Review

Schöner Tanzen mit Gaspar Noé

Ein französisches Tanz-Ensemble feiert die überzeugende Abschlussprobe vor einem US-Trip. Jemand kippt Drogen in die Sangria. Alles steigert sich zur Ekstase, der Abend fordert Todesopfer. Das war die Inhaltsangabe.

Gaspar Noé ist auf dem absteigenden Ast, seine Filme wirken zunehmend inhaltsarm und ideenlos (obwohl ich LOVE im Vergleich zu CLIMAX fast wieder richtig gut finde). Denn wenn CLIMAX eines zelebriert, dann sind das inhaltliche Leere und Belanglosigkeit. Ja, die Kamera ist entfesselt, gleitet über die Köpfe der Tanzenden zwischen ihren Extremitäten hindurch, filmt das konvulsivische Zucken der Leiber aus allen erdenklichen Positionen, Schnitte sind nicht zu erkennen. Die Bässe wummern, die Rhythmen peitschen, das hat etwas Orgiastisches, ist aber ein reines Oberflächenphänomen.

Dazu diese allmählich ärgerlichen Mätzchen des Regisseurs: Der Abspann wird an den Anfang montiert, der Vorspann kommt kurz vor der Mitte, immer wieder werden Sinnsprüche eingeblendet, die Lebensweisheiten des Regisseurs wiedergeben. Kennen wir nur alles schon. Noé schlachtet seine Meisterwerke SEUL CONTRE TOUS, IRREVERSIBLE und ENTER THE VOID aus, ohne irgendetwas Neues anzubieten. Doch die eingestreuten Provokationen geraten immer mehr zum Selbstzweck.

Was soll man auch aus CLIMAX mitnehmen? Dass Drogen schlecht sind, dass Schwarze nur an Sex denken usw? Vermutlich habe ich die Satire nicht erkannt. CLIMAX ist der erste Film von Noé, den ich kein zweites Mal sehen möchte. So weit im Abgrund wie Tarantino ist Noé noch nicht. Aber auf dem Weg.

4/10

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