon noch was werden wird, man muß nur ein klein wenig aushalten – und dann ist der Film vorbei. Beamer aus, Rechner an, den Ärger von der Seele schreiben und andere warnen, damit der eingangs beschriebene Kreislauf unterbrochen wird.

Max Zhang soll als Nachfolger von Donnie Yen aufgebaut werden. Zhang spielt den einstigen Gegner Ip Mans, Tin Chi, der nach Hong Kong zieht und das Wing Chun an den Nagel hängt. Doch als er einer jungen Dame aus der Not hilft ist es vorbei mit dem ruhigen Leben, denn plötzlich trachten Gangster nach seinem Leben. Gut, wenn man dann Wing Chun kann. Schlecht aber, wenn man Max Zhang ist, der Mann mit einem einzigen Gesichtsausdruck, der ihm in einer furchtbar zusammengestöpselten Geschichte auch nicht dienlich ist. Zwar wird mit einigen kleinen Rückblenden versucht, Donnie Yens Aura auszuschöpfen, aber die Qualität der Filme mit ihm kann keinesfalls auch nur annähernd erreicht werden.

Egal, mag man sagen, wenn es volles Pfund aufs Maul gibt und Yuen Woo Ping die Finger im Speil hat, dann kann man über den Hauptdarsteller doch hinwegsehen. Nein, kann man nicht, denn auch die Kämpfe, eher wenige an der Zahl, sind keinesfalls beeindruckend. Der erste große Fight gar ist technisch schlecht gemacht und voller miserabler Computertricks. Ich mag es einfach nicht, wenn die Kämpfer scheinbar jeglicher Schwerkraft trotzend an Gebäuden aufwärts krabbeln und heiter von Leuchtschild zu Werbetafel hüpfen. Wenn dann auch noch der Endfight mittig abgebrochen wird, dann weiß man: es ist an der Zeit, sich von der Serie abzuwenden. Genuß geht anders.

Fassen wir zusammen: Story wirr und voller Klischees, Hauptdarsteller ein Totalausfall, zu wenige Fights, viel zu wenig Wing Chun, Tony Jaa überflüssig, Effekte von mangelnder Qualität – das reicht in Summe nur für knappe 5/10.

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